Boris Nicolai hat bei der Para Boccia-EM sein Spiel um Bronze gegen den Briten Stephen McGuire mit 1:4 verloren. Damit muss die Nationalmannschaft die Heimreise ohne Medaille antreten. Außerdem erlebten die Damen und Herren im Rollstuhlbasketball zwei ganz unterschiedliche zweite Gruppenspiele: Die Herren feierten einen 102:18-Kantersieg über Lettland, während die Damen beim 30:75 gegen die Niederlande chancenlos waren.
„Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir schlussendlich keine Medaille gewonnen haben, spielerisch sind wir mit den Leistungen aber durchaus zufrieden“, erklärte Para Boccia-Cheftrainerin Melissa Weber nach dem Ende der Wettkämpfe. Zuvor hatte Boris Nicolai die letzte Chance auf Edelmetall verpasst. Mit dem Auftreten ihres Athleten bei dessen Spiel um Bronze gegen Stephen McGuire war Weber aber durchaus einverstanden: „Beide liegen leistungstechnisch so nah beieinander, da entscheiden jedes Mal Nuancen.“ Dieses Mal erwischte der Weltranglistensiebte aus Großbritannien den besseren Tag.
Nach den Gruppenphasen der Einzelwettbewerbe hatte es für die deutschen Boccia-Spieler*innen noch so ausgesehen, als könne es eine erfolgreiche EM werden. Drei der vier Athlet*innen schafften den Weg ins Viertelfinale. Nur Nancy Poser war nach drei Vorrundenniederlagen bereits früh ausgeschieden. Nachdem die auf Platz sieben der Weltrangliste liegende Raguwaran in der Startklasse BC4 gegen die Nummer sechs der Welt aus Griechenland, Chrysi Mofi Metzou, knapp mit 2:3 verlor und Christine Fink in der Startklasse BC3 ebenfalls an der auf Platz sieben gesetzten Anna Ntennta aus Griechenland scheiterte (1:4), war Nicolai die letzte verbliebene Medaillenhoffnung im deutschen Team. Im Pair-Wettbewerb waren die Chancen auf ein Weiterkommen nach zwei Auftaktniederlagen in der Gruppe gegen Großbritannien und Portugal (2:5 und 4:5) für die Vereinskollegen Nicolai und Raguwaran ebenfalls schnell verflogen, sodass der Sieg nach Tiebreak gegen Kroatien ohne Wert war.
Damit konnte in Rotterdam auch kein Startplatz für die Paralympics gesichert werden. Im Frühjahr wird es allerdings noch ein großes Qualifikationsturnier geben, bei dem sich das Team noch zwei Plätze für Paris erhofft.
Unterschiedliche Gefühlslagen im Rollstuhlbasketball
Die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren hat im zweiten EM-Spiel von Rotterdam ungefährdet den zweiten Erfolg eingefahren. Sie besiegte Underdog Lettland mit 102:18 . Die deutschen Damen mussten gegen den Topfavoriten und Gastgeber Niederlande hingegen eine deutliche Niederlande einstecken. Am Ende stand in der Ahoy Arena von Rotterdam ein 30:75 auf der Anzeigetafel.
Das deutschen Herren-Team startete als klarer Favorit mit einem 13:0-Blitzstart (3.) in das ungleiche Duell gegen Lettland, das mit dem Trio Raimund Beginskis, Karlis Gabranovs und Karlis Podnieks drei Bundesliga-erfahrene Akteure aufbot, die in der RBBL unter anderem für die Thuringia Bulls und RB Zwickau aktiv waren. Erst ein Dreier von Gatis Veinsbergs sorgte für die ersten lettischen Punkte, doch mit zunehmender Spielzeit geriet der Kontrahent immer deutlicher in Rückstand und war spätestens beim 29:5 (12.) bereits auf der sicheren Verliererstraße. Im weiteren Verlauf des zweiten Viertels schraubten dann insgesamt vier Dreier von Jan Sadler und Aliaksandr Halouski sowie zwei lupenreine Drei-Punkte-Spiele von Nico Dreimüller und erneut Halouski das Ergebnis zur Halbzeit bis auf 53:7.
Zum Topscorer avancierte jedoch Center Matthias Güntner, der allein zwischen der 26. und 31. Spielminute 18 Punkte in Serie für das deutsche Team erzielte, ehe es Lukas Gloßner vorbehalten war, 1:43 Minute vor der Schlusssirene die 100-Punkte-Schallmauer zum 101:16 zu durchbrechen. „Meine Sorgen, dass wir die Partie am frühen Morgen eventuell nicht ganz ernst nehmen, waren schnell verflogen, denn die Jungs haben die Aufgabe überaus professionell erledigt. Nun haben wir etwas Zeit, um uns auf die morgige Partie vorzubereiten“, sagte Bundestrainer Nicolai Zeltinger. Nach nun zwei sicheren Auftakterfolgen über die Schweiz und Lettland wartet mit Polen am Sonntag um 15 Uhr eine andere sportliche Hausnummer auf das Team Germany.
Deutschland: Matthias Güntner (26, RSV Lahn-Dill), Aliaksandr Halouski (22/3, RSB Thuringia Bulls), Thomas Böhme (15, RSV Lahn-Dill), Jan Sadler (10/2, Hannover United), Alexander Budde (9, Hannover United), Nico Dreimüller (8/1, ING Skywheelers), Jens Eike Albrecht (6, RSB Thuringia Bulls), Jan Haller (2, Hannover United), Christopher Huber (2, Rhine River Rhinos Wiesbaden), Lukas Gloßner (2, BSR Bidaideak Bilbao), Tobias Hell (Hannover United), Julian Lammering (BBC Münsterland).
Chancenlos gegen die Gastgeberinnen
Zunächst zeigte sich die deutsche Damenauswahl ebenbürtig mit den Niederländerinnen und kam über Svenja Mayer zum 6:6 nach fünf Spielminuten, ehe die Gastgeberinnen ihr gesamte Potenzial auspackten. Vor allem die in der Bundesliga aus Trier und Hannover bekannte Mariska Beijer war nun kaum noch von der deutschen Defensive zu kontrollieren. Am Ende kam die aktuell wahrscheinlich weltweit beste Spielerin auf stolze 36 Punkte bei einer Trefferquote von 88 Prozent und angelte sich zudem neun Rebounds.
So geriet das Team Germany über 10:25 (16.), 14:36 zur Halbzeit und 16:51 (26.) in einen hohen und längst vorentscheidenden Rückstand. Erst in den letzten 14 Spielminute konnte sich die Mannschaft von Bundestrainer Dirk Passiwan aus dem dominanten Griff der Niederländerinnen befreien und die Partie wieder offener gestalten. „Wir sind gut gestartet und waren im Spiel, doch dann wurde es das erwartet schwere Duell, vor allem wenn Mariska Beijer eine solche Leistung abruft. Wir haben schlecht verteidigt und vorne einen gebrauchten Tag erwischt, der hoffentlich so nicht mehr vorkommt“, resümierte Bundestrainer Passiwan.
Deutschland: Lisa Bergenthal (10, Doneck Dolphins Trier), Svenja Mayer (6, RSV Bayreuth), Mareike Miller (4, BG Baskets Hamburg), Annabel Breuer (2, Doneck Dolphins Trier), Amanda Fanariotis (2, RSKV Tübingen), Lena Knippelmeyer (2, Hot Rolling Bears Essen), Maya Lindholm (2, BG Baskets Hamburg), Anne Patzwald (2, UnipolSai Briantea84 Cantù), Svenja Erni (Doneck Dolphins Trier), Marie Kier (RSB Thuringia Bulls), Natalie Passiwan (Doneck Dolphins Trier), Catharina Weiß (RSV Lahn-Dill).
Text: Andreas Joneck / DRS und Moritz Jonas / DBS
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