Wenige Tage vor der Eröffnungsfeier ist die Stimmung im kleinen Team der Rollstuhlfechter ausgesprochen gelöst. Nachdem sie sich in den ersten Tagen in Rio de Janeiro eingelebt und die ersten Trainingseinheiten absolviert haben, herrscht bei den beiden Rostockern Simone Briese-Baetke und Balwinder Cheema eine Riesenportion Vorfreude. „Die Atmosphäre unter den Athleten ist bei den Paralympics generell ganz anders, als bei den Olympischen Spielen“, sagt Cheftrainer Sascha Bondar, der bereits als Begleitperson bei den Olympischen Spielen dabei war, und betont: „Alle verstehen sich; die Rollstuhlfechter sind wie eine große Familie.“
Und das trifft nicht nur auf die deutschen Athleten zu. So bekamen sie zuletzt das Angebot, das Fechtgestell der weißrussischen Mannschaft zu benutzen, um im Athletendorf nicht nur Athletik zu trainieren und intensive Videoanalysen vorzunehmen, sondern sogar Einheiten im Rollstuhl zu absolvieren. „Das werden wir bestimmt annehmen, aber beim nächsten Mal doch unser eigenes Gestell mitnehmen“, meint der Coach, für den es die ersten Paralympics sind.
Erst vor wenigen Wochen war Sascha Bondar an die Stelle des bisherigen Cheftrainers getreten und sieht seinen Einsatz als etwas ganz Besonderes. „Es ist immer eine Ehre, seine Schützlinge bei so einem großen Event zu begleiten. Es ist gewissermaßen der Höhepunkt einer Trainerkarriere“, sagt er. Zwar kennt er Simone Briese-Baetke schon seit vielen Jahren, dennoch lerne nicht nur sie von ihm, sondern er nach wie vor auch von ihr. Und bei all der intensiven Trainingsarbeit haben die zwei zusammen mit Balwinder Cheema einen Riesenspaß. „Balu, wie wir ihn nennen, ist ein super Trainingspartner, und ich genieße es, einmal nicht allein bei den Paralympics zu sein“, freut sich die erfahrene Fechterin, die mit ihren 50 Jahren wohl die älteste Teilnehmerin der paralympischen Rollstuhlfecht-Geschichte ist und dem erst kurz vor Abreise nachnominierten Vereinskollegen sicherlich eine Menge Rückhalt geben kann. Außerdem ist es gut, wenn der 37-Jährige einmal die Möglichkeit hat, Paralympicsluft zu schnuppern – ohne großen Druck und Medaillenerwartungen, aber dennoch mit 100 Prozent Einsatz. „Balwinder ist definitiv ein Kandidat für Tokio. Wenn er sich weiter so gut entwickelt, kann er etwas erreichen“, sagt der Trainer.
So blickt dieses Trio voller Zuversicht auf die kommenden Tage. Und Simone Briese-Baetke freut sich ganz besonders auf eines: das Duell mit der Paralympics-Siegerin aus London, der Thailänderin Jana Saysunee. Diese ist zwar 25 Jahre jünger als die Deutsche, aber vielleicht siegt dieses Mal die Erfahrung und es klappt mit der Revanche auf der Planche.