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„Den Druck haben die anderen“

Road to PyeongChang: Vier Jahre nach ihrem Fünffach-Triumph in Sotschi will Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber in PyeongChang erneut angreifen – mit der nötigen Gelassenheit

Autor: DBS
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 28. Februar 2018

Vor vier Jahren räumte Anna Schaffelhuber alles ab. Fünf Starts, fünf Siege bei den Paralympischen Spielen in Sotschi 2014 – eine außergewöhnliche Bilanz. Die querschnittgelähmte Monoskifahrerin hat in Russland Geschichte geschrieben, wurde zum Gesicht der Spiele. Nun will die 25-Jährige bei den Paralympics in PyeongChang erneut angreifen – doch mit der nötigen Portion Gelassenheit statt mit Verbissenheit.

Zu Saisonbeginn war das noch anders. „Da habe ich mir ziemlich großen Druck gemacht. Ich habe häufig den Vergleich gesucht zu der Situation vor vier Jahren. Vor Sotschi hatte ich bereits eine sehr gute Weltcup-Saison, diesmal lief es anfangs in den Rennen noch nicht richtig rund, auch wegen der schwierigen Bedingungen auf den Pisten“, sagt Schaffelhuber. Die Athletin des TSV Bayerbach schaffte es in den ersten Weltcups zwar aufs Podium, doch nicht ganz nach oben. Vielleicht waren es auch solche Erfahrungen, die zu einem Umdenken geführt haben. Weniger Verbissenheit, mehr Gelassenheit. „Ich sehe es jetzt deutlich entspannter als vor ein paar Monaten“, sagt Schaffelhuber und fügt an: „Mittlerweile freue ich mich richtig auf die Spiele.“

Keine Tiefstapelei: „Ich möchte fünf Mal das Optimum auf die Piste bringen“

Denn: Auch wenn sie diesmal nicht mit fünf Goldmedaillen im Gepäck nach Hause reisen sollte, geht die Welt für Anna Schaffelhuber nicht unter. „Den Druck haben die anderen. Ich habe die Goldmedaille in jeder Disziplin gewonnen, die nimmt mir keiner mehr. Eine Wiederholung von Sotschi wird extrem schwer“, weiß sie. Damals habe einfach alles gepasst, auch das nötige Quäntchen Glück war vorhanden. Von Tiefstapelei hält sie jedoch freilich nichts. „Ich möchte es fünf Mal probieren, möchte fünf Mal das Optimum auf die Piste bringen. Dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt“, betont die fünffache Paralympics-Siegerin und schiebt mit dem bekannten Ehrgeiz hinterher: „Mein Ziel und Anspruch ist es, dass ich nach vorne fahre.“

Verhindern wollen dies vor allem die formstarke Österreicherin Claudia Lösch und auch ihre Teamkollegin Anna-Lena Forster, die besonders im Slalom auf ihr erstes Paralympics-Gold hofft. „Das werden sehr enge Rennen. Im Slalom ist Anna-Lena die Hauptkonkurrentin. Wir pushen uns gegenseitig, das ist gut für die Leistungsentwicklung“, sagt Schaffelhuber, die vom Bundesministerium der Finanzen gefördert wird. Weitere Kontrahentinnen kommen aus Japan, den Niederlanden und den USA.

Sie alle haben ein Ziel: Anna Schaffelhuber bezwingen. Dieser Favoritenrolle ist sich die 25-Jährige bewusst. „Man steht dadurch immer unter Beobachtung. Das war anfangs ungewohnt, aber das gehört dazu.“ Schließlich hat sich die Bayerbacherin dies mit ihren fünf Siegen in Sotschi selbst „eingebrockt“. Anschließend war sie auch neben der Piste in aller Munde. Bei Markus Lanz, im „Aktuellen Sportstudio“, bei Ehrungen und Empfängen – Schaffelhuber war überall. 

„Als Mensch habe ich mich nicht verändert“

„Ich hätte nicht erwartet, dass ich nach Sotschi so lange im Fokus bleibe. Die Aufmerksamkeit ist natürlich schön und wichtig für unseren Sport, doch es ist schwierig, allem gerecht zu werden. Die Belastung war groß, irgendwann brauchte ich auch wieder mehr Zeit für mich“, berichtet die Lehramtsstudentin. Rückblickend seien es Erlebnisse und Erfahrungen gewesen, die sie geprägt hätten. „Doch als Mensch habe ich mich dadurch nicht verändert. Ich bin die gleiche Tochter, Schwester und Freundin wie zuvor.“

Jetzt, vier Jahre später, stehen erneut die Paralympics vor der Tür. Wieder sind es fünf Starts – und fünf Gelegenheiten, um Geschichte zu schreiben. „Doch jetzt kommt ein neues Kapitel“, stellt Anna Schaffelhuber klar. Nach dem durchwachsenen Start in die Saison hat die 25-Jährige bei der Generalprobe in Kanada ein Ausrufezeichen gesetzt. In vier Rennen feierte sie drei Weltcup-Siege. „Das war wichtig für den Kopf und das gibt mir Selbstvertrauen. Ich konnte die guten Trainingsleistungen auch im Rennen umsetzen und auf der Strecke zeigen, dass ich es kann.“ Am 4. März hebt der Flieger Richtung Südkorea ab. Auf zum großen Highlight: fünf Starts, fünf Chancen – der Ausgang ungewiss. Ihre Ziele hat Anna Schaffelhuber klar vor Augen. Doch sie weiß auch: fünf Mal Paralympics-Gold hat sie bereits zu Hause.