Anna-Lena Forster während der Abfahrt
WM

Forster vor Para Ski alpin-WM: „Muss das Gaspedal finden“

Anna-Lena Forster

Die Para Ski alpin-WM in Slowenien steht an. Eigentlich. Denn wer in Maribor auf den Abfahrts-Zielraum blickt, sieht mehr grüne und braune Flächen als weißen Schnee. Und so war es nur logisch, dass die Abfahrt als eigentlich erster Wettbewerb der WM am Sonntag aus dem Rennprogramm gestrichen wurde – ersatzlos. Das deutsche Team befand sich zu dem Zeitpunkt auf der Anreise vom Trainingslager aus den italienischen Dolomiten kommend. Nun wurden auch der Super G und die Super-Kombination abgesagt, so dass erst mit Verspätung ab Samstag (8. bis 11. Februar) eine WM mit ausschließlich technischen Disziplinen ausgetragen werden soll. (Update/5. Februar 8.15 Uhr)

4 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 04. Februar 2025

„Wir können es nicht ändern, aber warten mal ab“, zeigte sich Bundestrainer Justus Wolf vor dem geplanten Beginn der Wettkämpfe angesichts der schmalen weißen Piste, die sich den Berg hinunterschlängelt, bereits vorsichtig. Er sollte Recht behalten. Am Dienstagnachmittag musste nach der Abfahrt auch der Super G sowie die Super-Kombination abgesagt werden. "Riesenslalom und Slalom kann man bestimmt fahren, aber nachdem der anspruchsvolle Zielhang wegfällt, ist mir die Strecke eigentlich zu einfach.“ Wolf hatte mit den anderen Coaches am Montag die Piste besichtigen dürfen, am Dienstagmorgen stand dann das erste Hangbefahren für das Team an, das mit Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster und Abfahrts-Weltmeisterin Anna-Maria Rieder, die eigentlich in den technischen Disziplinen zuhause ist, zwei Medaillenkandidatinnen in seinen Reihen hat. Nun soll es erst mit Verspätung am Samstag, 8. Februar, losgehen. Bis Dienstag, 11. Februar, sollen dann die Entscheidungen der Damen und Herren im Riesenslalom und Slalom an vier Wettkampftagen ausgetragen werden.

Für die Speed-Disziplinen ist der mit Schnee bedeckte Teil des Hangs einfach zu schmal. Bundestrainer Justus Wolf sagte nach der Absage von Super G und Super-Kombi am Dienstagnachmittag: „Dem Veranstalter kann man gar keinen Vorwurf machen, die geben ihr Bestes. Die Trainerschaft hat es im Herbst bei der Vergabe zur FIS gesagt, dass Maribor schwierig ist. Wir haben vor drei Wochen nach einem Blick in die Webcam gefragt: Wo wollt ihr Speed fahren? Und es hieß immer: Das ist kein Problem. Mich wundert es einfach, dass hier überhaupt angereist wurde. Die Nationen nehmen Geld in die Hand, bereiten sich vor. Ich sehe da die FIS in der Pflicht und hoffe einfach, dass für die Zukunft daraus gelernt wird, dass da mehr sportartspezifisches Know-How reinkommt.“

Mit Blick auf Anna-Lena Forster und Anna-Maria Rieder hofft der Bundestrainer bei dieser unrühmlichen WM gut ein Jahr vor den Paralympics in Cortina auf drei Medaille in den verbleibenden zwei Rennen. Für die Athleten im Team, Christoph Glötzner sowie die WM-Debütanten Alexander Rauen mit Guide Jeremias Wilke und Monoskifahrer Leon Gensert, sind die Ziele individuell: Glötzner, der im Slalom in der vergangenen Saison auch schon aufs Weltcup-Podest fuhr, kann immer mal vorne angreifen. „Für ihn ist es aber mit dem Hang jetzt nicht leichter geworden“, bremst Wolf die Erwartungen. Rauen solle mit einer Top 8-Platzierung den Kaderstatus beim Saisonhöhepunkt bestätigen und Gensert weitere Erfahrungen sammeln.

Anna-Lena Forster: "Ich fühle mich bereit und freue mich auf spannende Wettkämpfe"

Anna-Lena Forster ist trotz der unruhigen Vorbereitung bereit für die WM: „Ich glaube, es wird auch sportlich spannend, nicht nur schneetechnisch. Die komplette Konkurrenz ist hier. Die Piste wird so flach sein wie bei den Rennen in Steinach und da habe ich mich ja eher schwergetan“, blickt sie auf den Weltcup-Auftakt zurück, als sie im Super-G Zweite und Vierte wurde und in der Super-Kombination siegte: „Ich muss einfach schauen, dass ich das Gaspedal finde, vor allem auch im Riesenslalom. Doch ich fühle mich bereit und freue mich auf spannende Wettkämpfe. Dafür trainiert man schließlich die ganze Saison.“

Die Hoffnung, dass die WM trotz der schwierigen Bedingungen in einem einigermaßen würdigen Rahmen stattfinden kann, ist bereits schwer verblasst. Es ist ein herber Rückschlag, vor allem, nachdem der alpine Rennzirkus beim ersten Heim-Weltcup in Deutschland am Feldberg im Schwarzwald jüngst noch ein Event der Extraklasse erleben durfte. „Es war diesmal sehr schwierig, einen Ausrichter für die WM zu finden. Ich weiß nicht, ob es zu teuer ist oder ob es zu kurzfristig war, weil die WM bis zum Sommer ja eigentlich in China eingeplant war. Gerade nach unserem Heim-Event ist es für mich schwierig zu verstehen, warum bei einer WM solche Verhältnisse herrschen. Die Fragen muss sich die FIS als Weltverband stellen. Die Leute vor Ort geben alles, das Hotel ist in Ordnung, die Wege sind kurz“, sagt Wolf und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Es ist eben nicht immer Feldberg.“ Jetzt solle das Sportliche in den Fokus rücken – und da ist das deutsche Team um Monoskifahrerin Anna-Lena Forster gut gerüstet.

Das deutsche Aufgebot der Para Ski alpin-WM in Maribor (Slowenien):

Anna-Lena Forster (29, Singen, BRSV Radolfzell), Anna-Maria Rieder (25, Garmisch-Partenkirchen, RSV Murnau), Leon Gensert (20, Darmstadt, RSV Murnau), Christoph Glötzner (21, Neumarkt in der Oberpfalz, RBA im ASV 1860 Neumarkt), Alexander Rauen (23, Wittlich, SV Lappersdorf), Jeremias Wilke (25, Langenfeld, SG Ennepetal).


Das neue Wettkampfprogramm:

Samstag, 8. Februar: Riesenslalom Damen

Sonntag, 9. Februar: Riesenslalom Herren

Montag, 10. Februar: Slalom Herren

Dienstag, 11. Februar: Slalom Damen

Weitere Informationen rund um die WM und Ergebnisse gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes.


Text: Nico Feißt / DBS