„Was für eine Qual, ich habe überhaupt keinen Rhythmus gefunden“, sagte Manuela Schmermund, nachdem sie mit dem 16. Platz in der Qualifikation Luftgewehr 10m stehend das Finale verpasst hatte. Mit 399,1 Ringen blieb sie deutlich unter ihren Möglichkeiten. „Ich habe verschiedene Rhythmus-Wechsel probiert, aber das hat alles nicht funktioniert. Die Muskulatur hat einfach zu gemacht.“
Elke Seeliger hingegen landete auf Platz elf und ist mit dieser Platzierung mehr als zufrieden. Der erste Durchgang lief sogar so gut, dass sie mit 102,6 Ringen nach den ersten zehn Schüssen zunächst sogar auf den oberen Rängen zu finden war. Doch dann fehlte die Stabilität. „Ich habe mir eine Mittelohrentzündung eingefangen, das hat sich vielleicht auf mein Gleichgewicht ausgewirkt“, vermutete die Paralympics-Debütantin nach ihrem Ausscheiden. 401,6 Ringe standen am Ende zu Buche und eine sichtlich überraschte Schützin. „Ich hätte nicht geglaubt, dass es mit dieser Leistung der elfte Platz wird, sondern habe gedacht, ich bin Letzte. Aber insgesamt habe ich mein Ziel von 400 Ringen auf jeden Fall übertroffen“, sagte sie und strahlt über beide Ohren. „Hier dabei zu sein ist einfach super toll.“ Natascha Hiltrop landete hinter Seeliger mit 400,5 Ringen auf dem zwölften Rang.
Cheftrainer Rudi Krenn ist indessen mit dem Gesamtergebnis der drei deutschen Schützinnen nicht unzufrieden. „Elke ist nur 1,3 Ringe hinter dem achten Finalplatz geblieben. Bei Natascha wussten wir, dass es nicht einfach wird. Insgesamt haben allen drei Damen die hohen Zehner gefehlt, die braucht man einfach fürs Finale.“ Wie hoch das Niveau dieses ersten Wettbewerbes war, zeigte die Leistung der späteren Zweitplatzierten. Die Chinesin Cuiping Zhang schoss in der Qualifikation mit 413,4 Ringe bereits paralympischen Rekord. Das Finale gewann später unter den Augen von IPC-Präsident Sir Philip Craven die Slovakin Veronika Vadovicova (Ringe) vor den Chinesinnen Zhang (Ringe) und Yaping Yan (Ringe).
„Neuner kann man nicht aufholen“
Lediglich die Ränge zwölf und 13 waren es am Ende auch bei Norbert Gau (613,8 Ringe) und Josef Neumaier (612,3). Dabei hatten beide Schützen insbesondere nach den hervorragenden Trainingsergebnissen der vergangenen Tage fest mit dem Einzug ins Finale gerechnet. „Norbert hat eine Bestleistung nach der anderen geschossen“, erinnert sich Physiotherapeut Patric Reuter. Und so zeigt sich der Athlet mächtig enttäuscht. „Ich habe viel mehr erwartet. Mit den Trainings-Ergebnissen der letzten Monate hätte das Finale eigentlich klappen müssen.“ Dass aber auch der routinierteste Athlet sich nicht immer unter allen Umständen auf das Wesentliche fokussieren kann, musste er heute leidvoll erfahren. „Vor zwei Tagen kam eine Wettkampfrichterin zu mir und hat gesagt, dass ich mich nicht regelkonform verhalte, wenn ich beim Halten der Waffe mit der linken Hand meine Jacke an der rechten Schulter berühre. Daraufhin habe ich mir die Jacke an der Stelle aufgerissen, um dort mehr Platz zu haben.“ Eine Maßnahme, die einerseits zwar wirkungsvoll, andererseits aber auch hinderlich war. „Während der ersten beiden Durchgänge habe ich mich sehr darauf konzentriert, die Regel einzuhalten. Vielleicht hat mich das ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Auf jeden Fall habe ich da wichtige Ringe liegen gelassen“, bedauert Gau.
Schwierigkeiten hatte auch Josef Neumaier. Der Routinier war von Beginn an auf das Finale eingestellt, kämpfte zwischenzeitig dann aber ebenfalls mit der ein oder anderen Widrigkeit. „Stellenweise, vor allem zu Beginn, ist es sehr gut gelaufen. Dann sind mir ein paar Neuner passiert, die man nicht wieder aufholen kann. Es war ein Kampf bis zum Schluss, außerdem habe ich ein paar Probleme mit dem Lichteinfall gehabt.“ Und wer kämpft, der kann sich nicht mehr mit der nötigen Ruhe auf die einzelnen Schüsse konzentrieren. Demzufolge ist Neumaier mit seiner Leistung alles andere als zufrieden.„Die 612,3 Ringe sind absolut nicht mein Standard. Zugleich haben die anderen extrem stark geschossen – Kompliment an meine Gegner. Aber jetzt wird nicht lange gejammert; der nächste Wettkampf steht an. Wir werden das zwar ein bisschen nacharbeiten, dann werde ich mich aber wieder fokussieren“, zeigt er sich zuversichtlich.
Das dürfte ganz im Sinne von Cheftrainer Rudi Krenn sein, der sich den ersten Wettkampftag auch etwas anders vorgestellt hatte. „Ich hätte gern jemanden im Finale gehabt, aber im Schießen kann eben immer alles passieren. Das haben wir heute wieder gesehen. Aber wir haben immer noch ein paar heiße Eisen im Feuer und stecken den Kopf nicht in den Sand.“ Dabei blickt er besonders zwei Wettbewerben zuversichtlich entgegen. „Manuelas Paradedisziplin ist der 3-Stellungs-Kampf, und Natascha ist liegend mit dem Luftgewehr stark.“
Die nächsten Wettbewerbe:
Samstag, 10.09. ab 9:30 Uhr: Qualifikation gemischt 10m Luftgewehr liegend:
Bernhard Fendt, Natascha Hiltrop
Montag, 12.09. ab 9.30 Uhr: Qualifikation Gewehr 3-Stellung:
Josef Neumaier
Dienstag 13.09. ab 9:30 Uhr: Qualifikaton Gewehr 3-Stellung:
Elke Seeliger, Natascha Hiltrop, Manuela Schmermund
Mittwoch, 14.09. ab 9.30 Uhr: Qualifikation gemischt 50m Gewehr liegend:
Manuela Schmermund, Natascha Hiltrop, Bernhard Fendt