Para-Eishockeyspieler Ingo Kuhli-Lauenstein möchte mit Deutschland zur WM – und dann zu den Paralympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen PyeongChang. „Am Willen wird es ganz sicher nicht scheitern", betont der 24-Jährige Nationalspieler.
„Einmal die Paralympics erleben – das ist der Traum, das große Ziel“, sagt Ingo Kuhli-Lauenstein mit funkelnden Augen. Beim Gedanken an eine Teilnahme an den Spielen 2018 im südkoreanischen PyeongChang wird der 24-Jährige emotional. Dabei steht in der Eishalle im oberbergischen Wiehl gerade Liga-Alltag auf dem Programm, der dritte Spieltag der deutschen Para-Eishockey-Liga, Kuhli-Lauenstein spielt für die Wiehl Penguins. Doch der Blick geht längst in Richtung April, wenn am Ort der Paralympics die Weltmeisterschaften ausgetragen werden.
„Wir haben die Chance auf die direkte Qualifikation für die Spiele. Das wird schwierig, ist aber keinesfalls unmöglich“, sagt Kuhli-Lauenstein mit Überzeugung. Der Student gehört zum Kader der deutschen Nationalmannschaft. Vor gut vier Jahren hat er mit Para-Eishockey begonnen, machte seine ersten Versuche mit dem Sitzschlitten auf dem Eis. „Anfangs braucht es Zeit und Geduld, bis man die Bewegungen raus hat, Kurven fahren und den Puck führen kann“, berichtet Kuhli-Lauenstein, dessen Beine und rechter Arm von Geburt an fehlgebildet sind und dessen rechter Fuß 2008 amputiert wurde. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten auf dem Eis hat er die Lust nicht verloren. Im Gegenteil: „Der Sport ist absolut faszinierend, ich wollte und will mich immer weiter verbessern. Es macht einfach unglaublich viel Spaß.“
Dass er überhaupt zum Para-Eishockey gekommen ist, war ein großer Zufall, der sich am Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln ereignete. Und zwar durch seinen heutigen Teamkollegen von den Wiehl Penguins und ehemaligen Nationalspieler Marc Müller. „Er hat mich am Campus in kurzer Hose entdeckt und einfach angesprochen“, erinnert sich der 24-Jährige, der ursprünglich aus dem sauerländischen Bad Laasphe kommt, und konstatiert erstaunt: „Ich bin 20 Jahre alt geworden, ohne diesen Sport zu kennen. Doch ich bin sehr froh, dass ich davon erfahren und es ausprobiert habe. Mich hat die Leidenschaft richtig gepackt.“
Vor rund zweieinhalb Jahren hat er den Sprung zur Nationalmannschaft geschafft. Es war keine leichte Phase, das deutsche Team hatte wenige Monate zuvor die Qualifikation zu den Paralympischen Spielen in Sotschi verpasst. „Die Jungs waren am Boden zerstört. Dieses Gefühl möchte ich selber nur ungerne erleben“, betont Kuhli-Lauenstein. Stattdessen will er diesmal mit dazu beitragen, dass die Mannschaft nicht nur im April nach PyeongChang zur Weltmeisterschaft reist, sondern knapp ein Jahr später, im März 2018, zurückkehren darf.
Die Auswahl des Trainerteams Andreas Pokorny und Michael Gursinsky hat es selbst in der Hand. Der fünfte Platz bei der WM würde definitiv reichen für das erneute Ticket nach Südkorea. Gelingt das nicht, wäre der letzte Strohhalm ein Turnier im Herbst. „Wir wollen es unbedingt schaffen, am liebsten schon bei der WM. Es ist ein riesiger Ansporn und wäre ein Mega-Erfolg, auch um unserer Sportart populärer zu machen. Das würde uns enormen Auftrieb geben – und die Chance ist da“, sagt der 24-Jährige.
So kämpfen Ingo Kuhli-Lauenstein und seine Teamkollegen in der Nationalmannschaft nicht nur für ihren großen Traum von den Paralympics, sondern für die gesamte Sportart in Deutschland. Dafür trainiert er in der Woche von 21.15 bis 22:45 Uhr in der Eishalle und ist bis April nahezu jedes Wochenende für den Sport unterwegs. Und der 24-Jährige stellt klar: „Am Willen wird es ganz sicher nicht scheitern!“