Gina Böttcher und Elena Krawzow haben bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para Schwimmen in Berlin große Ausrufezeichen gesetzt. Böttcher verbesserte gleich zweimal den Weltrekord über 200 Meter Lagen, Krawzow stellte eine weltweite Bestmarke über 50 Meter Brust auf. Darüber hinaus freuten sich die Athletinnen und Athleten der deutschen Nationalmannschaft über geknackte Qualifikations-Normen für die Paralympics und die Europameisterschaften 2021 sowie über zahlreiche deutsche Rekorde und persönliche Bestzeiten.
Gina Böttcher jubelte schon im Vorlauf des letzten von vier Wettkampftagen bei der IDM Para Schwimmen. Über 200 Meter Lagen schwamm die 19-Jährige vom SC Potsdam, die Fehlbildungen an allen vier Extremitäten hat, mit 4:12,89 Minuten so schnell wie noch nie zuvor in ihrer Startklasse SM4. Im Finale steigerte sich Böttcher nochmals deutlich und schlug nach 4:08,80 Minuten an – erneuter Weltrekord. „Das fühlt sich sehr gut an. Ich hatte mir den Weltrekord als Ziel gesetzt und bin sehr froh, dass ich es gleich zweimal geschafft habe“, freute sich Böttcher.
Für den ersten Weltrekord hatte am Vorabend Elena Krawzow gesorgt. Über 50 Meter Brust stellte die sehbehinderte 26-Jährige vom Berliner Schwimmteam in 34,10 Sekunden eine internationale Bestzeit in der Startklasse S12 auf. Dabei wurde Krawzow im Sommer noch an der Schulter operiert und fiel einige Wochen aus. „Wir sind sehr überrascht und haben nicht damit gerechnet“, erklärt Krawzows Trainer Phillip Semechin. „Wichtiger als der Weltrekord ist aber, dass Elena ihr Comeback nach der Schulterverletzung geglückt ist und wir jetzt sehr optimistisch auf die Paralympics 2021 schauen können.“ Krawzow fügt hinzu: „Es ist einfach toll zu wissen, dass ich jetzt schon auf so einem Niveau bin.“
Neben den drei Weltrekorden von Böttcher und Krawzow zeigte sich die deutsche Nationalmannschaft beim Kräftemessen in Berlin insgesamt in guter Verfassung. Entsprechend erfreut war auch Bundestrainerin Ute Schinkitz: „Der Trainingsschwerpunkt liegt so lange vor den Paralympics nicht auf den Wettkampfleistungen und trotzdem haben so viele Kadermitglieder ihre Tokio-Norm bestätigt oder die Norm erstmals geschafft. In dieser Phase der Vorbereitung und nach der langen Pause war mit diesen Ergebnissen nicht zu rechnen. Ich bin generell begeistert und sehr zufrieden. Es war schön, von Klein bis Groß das Leuchten in den Augen der Athletinnen und Athleten zu sehen.“ Die Paralympics-Qualifikation bestätigten Gina Böttcher, Taliso Engel, Elena Krawzow, Mira Maack, Verena Schott und Josia Topf, dazu schwammen auch Marlene Endrolath und Malte Braunschweig erstmals die Tokio-Norm. „Malte hat den größten Satz gemacht, das war richtig stark. Er hat gezeigt, wie gut er ist“, lobt Ute Schinkitz. Die EM-Norm gelang zudem Fabian Bruhne, Janina Breuer und Tobias Pollap. Darüber hinaus gab es zahlreiche deutsche Rekorde und persönliche Bestzeiten.
Auch von den Rahmenbedingungen bei der IDM in Berlin schwärmte Bundestrainerin Schinkitz: „Es ist ein komisches Gefühl einen solchen Wettkampf mitten in einer Pandemie auszutragen. Die Vorbereitung und Organisation waren jedoch perfekt. Wir sind gewissermaßen in einer Blase und froh, dass wir mit dieser hervorragenden Veranstaltung den ersten Wettkampf seit Februar austragen konnten.“
Dieses Kompliment leitet der Präsident des Ausrichters, dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin, direkt weiter: „Ich freue mich, dass wir auch in Zeiten der Pandemie mit der 34. IDM Para Schwimmen ein erfolgreiches Sportfest in Berlin ausgetragen haben. Dank der Unterstützung unseres tollen Organisationsteams und der vielen Volunteers konnten wir die großartige Veranstaltung zum Erfolg führen. Alle haben sich an das Hygienekonzept gehalten und so haben wir den Sportlerinnen und Sportlern den lang ersehnten Vergleich unter Wettkampfbedingungen ermöglichen können“, erklärt Özcan Mutlu.
Die 34. Auflage der IDM Para Schwimmen musste aufgrund der Corona-Pandemie von Mai 2020 auf Mitte Oktober verschoben werden. Viele internationale Top-Stars haben dennoch absagen müssen. Trotzdem gastierten Teams aus zehn verschiedenen Nationen und rund 130 Schwimmerinnen und Schwimmer in Berlin und begeisterten dabei mit beeindruckenden Leistungen.