Franziska Liebhardt hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro nach Gold im Kugelstoßen Silber im Weitsprung der Klasse T37 gewonnen und beendet damit ihre sportliche Karriere mit zwei Medaillen.
Die 34-Jährige, die beim TSV Bayer 04 Leverkusen von Steffi Nerius trainiert wird, sprang nicht mal 17 Stunden nach ihrem Gold-Stoß im ersten Versuch 4,42 Meter weit und sicherte sich damit die Silbermedaille. „Ich habe heute im Wettkampf schon gemerkt, dass die Spannung ein bisschen gefehlt hat, ich denke, das kommt von gestern. Dadurch war die Leistung heute nicht so gut, ich war nicht ganz zufrieden mit der Weite, aber jetzt ist es Silber und das zählt, alles super.“
Gold ging an die Chinesin Xiaoyan Wen mit Weltrekord in 5,14 Metern, Bronze an die Australierin Jodi Elkington-Jones mit 4,30 Metern. Maike Hausberger, die für den Post-Sportverein Trier startet und von Evi Raubuch trainiert wird, wurde Vierte mit 4,06 Metern. Sie sagte: „Vierte ist zwar immer doof, aber ich denke, ich kann sehr zufrieden mit mir sein.“
Liebhardt, die mit 4,73 Metern den Deutschen Rekord hält, hatte gestern Abend extra auf eine Feier verzichtet, um am Morgen noch mal fit zu sein. „Ich habe mir aber echt schwer getan einzuschlafen, es waren so viele Eindrücke, das Adrenalin ging bis in die Haarspitzen. Wir sind echt nur zurück, essen und dann ins Bett, aber ich konnte halt nicht einschlafen. Man trifft im Dorf so viele Leute, die einem gratulieren, es war eine kurze Nacht, aber ich habe ein paar Stunden geschlafen.“
Die ungewöhnliche Kombination aus Kugelstoßen und Weitsprung kommt daher, dass sie alles mit Schnellkraft gut kann, alles mit Technik macht ihr Spaß. Um sich nur noch auf das Kugelstoßen zu konzentrieren, wollte sie eigentlich vor zwei Jahren mit dem Weitsprung aufhören. Doch Bundestrainer Willi Gernemann überredete sie, den Weitsprung weiterzumachen, auch wenn der Schwerpunkt klar auf der Kugel lag. „Es ist mittlerweile halt so, dass ich für Weitsprung zu schwer bin und für Kugel zu leicht“, hatte die 34-Jährige vor dem Abflug gesagt. Zehn Kilo habe sie zugelegt, „aber mit der Muskelmasse kommt ja auch Kraft dazu.“
Ihr Ziel, die Spiele zu genießen, hat sie schon jetzt erreicht: „Ich finde es fast schöner, als man es sich vorgestellt hat, man hat ja im Vorfeld einiges Negatives gehört, davon hat sich nichts bewahrheitet. Es war beim Weitsprung auch total klasse, das Publikum hat mich angefeuert, das war Gänsehautfeeling, richtig schön, hat Spaß gemacht.“
Heute wird sie im Gegensatz zu gestern auch den Weg ins Deutsche Haus finden: „Ich werde feiern gehen, ich habe die Goldmedaille ja auch noch nicht gefeiert. Und dann die nächsten Tage in Rio auch mal was anschauen und einfach relaxen.“
Schon vor ihrem Start bei den Paralympics war für Liebhardt klar, dass sie ihre Karriere beenden wird: „Das Gefühl, dass es jetzt vorbei ist, ist irgendwie strange. Ich habe schon beim Training mich ertappt, wie ich immer so dachte: Ah, das war das letzte Mal Hanteln, das waren die letzten Tempoläufe, aber schöner hätte es nicht enden können.“