WM

Weltrekordhalter Johannes Floors gewinnt Gold, Teamkollege Felix Streng Bronze

Das Duell der Leverkusener elektrisiert alle: Johannes Floors kürt sich zum 100-Meter-Weltmeister in Dubai, Felix Streng wird Dritter. Nach einem aus deutscher Sicht durchwachsenen Tag bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) war der Knall am Abend umso lauter: Johannes Floors sprintete zur Goldmedaille über 100 Meter, Felix Streng holte zeitgleich mit Platz zwei Bronze.
Weltrekordhalter Johannes Floors gewinnt Gold, Teamkollege Felix Streng Bronze
Foto: © Binh Truong
11. November 2019

Ansonsten herrschte vermehrt Enttäuschung: Katrin Müller-Rottgardt verpasste mit Guide Noel-Philippe Fiener als Vierte das Podium, Martina Willing fehlten im Speerwurf auf Rang fünf drei Zentimeter zum Tokio-Qualifikationsslot und London-Bronzemedaillengewinner Alhassane Baldé wurde in seiner Paradedisziplin 1500 Meter nur Zehnter. Hanna Wichmann wurde im Kugelstoßen Achte, Maria Tietze im Weitsprung ebenfalls. Einzig Marcel Böttger mit Guide Alexander Kosenkow sorgte dank einer persönlichen Bestzeit über 100 Meter trotz Halbfinal-Aus und Gesamt-Platz sieben noch für einen Lichtblick mit Rang sieben.
„Ein geiler Titel. Wer wäre nicht gerne mal König“, sagte Johannes Floors im Ziel, nachdem er am Tag zuvor im Vorlauf in 10,54 Sekunden Weltrekord gesprintet war: „Es war nicht leicht, nach dem verrückten Rennen gestern die Spannung zu halten.“ Mit 10,60 Sekunden lief er noch mal schneller als der bisherige Weltrekord und kürte sich damit zum Weltmeister über 100 Meter der Klasse T64.

Dahinter folgte überraschend der Südafrikaner Mpumelelo Mhlongo zeitgleich mit Felix Streng, der Bronze gewann: „Ich hatte eine schwere Saison mit insgesamt drei Monaten Ausfall. Von daher bin ich glücklich, dass ich hier bin, im Finale stand und eine Medaille habe.“

Gut gelaunt waren auch Marcel Böttger und Alexander Kosenkow, die sich gestern im Vorlauf über 100 Meter der Klasse T12 schon auf 11,11 Sekunden gesteigert hatten. Mit 11,10 Sekunden heute verbesserten sie ihre Zeit, verpassten als Gesamt-Siebter aber das Finale der besten Vier. „Das heute war richtig stark, wir hatten nicht so viel Rückenwind wie gestern und haben uns trotzdem verbessert“, freute sich Kosenkow, der erst seit Ende 2018 beim TV Wattenscheid 01 als Guide von Böttger startet. „Und das, obwohl Alex unser Band vergessen hat und das andere dann viel zu eng war“, sagte Böttger schmunzelnd.

Ansonsten herrschte eher Tristesse im deutschen Team. „Das tut weh“, sagte ein sichtlich enttäuschter Alhassane Baldé, der vor zwei Jahren bei der WM in London noch Bronze über die 1500 Meter der Klasse T54 geholt hatte und nun nur Zehnter geworden war: „Am Start habe ich mich mit meinem Konkurrenten verhakt, dann war ich hinten und hatte nicht den Speed, den es braucht. Das muss ich erstmal analysieren.“ Danach startete der Athlet von den SSF Bonn noch über 400 Meter, schied aber im Vorlauf mit 50,84 Sekunden aus. Seine Hoffnungen liegen nun auf den 5000 Metern am Mittwoch. Über die Distanz hatte er vor zwei Jahren ebenfalls Bronze gewonnen.
Bedient war auch Katrin-Müller Rottgardt mit Guide Noel-Philippe Fiener, nachdem sie im 100-Meter-Finale der besten Vier Vierte geworden war. In 12,22 Sekunden sprinteten beide zwar zur Saisonbestzeit, doch das reichte nicht für die erhoffte Medaille, nachdem der Tokio-Slot schon am Tag zuvor klargemacht worden war. Über 200 Meter stand dann am Abend noch der Vorlauf an, in 25,48 Sekunden qualifizierten sich beide für das Halbfinale am Dienstag.
„Ich habe nichts von meinen Konkurrentinnen gewusst und wollte mich auf mich konzentrieren“, sagte Martina Willing vom BPRSV Cottbus nach ihrem fünften Platz im Speerwurf der Klasse F56. Am Ende fehlten der erfahrenen Athletin mit 20,97 Metern drei Zentimeter auf Rang vier, der einen direkten Qualifikations-Slot für die Paralympics in Tokio bedeutet hätte. Im Zwölf-Monats-Qualifikationsranking für Tokio liegt sie aktuell ebenfalls auf Platz fünf, sollte sie bis 1. April 2020 dort mindestens Sechste bleiben, würde sie noch einen Slot bekommen.

Hanna Wichmann von der HSG Uni Greifswald ging nach Platz acht im Kugelstoßen der Klasse F32 hart mit sich selbst ins Gericht: „Das war kein Kugelstoßen heute, aber ich weiß nicht, woran es lag.“ Mit 4,26 Metern blieb sie deutlich unter ihrer Bestweite.

Ebenfalls Achte wurde Maria Tietze vom TSV Bayer 04 Leverkusen im Weitsprung der Klasse T64. Mit 4,26 Metern kam sie nicht an ihre persönliche Bestmarke heran. Nun liegt der Fokus auf den 100 Metern am morgigen Dienstag, nachdem die Leverkusenerin über die 200 Meter bereits stark angegangen war und Sechste wurde.
Am morgigen Dienstag liegen die Hoffnungen am Vormittag vor allem auf den Kugelstoßerinnen: Paralympicssiegerin Birgit Kober, Juliane Mogge, Marie Brämer-Skowronek und Charleen Kosche stoßen dann um die Medaillen. Außerdem geht es für Nicole Nicoleitzik, Phil Grolla, Irmgard Bensusan, Maria Tietze und Katrin Müller-Rottgardt um den Einzug ins 100-Meter-Finale. Am Abend liegen die Gold-Hoffnungen dann vor allem auf 200-Meter-Weltmeisterin Bensusan, die auch über die halbe Distanz siegen möchte. Außerdem startet die junge Nele Moos im 100-Meter-Finale.

Nach Tag fünf hat das deutsche Team nun drei Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille auf dem Konto.