Das ist ein bedeutender Schritt für Deutschlands Paralympics-Sportler: Seit dem 1. April 2017 wird ein auserwählter Kreis an Athletinnen und Athleten der Deutschen Paralympischen Mannschaft im Rahmen eines neuen Fördermoduls unterstützt, das zu einer noch besseren Vereinbarkeit von Spitzensport und Beruf führen soll. Unter dem Titel „Duale Karriere – Individualförderung“ soll eine bestmögliche Vorbereitung auf die Wettkampfhöhepunkte sowie besonders auf die kommenden Paralympischen Spiele in Tokio 2020 und Peking 2022 gewährleistet werden. Das neue Konzept wurde vom Bundesministerium des Innern sowie vom Bundesverteidigungs- und Bundesfinanzministerium gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband entwickelt.
Für die deutschen Spitzensportlerinnen und Spitzensportler bedeutet das mehr Gestaltungsspielraum mit Blick auf die Doppelbelastung aus Training und Beruf oder Studium sowie eine deutlich bessere Fokussierung auf den Hochleistungssport. „Dieses neue Fördermodul nach dem Vorbild des olympischen Sports bietet die Möglichkeit, sich bei verbesserter finanzieller Absicherung zu großen Teilen auf den Sport konzentrieren zu können, ohne dabei die berufliche Perspektive auszublenden. Das ist ein bemerkenswertes Signal, auch im Sinne der Wertschätzung der Spitzenleistungen von Menschen mit Behinderung“, lobt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. Für Dr. Karl Quade, Vizepräsident Leistungssport, ist es ein wichtiges Instrument, um auch zukünftig erfolgreich zu sein. „Um im sehr umkämpften internationalen Kräftemessen konkurrenzfähig zu bleiben, brauchen wir die bestmögliche Vereinbarkeit von Spitzensport und Beruf bzw. Ausbildung. Unsere Athletinnen und Athleten werden in ihrer Vorbereitung sicherlich sehr davon profitieren.“
Andrea Rothfuss: „Die jetzige Situation ist für mich super mit Blick auf die Spiele in einem Jahr“
IM Jahr 2017 hat die Kommission für die Athletenförderung im DBS 21 Sportlerinnen und Sportler aus Individualsportarten ausgewählt, allesamt A-Kader-Athleten und Medaillengewinner der Spiele in Sotschi 2014 oder Rio 2016, die auch Aussichten auf Edelmetall bei den kommenden Paralympics haben werden. Vom Bundesfinanzministerium gefördert werden Anna-Lena Forster, Andrea Rothfuss, Anna Schaffelhuber (alle Para Ski alpin) und Thomas Schmidberger (Para Tischtennis), vom Bundesministerium des Innern Denise Grahl, Maike Naomi Schnittger (beide Para Schwimmen), Tom Kierey (Para Kanu) und Martin Schulz (ParaTriathlon) sowie Irmgard Bensusan, Johannes Floors, Markus Rehm, Felix Streng (alle Para Leichtathletik), Christiane Reppe, Denise Schindler, Michael Teuber, Steffen Warias (alle Para Radsport) und Steffen Zeibig (Para Dressursport) vom Bundesverteidigungsministerium. Zwischen den Ministerien und den Athleten gibt es Verträge, die definierte Meilensteine – und damit jeweils von Trainer und Athlet gesteckte sportliche oder berufliche Ziele – enthalten.
Für Skifahrerin Andrea Rothfuss ist es auch ein Zeichen für die weitere Professionalisierung des Behindertensports. „Ich bin inzwischen bereits viele Jahre dabei, doch die Fortschritte der jüngeren Vergangenheit sind schon großartig. Die neue Förderung bringt mehr finanzielle Sicherheit, ermöglicht mir die ein oder andere zusätzliche Anschaffung von Material und ich plane im Sommer einen Fahrrad-Trip, um die konditionellen Grundlagen zu verbessern“, erklärt die 27-Jährige, die beim Württembergischen Schützenverband eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau absolviert und von ihrem Arbeitgeber viele Freistellungen für den Sport sowie besonders für die Vorbereitung auf die Paralympics in PyeongChang 2018 erhält. „Die jetzige Situation mit der besseren Förderung und dem großen Entgegenkommen meines Arbeitgebers ist für mich super mit Blick auf die Spiele“, betont Rothfuss.
Auch Triathlet Martin Schulz, Goldmedaillengewinner in Rio, begrüßt das neue Konzept der dualen Karriere. „Es ist total toll, dass es diese Möglichkeit jetzt gibt. Der Behindertensport wird weltweit immer professioneller und ohne entsprechend professionelle Bedingungen wäre es für mich nicht möglich, in den nächsten Jahren in der Weltspitze zu bleiben. Daher ist die Förderung für mich sehr wichtig“, sagt der 27-jährige Leipziger und ergänzt: „Zudem ist Triathlon sehr kostenintensiv. Durch die Trainingslager und die Ausrüstung für meine drei Sportarten kommt einiges zusammen.“ So profitiert Martin Schulz enorm vom Fördermodul „Duale Karriere“ – genau wie die anderen Athletinnen und Athleten der Deutschen Paralympischen Mannschaft auf ihrem Weg nach Tokio oder Peking.