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#Unvergessen – Martin Braxenthaler, Turin 2006

Sie haben die deutsche Mannschaft bei den Eröffnungsfeiern der Paralympischen Spiele angeführt – die Fahnenträgerinnen und Fahnenträger der letzten 20 Jahre haben ganz besondere Erinnerungen an die Paralympics. Doch was machen sie eigentlichen heute, haben sie noch Berührungspunkte zum Para Sport und was war der schönste Moment im Leistungssport? Das erfahrt ihr in der Serie #Unvergessen.
#Unvergessen – Martin Braxenthaler, Turin 2006
Foto: © Picture Alliance
25. Mai 2020

Welche Erinnerungen verbindest du mit der Eröffnungsfeier?

Das war eine Riesenehre, eine tolle Auszeichnung und ein großes Geschenk. Als Fahnenträger vertritt man ja nicht nur seine Sportart und die deutsche Mannschaft, sondern gewissermaßen auch die Nation. Es waren viele aufregende und emotionale Momente, die da gleichzeitig und ungefiltert in kurzer Zeit auf dich einprasseln – auch im Nachhinein noch ein großartiges Gefühl. Insgesamt durfte ich vier Eröffnungsfeiern miterleben. Es war immer ein besonderes Erlebnis, weil man gespürt hat, dass die lange Vorbereitung abgeschlossen ist. Alle Athletinnen und Athleten der verschiedenen Sportarten und Nationen sind da – jetzt kann es endlich losgehen.


Wie ist dein Leben nach dem Leistungssport?

Sehr cool! Es war ein perfekter Übergang, den ich mir nicht besser hätte erträumen können. Ich bin dem Sport und der Nationalmannschaft Para Ski alpin als Co-Trainer erhalten geblieben und kümmere mich auch mit um das Nachwuchsteam. Außerdem kooperiere ich mit meinen ehemaligen Sponsoren zum Thema Mobilität für Menschen mit Behinderung in den Bereichen Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb. Das sind spannende Aufgaben.


Was vermisst du am Leistungssport und was nicht?

Ich vermisse nichts, da ich Realist bin und alles seine Zeit hat. Ich bin dankbar, was ich in den 14 Jahren im Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband alles erleben und lernen durfte. Zudem konnte ich vieles für mein jetziges Leben nach der sportlichen Karriere mitnehmen.


Welche Verbindungen zum Para Sport hast du heute noch?

Gerade durch meine Tätigkeit als Co-Trainer bin ich noch nah dran am Sport und an den Athletinnen und Athleten. Wir hatten damals ein tolles Team, das gemeinsam gewachsen ist. Das hat uns stark gemacht. Jetzt gehöre ich immer noch zum Team, habe letztlich nur die Seiten gewechselt. Als ehemaliger Athlet kann ich auch einige Erfahrungen und Tipps weitergeben und bin den Sportlern emotional verbunden.


Wie beurteilst du die Entwicklung des Para Sports nach deiner aktiven Zeit?

Es gibt eine rasante Entwicklung in allen Bereichen. Beispielsweise nimmt die Leistungsdichte zu, die Trainingsumfänge werden dadurch größer, die Aufmerksamkeit durch die Medien ist gestiegen, die Nachwuchsförderung wird verbessert und auch in den Bereichen Finanzierung, Förderung und Sponsoring hat sich einiges in die richtige Richtung bewegt. Die Professionalisierung ist im Behindertensport spürbar angekommen. Doch jede Entwicklung braucht auch seine Zeit. Daher ist es schwierig, alle Bereiche im gleichen Verhältnis zu entwickeln. Insofern stehen die Verbände wie der DBS vor großen Herausforderungen bzw. sind schon mittendrin.


Was war rückblickend dein schönster Para Sport-Moment?

Eigentlich die komplette Zeit zwischen der Eröffnungsfeier 1998 in Nagano und der Abschlussfeier 2010 in Vancouver – mit allen Höhen und Tiefen, die man als Sportler erlebt. Besonders hervorzuheben ist der Gewinn meiner letzten Goldmedaille am letzten Wettkampftag in Vancouver 2010, weil ich wusste, dass ich damit ein besonderes Kapitel meines Lebens fertiggeschrieben habe.