
Insgesamt fünf deutsche Judoka gehen bei der Para Judo-WM im kasachischen Astana an den Start (13. bis 14. Mai). Mit Daniel-Rafael Goral und Isabell Thal traut Bundestrainerin Carmen Bruckmann in Abwesenheit des verletzten Lennart Sass gleich zwei ihrer Athlet*innen zu, um die Medaillen mitzukämpfen. Thal reist sogar als amtierende Weltranglistenerste in ihrer Gewichtsklasse J2W bis 52 Kilogramm zu den Titelkämpfen – und kehrt damit an einen Ort zurück, der für sie eine ganz besondere Bedeutung hat: Vor einem knappen halben Jahr feierte sie in Astana ihren ersten großen internationalen Titel.
Im November 2024 gewann die 26-jährige Essenerin dort ihren ersten Weltcup. Seither zeigt ihre Leistungskurve steil nach oben: Im Februar siegte sie souverän bei den Internationalen Deutschen Einzelmeisterschaften (IDEM) in Heidelberg, Ende März folgte ein starker zweiter Platz beim IBSA Judo Grand Prix in Georgien. Dort musste sie sich lediglich der kasachischen Goldmedaillengewinnerin von Paris, Akmaral Nauatbek, geschlagen geben. „Isabells Entwicklung ist beeindruckend. Auch die Neueinstufung in ihrer aktuellen Gewichtsklasse kommt ihr spürbar zugute – sie darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen“, sagt Bundestrainerin Bruckmann.
Ähnlich positiv fällt ihr Fazit zu Daniel-Rafael Goral aus. Auch er blickt bislang auf ein erfolgreiches Wettkampfjahr 2025 zurück. Nach einem zweiten Platz bei der IDEM, bei denen er im Finale gegen den französischen Paralympics-Silbermedaillengewinner Hélios Latchoumanaya unterlag, gewann er beim Weltcup in Georgien trotz eines im ersten Kampf erlittenen Bänderrisses die Bronzemedaille. Für die anstehenden Weltmeisterschaften ist er laut Bruckmann wieder vollständig einsatzbereit: „Der Bänderriss ist ausgeheilt. Auch für Daniel ist eine Medaille definitiv im Bereich des Möglichen.“
Als erfahrenste Athletin im Team reist Ramona Brussig nach Astana. Nach ihrer sechsten Teilnahme an den Paralympics gab es zwar Rücktrittsgerüchte, doch Bruckmann stellt klar: „Ramona hat nie gesagt, dass sie aufhören will – das wurde nach den Spielen nur fälschlich interpretiert. Mit ihren fast 48 Jahren nimmt sie nicht mehr an jedem Weltcup teil, aber bei Welt- und Europameisterschaften bleibt sie fester Bestandteil des Teams. An einen Rücktritt denkt sie derzeit nicht.“ Brussig wurde zuletzt 2010 Weltmeisterin.
Mit Samuel van Melle (17) und Béla Bel Heinze (19) sind auch zwei Nachwuchstalente Teil des deutschen Aufgebots. Beide haben bereits beim letztjährigen Weltcup in Astana mit starken fünften Plätzen auf sich aufmerksam gemacht. „Man kann ihnen förmlich beim Wachsen zusehen“, freut sich Bruckmann. „Eine Wiederholung dieser Platzierungen wäre bereits ein schöner Erfolg. Vorrangig geht es für sie aber darum, weitere internationale Wettkampferfahrung zu sammeln.“ Im Hinblick auf die European Para Youth Games im Juli in der Türkei sieht sie in beiden aber aussichtsreiche Medaillenkandidaten.
Nicht mit dabei ist der deutsche Paralympics-Medaillengewinner Lennart Sass. Der Bronzemedaillengewinner von Paris zog sich kurz nach seinem Triumph einen Kreuzbandriss zu. „Die Heilung verläuft sehr gut – wir sind mit dem Genesungsprozess zufrieden. Aber für die WM kommt ein Einsatz noch zu früh. Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen“, erklärt Bruckmann.
Text: Moritz Jonas / DBS
Das deutsche Aufgebot für die Para Judo-WM (Alter / Geburtsort / Verein)
Ramona Brussig ( 47 / Leipzig / PSV Schwerin), Daniel-Rafael Goral (25 / Hamburg / SSG Blista Marburg), Béla Bel Heinze (19 / Braunschweig / 1. Mannheimer JC), Isabell Thal (26 / Essen / Budokan Höntrop), Samuel van Melle (17 / Oberschleissheim / TSV München-Großhadern)
Hier gibt es weitere Infos zur WM in Astana.