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Kappel und Dietz stoßen Weltrekord

Ein Wochenende – zwei neue Weltrekorde. Die beiden deutschen Paralympics-Sieger im Kugelstoßen, Niko Kappel und Sebastian Dietz, haben rund sieben Wochen vor den Weltmeisterschaften in London ihre Klasse bewiesen und in ihrer jeweiligen Startklassen einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Kappel und Dietz stoßen Weltrekord
06. Juni 2017

Bei den Deutschen Meisterschaften war Niko Kappel nach seiner schlechtesten Saisonleistung mit 12,19 Metern noch enttäuscht, doch eine Woche später hat der kleinwüchsige Kugelstoßer ein großes Ausrufezeichen gesetzt. 13,78 Meter beim Münchener Ludwig-Jall-Sportfest bedeuten: Weltrekord. Damit verbesserte Kappel seine bisherige Bestmarke, mit der er bei den Paralympics in Rio de Janeiro Gold geholt hatte, um 21 Zentimeter und übertraf auch den bisherigen Weltrekord des Polen Bartosz Tyszkowski (13,64 Meter) in der Startklasse F41 – sieben Wochen vor den Weltmeisterschaften in London eine deutliche Kampfansage.

„Nach dem schwachen Wochenende zuvor haben wir uns zusammengesetzt und auch mit Hilfe von Videoanalysen an der Technik getüftelt und an den Schwächen gearbeitet“, erklärt der 22-Jährige vom VfL Sindelfingen. Es seien nur kleine Änderungen gewesen – doch offensichtlich mit großem Erfolg. „Wir haben ordentlich trainiert und ich habe mich gut auf den Wettkampf vorbereitet. Es hat sich richtig gut angefühlt“, sagt Kappel. Allerdings verliefen die ersten Versuche noch nicht wunschgemäß. Dann der vierte Stoß: 13,61 Meter, persönliche Bestweite, nur drei Zentimeter unter dem Weltrekord. „Da habe ich mich noch ein bisschen geärgert, dass er nicht noch etwas weiter gegangen ist“, berichtet Kappel lachend. Doch zwei Versuche später war der Ärger verflogen. 13,78 Meter im letzten Stoß – und damit Weltrekord.

„Unglaublich, dass es geklappt hat. Jetzt freue ich mich noch mehr auf die nächsten Trainingseinheiten und die Wettkämpfe“, sagt der Kugelstoßer und fügt kämpferisch hinzu: „Es war noch nicht der perfekte Stoß. Da ist noch Potenzial vorhanden und ich muss das System weiter stabilisieren und perfektionieren.“ Das verspricht ein heißes Duell bei den Weltmeisterschaften in London (14. bis 23. Juli) mit dem Polen Tyszkowski, dem er in Rio erst Gold und nun den Weltrekord wegschnappte. „Er ist jetzt mit Sicherheit noch mehr angestachelt. Und auch ein Amerikaner stößt inzwischen über 13 Meter. Ich habe in den sieben Wochen also noch viel zu tun“, betont der Welzheimer. Doch so ein Weltrekord verleiht bekanntlich mächtig neuen Schwung. Denn in London will Niko Kappel Weltmeister werden.

Dietz durchbricht magische Schallmauer


Auch Kugelstoßer Sebastian Dietz hatte beim Pfingstsportfest in seiner Heimat Bad Oeynhausen allen Grund zum Jubeln: die magische Schallmauer erstmals durchbrochen, die eigene Bestleistung um 60 Zentimeter übertroffen und dazu noch einen Weltrekord aufgestellt. Der 32-Jährige zeigte einen sensationellen Wettkampf, schaffte es dreimal über die 15-Meter-Marke und krönte seinen Auftritt vor der eigenen Haustüre mit dem Weltrekord. Mit 15,47 Metern verbesserte der zweifache Paralympics-Sieger die bisherige Bestweite des Russen Vladimir Sviridov in der Startklasse F36 (15,34 Meter) um 13 Zentimeter.

„Bessere hätte es nicht laufen können. Im Training hatte es sich schon angedeutet, dass ich gut drauf bin und ich wusste, dass ich über 15 Meter stoßen kann. Jetzt habe ich auch im Wettkampf endlich die magische Schallmauer durchbrochen“, freute sich Dietz, der seit einem Verkehrsunfall 2004 inkompletter Tetraplegiker ist mit Lähmungen links und Muskelschwund rechts. Dabei erzielte er direkt mit dem ersten Stoß 15,25 Meter – neue Bestweite, aber noch kein Weltrekord. „Das war sehr befreiend. Ich musste aber aufpassen, dass die Anspannung danach nicht zu sehr abfällt, denn ich habe mich richtig gut gefühlt“, berichtet Dietz. Er wollte mehr. Und das gelang: 15,35 Meter im fünften Stoß bedeuteten bereits hauchdünn Weltrekord und im letzten Versuch packte der Goldmedaillengewinner von Rio de Janeiro noch etwas drauf – 15,47 Meter und damit stolze 60 Zentimeter weiter als seine vorherige Bestleistung.

„Ich bin sehr glücklich, dass es geklappt hat. Jetzt darf ich nicht nachlassen, will diese Leistung bestätigen und bei den Weltmeisterschaften in London meinen Titel verteidigen“, betont Sebastian Dietz. Die WM findet vom 14. bis 23. Juli im Londoner Olympiastadion statt, und damit dort, wo er 2012 seinen ersten Sieg bei den Paralympics feierte – damals noch mit dem Diskus. Doch die Konkurrenz schläft nicht. „Ich bin der Gejagte und weiß, dass die anderen mich unbedingt schlagen wollen. Daher werde ich weiter hart arbeiten“, sagt der Kugelstoßer der BSG Bad Oeynhausen.

„Niko und ich haben uns  vor der Saison beide den Weltrekord als Ziel gesetzt und uns immer gegenseitig motiviert und ein bisschen gestichelt. Niko hat vorgelegt, zum Glück konnte ich schnell nachziehen“, sagt Dietz grinsend. Bei der WM in London wollen sie dann wieder gemeinsam jubeln.