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DM Para Leichtathletik: Kober überzeugt mit Europarekord

Zwölf deutsche Rekorde und ein Europarekord: Bei den Deutschen Meisterschaften Para Leichtathletik in Erfurt überzeugten die 150 Sportlerinnen und Sportler aus 70 Vereinen mit zahlreichen starken Leistungen. Allen voran Paralympicssiegerin Birgit Kober, die mit 24,86 Metern im Diskuswerfen in ihrer Startklasse F36 einen Europarekord aufstellte. Außerdem gewann die 45-Jährige vom TSV 1860 München auch im Kugelstoßen mit 11,24 Metern den Meistertitel.
DM Para Leichtathletik: Kober überzeugt mit Europarekord
Foto: © Marion Peters / DBS
29. Mai 2017

„Ich freue mich über die Ergebnisse, die beiden Titel und natürlich auch über den Rekord mit dem Diskus, obwohl diese Disziplin eigentlich nicht mehr zu meinem Wettkampfprogramm gehört. Ich fühle mich gut“, resümiert Birgit Kober. Auf dem richtigen Vorbereitungsweg fühlt sich ebenso die Wattenscheider Sprinterin Katrin Müller-Rottgardt, die souverän die Titel über 100 (12,23 Sekunden) und 200 Meter (24,94) gewann. Lindy Ave aus Greifswald überzeugte vor allem im 200 Meter-Lauf in deutscher Rekordzeit von 27,40 Sekunden. Damit führt die 18-Jährige derzeit sogar die Weltrangliste ihrer Startklasse T38 an und beförderte sich selbst in den Favoritenkreis für die Weltmeisterschaften in London vom 14. bis 23. Juli 2017. Noch in Rio war sie als Nachwuchsathletin zum Lernen dabei und hat den Schwung für eine rasante Leistungsentwicklung genutzt. Auch Vereinskollegin Hanna Wichmann überzeugte und will bei der WM erstmals den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen – zwei Deutsche Rekorde und sehr gute 16,14 Meter im Keulenwerfen der Klasse F32 lassen hoffen.

Deutscher Doppelmeister bei den Herren wurde Sebastian Dietz (Bad Oeynhausen/ F36) im Diskuswerfen mit einer Weite von 38,06 Metern und im Kugelstoßen mit 14,26 Metern. Hier verwies er in der Punktewertung Niko Kappel aus Sindelfingen (Klasse F41) mit einer Weite von 12,19 Metern auf Rang zwei und Matthias Schulze (Leipzig/ F46) mit 14,74 Metern auf den Bronzerang. Der Leipziger Schulze warf zudem den Diskus auf gute 44,17 Meter. Das Speerwerfen der Herren gewann Mathias Mester aus Kaiserslautern (F41) mit einer Weite von 37,89 Metern vor dem Berliner Thomas Ulbricht (F12) mit 43,04 Metern. Die nächsten Etappen Richtung WM in London sind die Grand Prix Meetings in der Schweiz am kommenden Wochenende und in Berlin am 17. und 18. Juni 2017. Nach einem Vorbereitungslehrgang in Kienbaum geht es dann am 11. Juli zu den Weltmeisterschaften in die britische Hauptstadt.


Im Nachwuchsbereich glänzten gleich mehrere Athletinnen und Athleten und empfahlen sich für die Junioren-Weltmeisterschaften im August. Phil Grolla vom VfB Fallersleben sprintete die 200 Meter mit 24,19 Sekunden so schnell wie noch kein Deutscher seiner Startklasse T46 vor ihm und der Bietigheimer Jonas Winkeler überzeugte nach dem Jugend-Länder-Cup erneut in seiner Paradedisziplin über 800 Meter in 2:20,30 Minuten. Norm abgehakt, Deutschen Rekord gelaufen – ein fabelhaftes Wochenende für ihn. Dieses hat sich auch Annegret Schneider aus Heilbronn verschafft, die sich im Weitsprung der Klasse T37 mit der starken Leistung von 4,31 Metern präsentierte. Zudem gibt es in der Klasse T20 wieder einen hoffnungsvollen Nachwuchsathleten: Johannes Hohl aus Dresden entdeckte neben dem Fußball auch seine Liebe für die Leichtathletik und lief bei seinen ersten Meisterschaften gleich einen Deutschen Rekord über 400 Meter in 54,03 Sekunden. Mit starken Nachwuchsathleten waren der TSV Bayer 04 Leverkusen (NRW), der SC Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), der TV Püttlingen (Saarland) sowie der Landesverband Niedersachsen vertreten. Weitere Talente kamen aus Schleswig Holstein, Thüringen und Hessen. Mit dem 14-jährigen Jannis Honnef vom SSF Bonn darf man sich insbesondere auf ein Rennrollstuhltalent der Klasse T54 freuen, der in Partnerschaft mit Top-Athleten wie Alhassane Baldé in der starken Bonner Rennrollstuhlgruppe trainiert.

Johannes Floors auf Rekordjagd, Léon Schäfer mit WM-Norm

Neben den Deutschen Meisterschaften in Erfurt gab es weitere Starts von Athletinnen und Athleten der Nationalmannschaft. Beim Christi Himmelfahrtsportfest des TuS Köln rechtsrheinisch am und der Kurpfalz Gala in Weinheim am Samstag waren Léon Schäfer, Johannes Floors und Irmgard Bensusan vom TSV Bayer 04 Leverkusen bestens in Form.Für das wohl größte Highlight sorgte Johannes Floors in Köln, nachdem er bei seinem ersten Start des Tages über 100 Meter noch disqualifiziert worden war: Über 200 Meter sprintete der 21-Jährige 21,40 Sekunden – gleichzeitig WM-Norm und Deutscher Rekord. Eine Zeit, die in Rio bei den Paralympics eine Medaille bedeutet hätte. Nachdem Floors eineinhalb Wochen zuvor in Essen über 100 Meter schon den Deutschen Rekord geknackt hatte, lief er in Weinheim noch die 400 Meter und ließ es auch dabei krachen: 46,65 Sekunden bedeuteten am Ende die dritte persönliche Bestzeit beim dritten Saisonstart.


Léon Schäfer, der in Essen über 200 Meter 27,21 Sekunden benötigt hatte und damit Bestleistung gelaufen war, pulverisierte diese Zeit nun um über eine Sekunde auf 26,19 Sekunden. Über 100 Meter blieb die Zeit bei 12,95 Sekunden stehen – ebenfalls Bestzeit. Die Krönung folgte dann in Weinheim: Im Weitsprung verbesserte der 19-Jähirge seine Bestleistung aus Rio um stolze 35 Zentimeter auf 6,41 Meter und schaffte damit die Norm für die Weltmeisterschaft in London ebenfalls. Besonders beeindruckend war, dass er bei sechs Versuchen gleich vier Mal über seiner alten Bestweite blieb.
Irmgard Bensusan lief in Köln mit 13,10 Sekunden über 100 Meter und 27,25 Sekunden über 200 Meter erneut in Richtung ihrer Bestleistungen und bestätigte die WM-Normen, die sie schon in Essen abgehakt hatte. In Weinheim ließ sie dann solide 60,95 Sekunden über 400 Meter folgen.Für die Bayer-Athleten geht es sofort mit Wettkämpfen weiter: Am Dienstag und Mittwoch sind Floors und Bensusan in Paris bei den Offenen Französischen Meisterschaften, am 9. Juni geht es nach Osterode, bevor am 23. Juni das heimische Integrative Sportfest mit vielen internationalen Startern lockt.

 

Quelle: Marion Peter, Nico Feißt, Ergänzungen DBS