Paralympics

Markus Rehm fliegt zum dritten Weitsprung-Gold in Serie

Nach London 2012, Rio 2016 nun auch Gold im Weitsprung für Markus Rehm.
Markus Rehm fliegt zum dritten Weitsprung-Gold in Serie
Foto: © Binh Truong / DBS
01. September 2021

Das Presseinteresse war immens: Noch fast eineinhalb Stunden nach seinem Wettkampfende war Markus Rehm in den Katakomben des Olympiastadions in Tokio und beantwortete geduldig die Fragen der hauptsächlich japanischen Medien. Der Weitsprung-Weltkordhalter hatte kurz zuvor mit 8,18 Metern seinen dritten Paralympics-Sieg im Weitsprung der Klasse T64 gefeiert. Sein weitester Sprung des Tages im sechsten Versuch war knapp übertreten, dennoch war der 33-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen glücklich mit seinem Sieg: „Ich habe gehofft, dass die Rekordweite drin ist. Aber es gibt so Tage, da ist alles harte Arbeit.“

Auf das Wetter wollte Rehm es nicht schieben, dass er nicht weiter gesprungen war, obwohl es den Wettkampf über immer wieder geregnet hatte. „Es war etwas kühler, das kann auch ein Vorteil sein, der Wind kam von hinten, die Bahn war schnell. Das hat alles gepasst. Vielleicht war die Bahn sogar etwas zu schnell für mich und die Feder dann zu weich. Aber alles gut, Ziel war die Goldmedaille und die Weite wäre nice to have gewesen“, sagte Rehm, der die Siegerehrung dann am Donnerstagvormittag japanischer Zeit haben wird: „Die Goldmedaille ist wirklich schön, ich habe sie bei Martin Schulz schon gesehen und dachte, die gefällt mir, die will ich auch haben.“

Seit 2011 ist Rehm nun ungeschlagen in paralympischen Weitsprung-Wettkämpfen, Routine ist ein Sieg für ihn dennoch nicht: „Ich freue mich wirklich. Aber es war mir vorher klar: Wenn ich die Weite nicht springe, muss ich mich vor mir selbst rechtfertigen. Aber die Goldmedaille ist schon echt stark.“

Rehm hatte auch einen Start bei den Olympischen Spielen angestrebt, der Internationale Sportgerichtshof CAS untersagte ihm diesen jedoch, schuldet ihm bis heute eine Begründung, die ursprünglich bis zum 5. August zugesagt worden war. „Das hat mich schon viele Körner gekostet, vor allem in der Woche nach dem Nein habe ich Zeit für mich gebraucht. Aber heute hat das keine Rolle gespielt. Heute war ich voll da“, sagte Rehm, der ankündigte, dass er „weiter dafür kämpfen“ möchte.

Jubelschreie und dann Wut erlebte Mathias Schulze am Vormittag im Kugelstoßen. Der 37-Jährige vom BPRSV Cottbus hatte einen starken Wettkampf gezeigt, 15,60 Meter und damit Bestleistung gestoßen. Vor dem letzten Versuch lag er auf Rang fünf, stieß dann in Richtung Bronzemedaille und jubelte. Doch der Stoß wurde ungültig gegeben, die Lasche seines Schuhs soll die Ringbegrenzung berührt haben. „Es ist einfach nicht fassbar, dass ich den letzten so erwische und dann kommt die rote Fahne und man ist so enttäuscht. Man weiß nicht, warum, wieso und protestiert. Es war einfach enttäuschend. Ich habe auch im Training noch nicht so weit gestoßen, aber ich kann mich nicht freuen“, sagte Schulze, der mit den Tränen kämpfte: „Man wird hier so toll unterstützt und könnte so viel zurückgeben. Und dann kommt so ein Stoß, ich freue mich wie ein Affe und sehe dann die rote Fahne. Das ist einfach ernüchternd.“

Sofort zufrieden war Juliane Mogge mit ihrer Leistung. Die 31-Jährige vom LC Adler Bottrop stieß Saisonbestweite von 8,49 Metern und wurde Vierte: „Ich hatte auf Platz fünf gehofft, bin jetzt Vierte. Es ist weiter, als ich es mir vorgestellt habe. Ich war lange verletzt und krank und hatte die ganze Saison über Schwierigkeiten und dass das so weit geht, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte Mogge, die 2017 Vize-Weltmeisterin war: „Die Wärme hier kam mir entgegen, ich hätte es sogar gerne noch ein paar Grad wärmer gehabt. Jetzt machen wir erstmal Pause und dann gucken wir, wie es trainingstechnisch weitergeht.“

Platz sechs gab es für Nicole Nicoleitzik über 100 Meter, nachdem sie über 200 Meter im Glauben an Bronze disqualifiziert worden war. „Ich denke, damit kann ich ganz zufrieden sein, mit der Platzierung allerdings nicht“, sagte die Athletin vom TV Püttlingen, die 14,95 Sekunden sprintete: „Ich vermute, es lag am Start. Aber ich habe hier viel Erfahrungen gesammelt und gesehen, dass ich Richtung Paris noch viel an mir arbeiten muss.“

Nicht starten konnte Katrin Müller-Rottgardt mit ihrem Guide Noel-Philippe Fiener. Das Duo vom TV Wattenscheid stellte noch den Startblock ein, konnte dann aber verletzungsbedingt das Rennen nicht bestreiten.

Das deutsche Para Leichtathletik-Team hat damit zwei Gold-, drei Silber- und fünf Bronzemedaillen. Am Donnerstag sind Alhassane Baldé über 800 Meter und Merle Menje über 400 Meter im Rennrollstuhl am Start. Am Abend findet zudem der 100-Meter-Vorlauf von Irmgard Bensusan und Maria Tietze statt.

Quelle: Nico Feißt