EM

Nach EM-Bronze: Der Traum von Tokio lebt

Sitzvolleyball-EM: Während die Herren das Spiel um Platz drei gewinnen, müssen die Damen mit dem vierten Rang Vorlieb nehmen – und schaffen damit einen historischen Erfolg
Nach EM-Bronze: Der Traum von Tokio lebt
Foto: © Daniele Celesti / Para Volley Europe
22. Juli 2019

Die deutschen Sitzvolleyballer jubelten über Bronze, feierten ihren Erfolg ausgelassen mit lautstarken „Campione-Rufen“ – dann drehten sie sich direkt um und feuerten die Damen-Mannschaft an, die auf dem Spielfeld nebenan ebenfalls um Platz drei kämpfte bei den Sitzvolleyball-Europameisterschaften in Budapest. Mit 3:0 bezwangen die Herren die Ukraine und sorgten damit für ein Happy End zum Abschluss, nachdem sie das Halbfinale gegen Russland verloren und damit die vorzeitige Paralympics-Qualifikation verpasst hatten. Die Damen unterliegen nach einem Fünf-Satz-Krimi der Ukraine und schaffen mit Platz vier trotzdem einen historischen Erfolg.

Sieben Siege in acht Spielen feierten die deutschen Herren – doch die eine Niederlage im Halbfinale gegen Russland schmerzte dennoch. Mit 0:3 musste sich das Team von Cheftrainer Michael Merten geschlagen geben. „Das war schon etwas bitter. An einem super Tag hätten wir gegen Russland auch gewinnen können, doch den hatten wir leider nicht. Hätten wir einen Satz gewonnen, hätte das Spiel auch anders laufen können. So war es ein verdienter Sieg für Russland“, resümiert Merten.

Doch abgesehen von diesem Wermutstropfen überwiege nach einem tollen Turnier insgesamt die Freude. „Wir haben unser großes Ziel erreicht, Bronze gewonnen und die Ukraine bezwungen“, sagt Merten. Sogar zweimal, in der Vorrunde und im Spiel um Platz drei. Beide Male deutlich mit 3:0. Der letzte Sieg gegen die Ukraine war vor den Paralympics 2016. „Gerade im kleinen Finale haben wir ein geniales Spiel gezeigt gegen einen guten Gegner. Das gibt uns Selbstbewusstsein“, betont Merten und fügt hinzu: „Ich glaube, dass wir die Stärke haben, das Qualifikations-Turnier zu gewinnen.“ Das findet voraussichtlich im März in Colorado (USA) statt. Nach WM und EM ist es die dritte und letzte Chance, um es noch zu den Paralympics zu schaffen. Das Tokio-Ticket im dritten Anlauf sozusagen. Dass die deutschen Sitzvolleyballer bei den Spielen 2020 das Teilnehmerfeld bereichern würden, haben sie bei der EM in Ungarn mit starken Leistungen unter Beweis gestellt.

Für eine positive Überraschung sorgten auch die deutschen Damen. Schon der Einzug ins Halbfinale war historisch, schließlich schaffte es eine deutsche Damen-Mannschaft zum ersten Mal überhaupt in die Runde der besten Vier bei einer EM. Nach zuvor drei Siegen in der Gruppenphase und dem Erfolg im Viertelfinale gegen Finnland (3:0) war allerdings im Halbfinale gegen starke Italienerinnen nichts zu holen (0:3). Das Spiel um Bronze gegen die Ukraine entwickelte sich zu einem fast zweistündigen Krimi auf Augenhöhe. Angefeuert vom lautstarken Herren-Fanclub zeigte das Team von Cheftrainer Christoph Herzog eine hervorragende Leistung und konterte den zweimaligen Satzvorsprung der Ukrainerinnen jeweils umgehend. So fiel die Entscheidung erst im fünften Satz. Nach dem 10:15 müssen die Deutschen mit Rang vier Vorlieb nehmen.

Christoph Herzog ist dennoch absolut zufrieden mit seiner Mannschaft. „Ich bin total stolz auf die Mädels. Wir haben gezeigt, dass wir dran sind, am Ende hat uns auch ein bisschen das Glück gefehlt. Wir können aber super mit dem Abschneiden leben und haben uns sehr gut verkauft“, sagt Herzog. Die EM sei Werbung für den Sport gewesen. „Diese positive Stimmung wollen wir mitnehmen und müssen weiter hart arbeiten. An unseren Zielen hat sich nichts geändert.“ Denn auch die deutschen Damen haben noch die Möglichkeit, sich bei einem Turnier im Frühjahr für die Paralympics in Tokio zu qualifizieren. Wo dieses stattfinden wird, ist noch offen. Das Potenzial hat die Mannschaft, wenn sie die gute Entwicklung der vergangenen Monate weiter fortsetzt.