WM

Krachender Abschluss: Staffel-Gold, Silber und Bronze

Einen kompletten Medaillensatz bejubelte die Deutsche Paralympische Mannschaft zum Abschluss bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London. Die 4x100-Meter-Staffel mit Tom-Sengua Malutedi, Léon Schäfer, Markus Rehm und Johannes Floors gewann Gold, Irmgard Bensusan über 200 Meter Silber und Alhassane Baldé über 5000 Meter Bronze.

Autor: Nico Feißt / DBS
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 24. Juli 2017

Die Staffel hatte sich nach dem Zieleinlauf in 42,81 Sekunden hinter den USA und vor Italien eigentlich schon über Silber gefreut. Weil Felix Streng, David Behre und Ersatzmann Heinrich Popow verletzt fehlten, sprang Léon Schäfer ein. Zudem wurde Tom-Sengua Malutedi extra von Bundestrainer Willi Gernemann nachnominiert und machte sein erstes internationales Rennen, nachdem der ehemalige Bundesliga-Boxer erst Anfang dieses Jahres mit der Leichtathletik begonnen hatte. „Ich dachte mir, wann geht es endlich los, ich war innerlich am Brennen“, sagte Malutedi und Schäfer, an den er übergeben hatte, fügt hinzu: „Es hat ganz gut geklappt bis auf die kleine Unsicherheit mit mir. Ich bin einfach happy.“

Kaum Training vor dem WM-Finale möglich

In den Katakomben nach dem Rennen fühlten sich dann alle plötzlich an Rio erinnert: Ein Wechselfehler der USA – und Deutschland war plötzlich Weltmeister, ähnlich wie bei den Paralympics, als es ebenfalls eine Disqualifikation gegeben hatte. Somit verteidigt die deutsche Staffel in einer völlig neuen Besetzung den Titel, den sie 2015 in Doha (Katar) gewonnen hatten.
„Wir sind ein super Rennen gelaufen in der Konstellation, schließlich haben wir davor ja kaum miteinander trainiert. Als die Nachricht mit der Disqualifikation kam, haben wir einfach gefeiert“, sagte Rehm, für den es nach Gold im Weitsprung die zweite Medaille war. Trainer Karl-Heinz Düe, der wie die Staffelläufer vom TSV Bayer 04 Leverkusen kommt, ließ in dieser Woche drei Mal Wechsel üben – davor hatte es kein gemeinsames Training gegeben.

Johannes Floors, mit drei Gold- und einer Silbermedaille einer der erfolgreichsten Athleten der Weltmeisterschaften, war als Schlussläufer völlig geflasht: „Es ist so toll, dass man am Ende der Championships noch mal zusammenkommt zu so einem Team-Event, sonst ist man immer alleine unterwegs. Die Staffel gehört einfach dazu.“ Léon Schäfer richtete auch noch einen Gruß an die drei Verletzten: „Die Jungs haben auf jeden Fall am Livestream mitgefiebert. Danke für alles!“

Silber für Bensusan, Bronze für Baldé

Eine Stunde zuvor hatte Irmgard Bensusan mit Silber über 200 Meter ihre zweite Medaille nach Gold über 400 Meter gewonnen. Im strömenden Regen blieb die 26-Jährige in 27,13 Sekunden nur hinter der niederländischen Paralympics-Siegerin Marlou van Rhijn. „Als ich noch in Südafrika gelebt habe, dachte ich immer: Nein, es regnet, ich will nicht laufen. Seit ich aber in Deutschland wohne, weiß ich: Regen ist nicht schlimm, wir laufen. Ich habe einfach gekämpft und es ist unglaublich, wie glücklich ich bin“, sagte die Leverkusenerin lachend, die wie die Staffel bei Karl-Heinz Düe trainiert.

Überglücklich war auch Alhassane Baldé. Nachdem der 31-Jährige über 1500 Meter schon Bronze geholt hatte, wiederholte der Rennrollstuhlfahrer der SSF Bonn bei nassen Bedingungen seinen dritten Platz in 11:11,92 Minuten auch über 5000 Meter und blieb im Zielsprint drei Hundertstel vor Faisal Alrajehi aus Kuwait. „Das ist sehr überraschend, dass diese WM so ausgeht. Ich habe wirklich vieles erwartet, aber das nicht. Der absolute Hammer, es war ein super Gefühl hier in diesem großartigen Stadion so viele Zuschauer mitzuerleben“, sagte Baldé, der von Alois Gmeiner trainiert wird und dem die Anstrengung durch den Starkregen anzusehen war. „Es war absolut kalt und hat sich angefühlt wie Eisflocken, die auf einen herunterprasseln. Das ganze Wasser vom Vorfahrer spritzt einem ins Gesicht, das war schon komisch. Aber ich habe Glück gehabt und bin einfach sehr happy.“

Durch den erfolgreichen Abschluss kommt das deutsche Team damit auf 22 Medaillen bei der WM: Acht in Gold, sieben in Silber und sieben in Bronze. Das bedeutet Rang acht im Medaillenspiegel. Im kommenden Jahr ist das Highlight die Heim-Europameisterschaft in Berlin, 2019 wird die Weltmeisterschaft möglicherweise erneut in London stattfinden – das war zumindest Thema bei der kleinen Abschlussfeier im Stadion.