Marco Maier sichert sich nach Silber im Biathlon auch Silber im Langlauf Sprint. Bronze für Linn Kazmaier und Guide Florian Baumann.
Nach paralympischem Silber im Biathlon-Sprint zeigt sich der 22-jährige Allgäuer vom SV Kirchzarten auch im Langlauf-Sprint in der freien Technik kaltschnäuzig und muss sich nur dem Franzosen Benjamin Daviet geschlagen geben. Linn Kazmaier schenkt ihrem Guide Florian Baumann im Rennen der Frauen mit Sehbeeinträchtigung zu dessen 21. Geburtstag eine Bronzemedaille.
Spätestens seit seinem Weltcup-Sieg im schwedischen Östersund Ende Januar ist klar gewesen: Marco Maier zählt im Langlauf-Sprint bei den Paralympics zu den Medaillenkandidaten bei den Männern stehend. Das baute einen gewissen Druck auf. Der 22-Jährige aus Blaichach, der seit einigen Jahren in Freiburg lebt und trainiert, hielt dem Druck Stand – auch wenn er im Fernsehinterview verriet: „Vor dem Finale waren meine Knie ganz schön weich.“
Als Prologschnellster hatte sich Marco Maier fürs Halbfinale qualifiziert und dort ein taktisch kluges Rennen gezeigt. „Jetzt ist alles drin“, sprach der Bundestrainer Ralf Rombach vor dem Finale und wies Maier an, schnell an dem aufgrund des höheren Behinderungsgrades zwei Sekunden vor ihm startenden Kasachen Alexandr Gerlits vorbeizukommen und sich an den rasant angehenden Chinesen Jiayun Cai heranzuhängen. Daran hielt sich Maier fast perfekt. Im zweiten Anstieg ließ er Gerlits stehen, kurz darauf schnappte er sich Cai. Nur an den vorausgeeilten Franzosen Benjamin Daviet kam er nicht mehr ran. 1,3 Sekunden fehlten auf den neuen paralympischen Champion.
Es war alles andere als ein Grund zum Ärgern für Maier, der im Zielsprint einen Angriff des Ukrainers Grygorii Vovchynski abwehrte und direkt hinter der Ziellinie ausgelassen jubelte. „Ich bin sehr zufrieden. Eine Medaille kann man nicht verlieren, sondern nur gewinnen“, sagte er und freute sich über sein zweites Silber bei diesen Winterspielen auch deswegen so, weil sich die Bedingungen eher nach Frühlingsspielen angefühlt hatten, was für den 1.93-Meter ein Hindernis war. „Beim Einlaufen war der Schnee noch echt schnell. Das liegt mir. Dann ist es aber immer wärmer geworden, immer langsamer und immer tiefer. Mit meiner Statur habe ich da Nachteile, weil ich viel einsinke.“
Kazmaier, Walter und Recktenwald überzeugen
Bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung sorgte die Jüngste im deutschen Team für das nächste Aha-Erlebnis. Linn Kazmaier (SZ Römerstein) qualifizierte sich mit ihrem Guide Florian Baumann souverän für Halbfinale und Finale, wo sie dann zwar gegen die Österreicherin Carina Edlinger und Oksana Shyshkova (Ukraine) keine Chance hatte, sich im teaminternen Duell mit Leonie Walter (SC St. Peter, mit Guide Pirmin Strecker) aber die Bronzemedaille sicherte.
Florian Baumann durfte man damit gleich doppelt gratulieren: Zu dritten Medaille bei diesen Paralympics und zum 21. Geburtstag, der „definitiv ein besonderer“ war, wie er sagte. „Ihn allein schon hier zu feiern und dann noch so Superrennen abzuliefern, das ist schon cool.“ Leonie Walter, die ihre Stärken eher auf den längeren Distanzen sieht als beim Sprint, trauerte der verpassten Medaille kein Stück hinterher. „Ich bin glücklich über die vergangenen Tage“, sagte die Sensations-Goldmedaillen-Gewinnerin vom Dienstag im Biathlon über zehn Kilometer. „Heute kann ich mit Platz vier sehr zufrieden sein.“
Direkt hinter ihr reihte sich die dritte Deutsche im Feld ein. Johanna Recktenwald (Biathlon Team Saarland, mit Guide Valentin Haag) zeigte zwei couragierte Auftritte in Prolog und Halbfinale. „Es hat voll Spaß gemacht heute. Ich hatte nichts zu verlieren und freue mich sehr über diesen fünften Platz.“ Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Robin Wunderle) verpasste als Neunter des Prologs den Halbfinaleinzug um 35 Hundertstelsekunden. „Es hat sich eigentlich gar nicht so schlecht angefühlt. Ich glaube aber, dass das Grundtempo einfach zu langsam war“, sagte er.
Anja Wicker (MTV Stuttgart) schaffte es bei den Frauen sitzend genau wie Alexander Ehler (SV Kirchzarten) bei den Männern stehend in die Semifinals, wo bei beiden Schluss war. „Bei den matschigen Bedingungen war nicht mehr für mich drin. Das Ergebnis ist solide“, sagte Wicker nach Rang elf. Ehler war noch mal einen Platz besser für sie. Und das, obwohl er die Auswirkungen seiner jüngsten Corona-Infektion und des Trainingsrückstands noch deutlich spürt. Angesichts der Umstände sei er "glücklich mit dem Resultat“.
Benjamin Schieler