EM

Weltrekord im letzten Versuch

Para Leichtathletik-EM: Paralympics-Sieger verbessert sich beim Heimspiel in Berlin um einen Zentimeter – Persönliche Bestleistung und Silber für Felix Streng – Vier Medaillen am Samstag
Weltrekord im letzten Versuch
Foto: © Binh Truong / DBS
26. August 2018

Die Deutsche Paralympische Mannschaft hat am Samstag bei der Para Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin vier Medaillen gewonnen: Markus Rehm sprang zu Gold, Felix Streng zu Silber und Thomas Ulbricht zu Bronze. Zudem sprintete Lindy Ave über 100 Meter zu Silber.

Der Weitsprung-Wettbewerb der Prothesen-Springer zog alle in seinen Bann: Für Markus Rehm vom TSV Bayer 04 Leverkusen war wenige Tage nach seinem 30. Geburtstag die große Frage, ob er erneut seinen Weltrekord verbessern kann, für Teamkollege Felix Streng hingegen, wie nah er an den Dominator herankommt. Nachdem Streng bereits im ersten Versuch seine persönliche Bestleistung mit 7,49 Meter übertroffen hatte, sprang er im zweiten Versuch sogar 7,71 Meter. Allerdings verschenkte der 23-Jährige dabei am Brett noch viel, so dass immer spannend war, ob er nicht auch noch über acht Meter kommen könnte. Rehm hatte in seinem ersten Sprung 7,75 Meter vorgelegt, bevor er sich im dritten auf 8,00 Meter absetzte. Nach 8,02 Meter und 8,11 Meter sowie Strengs letztem Sprung war klar, dass Rehm Europameister ist. Angetrieben vom rhythmischen Klatschen der 5000 Zuschauer legte er alle Kraft in den Absprung, flog und landete bei 8,48 Meter – Weltrekord. Ein Zentimeter mehr als noch Anfang Juli in Japan.

„Ich bin mit dem Anlauf nicht zurechtgekommen, der Wind war ziemlich ordentlich. Erst den letzten Sprung habe ich richtig getroffen. Dass es auch der Weltrekord ist, freut mich umso mehr", sagte Rehm, der die Sandgrube fast gänzlich ausnutzte. Felix Streng, der sich in diesem Jahr eigentlich auf den Sprint konzentriert hatte und nur in drei Einheiten vor der EM noch mal Weitsprung trainiert hatte, sagte nach dem Gewinn der Silbermedaille: „Ich war jetzt näher an Markus dran. Der Wettkampf kommt, in dem wir ganz dicht beieinander sein werden. Mir fehlt einfach das Sprunggefühl, aber daran wollen wir arbeiten. Momentan komme ich einfach mit viel Tempo an und nutze das aus."

Lindy Ave sammelte über 100 Meter schon ihre vierte Medaille. Nach Gold über 400 Meter, Silber im Weitsprung und Bronze über 200 Meter schnappte sie sich nun in 13,21 Sekunden wieder Silber. Nach einem mäßigen Start rollte sie das Feld von hinten auf und musste nur Weltrekordhalterin Sophie Hahn (Großbritannien) den Vortritt lassen: „Der Start war nicht so toll, da habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet, noch eine Medaille zu holen. Aber umso schöner ist es jetzt."

Lokalmatador Thomas Ulbricht sprang im Weitsprung auf 6,43 Meter, was Rang drei und Bronze bedeutete: „Es hat mir viel Spaß gemacht und auch meine linke Achillessehe hat gehalten, da hat das Physioteam einen tollen Job gemacht. Ich wollte weiter springen, aber da hat der gewisse Kick gefehlt heute."

Insgesamt kommt die Deutsche Paralympische Mannschaft nun vor dem abschließenden Sonntag auf elf Gold-, 17 Silber- und acht Bronzemedaillen. Dann gibt es weitere Medaillenchancen, etwa durch Speerwerfer Mathias Mester, Kugelstoßer Frank Tinnemeier, beim mit Spannung erwarteten Duell der 100-Meter-Sprinter Johannes Floors und Felix Streng, Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé über 1500 Meter, Johannes Floors über 400 Meter oder Martina Willing im Kugelstoßen.