Max Gelhaar: Auf dem Weg zum Medaillen-Coup

Schwimmen, Radfahren, Laufen: Max Gelhaar beherrscht den Dreikampf mit diesen Sportarten wie kaum ein anderer. Bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024 geht der Para Triathlet in der Startklasse „PTS3“ auf Medaillenjagd. Die Vorzeichen dafür stehen nach einem hervorragenden Saisonverlauf gut. Dabei beginnt seine Karriere steinig – mit einer schweren Verletzung in seinem ersten Wettkampf.

Para Triathlet Max Gelhaar beim Zieleinlauf.
Max Gelhaar Foto: World Triathlon
26. Juli 2024

Die Begeisterung für den Sport kommt nicht von ungefähr. Bereits seit seiner Kindheit, seit 2007, ist Max Gelhaar im Para Schwimmen aktiv. In den folgenden Jahren verliert er jedoch die Lust und Leidenschaft am Schwimmen. Ganz anders ist es schließlich beim Para Triathlon, hier spürt der heute 26-Jährige sofort das Feuer. So testet er im Jahr 2016 erstmals diese neue Sportart aus, Radfahren war schon zu diesem Zeitpunkt eine seiner Stärken, das Laufen erarbeitet er sich mit hartem Training.  

Ein wichtiger Wegbegleiter ist für ihn Martin Schulz, der zweifache Paralympics-Sieger. Auch Schulz startet einst mit Para Schwimmen, bevor er zum Para Triathlon wechselt. „Martin Schulz ist definitiv mein Vorbild und auch mein Mentor, durch ihn bin ich zu dieser Sportart gekommen. Mittlerweile trainieren wir im Schwimmen sogar häufig gemeinsam“, erzählt Gelhaar. Bei den Paralympics in Paris wollen in diesem Jahr nun beide für Furore sorgen. Während Mentor Schulz seinen dritten Paralympics-Triumph in Folge anpeilt, ist es für Gelhaar die erste Teilnahme am drittgrößten Sportevent der Welt. Dennoch soll es auf Anhieb ein Erfolgserlebnis werden: „Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, hätte ich gesagt: Ich möchte einfach mithalten können und freue mich auf die Teilnahme“, sagt Gelhaar und fügt an: „Wie das Jahr aber jetzt verlaufen ist, muss ich ganz ehrlich sagen: Ich möchte eine Medaille. Wenn es dann Gold werden sollte, habe ich natürlich auch nichts dagegen. Die Vorfreude auf meine ersten Paralympics ist einfach riesig. Die Spiele haben ihre eigenen Regeln.“ Gelhaar, der seit seiner Geburt eine spastische Hemiparese auf der linken Körperseite hat, geht in Paris am 1. September an den Start.  

In Top-Form nach Paris

Dass die Paralympischen Spiele ihre eigenen Regeln haben und unter einem besonderen Stern stehen, ist klar. Doch sollte der Leipziger an seine Verfassung der bisherigen Saison anknüpfen können, stehen die Chancen auf Edelmetall ausgezeichnet. Er gewinnt alle drei internationalen Wettkämpfe, an denen er teilnimmt – gegen starke Konkurrenz. Unter anderem schlägt er den Spanier Daniel Molina, den aktuellen Weltmeister in der Startklasse „PTS3“. Fest steht: Gelhaar reist in Top-Form in die französische Hauptstadt. Nach vier WM-Medaillen (Bronze 2017, 2018, 2022 und Silber 2023) und einer EM-Medaille (Bronze 2023) soll nun der große Coup bei den Paralympics gelingen. Die erste Medaille bei der ersten Teilnahme.  

Für diesen Traum arbeitet er hart, umso bemerkenswerter ist, dass Gelhaar seinen Vollzeitjob mit dem hohen Trainingsumfang eines Triathleten kombinieren muss. Im Jahr 2024 legt er den Fokus auf seine sportlichen Ziele, verringert dafür von Jahresbeginn bis Ende September seinen Stundenumfang. Sein Arbeitgeber ist für den „Instandhaltungskoordinator in der Energieversorgung“ dabei eine wichtige Unterstützung: „Mein Chef ist selbst Triathlet und weiß daher, was ich täglich leisten muss. Das hilft mir enorm und für diesen Support bin ich sehr dankbar“, erklärt Gelhaar. Dennoch steht für den Frühaufsteher täglich ein hohes Pensum an. So absolviert er beispielsweise schon um fünf Uhr morgens seine Läufe oder auch Radfahrten auf der Rolle – nur so ist es möglich, alle Einheiten in den Tag zu integrieren. Zeit für Hobbys bleibt daher oft kaum: „Das Thema ist mittlerweile tatsächlich ein wenig eingeschlafen“, sagt Gelhaar. Wenn er dann doch einmal eine ruhige Minute findet, verbringt der Vizeweltmeister von 2023 Zeit in seinem eigenen Garten mit dem Anbau von Gemüse oder in der Natur beim Wandern.  

Seine große Leidenschaft ist und bleibt aber der Triathlon. Und das, obwohl sein allererster Wettbewerb im Jahr 2016 einen richtigen Schockmoment liefert: Gelhaar bricht sich den Mittelfuß, absolviert das Rennen jedoch bis zum Ende. „Bei meinem ersten Triathlon, einem regionalen Wettkampf, waren sehr schlechte Bedingungen. Ich hatte kaum Sicht, beim Schwimmen konnte ich noch nicht einmal die Boje sehen – ich lag in Führung und konnte mich nur am Boot vor mir orientieren. Auch beim Radfahren wurde es nicht besser, es hat ohne Ende geregnet“, erinnert er sich und fügt an: „Mein Trainer hat mir damals gesagt: Richte dich darauf ein, dass der Übergang vom Radfahren zum Laufen für Schwimmer – damals war ich schließlich noch Schwimmer – ungewohnt ist und es eine andere Belastung ist. Es könnte schmerzen, meinte er. Er hatte recht. Ich bin aber weitergelaufen, fünf Kilometer mit gebrochenem Fuß. Am nächsten Tag hat der Arzt dann festgestellt, dass der Mittelfuß gebrochen ist.“ Das alles schreckt ihn jedoch nicht ab. Trotz Startschwierigkeiten und einigen Hindernissen ist Gelhaar bei seinem Sport geblieben. Nun greift er in Paris nach den Sternen. Der Traum vom Medaillen-Coup bei den Paralympischen Spielen lebt.  

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