Ingo Kuhli-Lauenstein mit dem Puck
WM

Para Eishockey-WM: Deutschland kämpft um das Paralympics-Ticket

Ingo Kuhli-Lauenstein

Vom 24. bis 31. Mai findet im US-amerikanischen Buffalo die A-Weltmeisterschaft im Para Eishockey statt. Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich den Startplatz unter den besten acht Nationen durch den zweiten Platz bei der B-Pool-WM im vergangenen Jahr verdient. Nun will das Team des neuen Cheftrainers Ole Sundstøl nicht nur den Klassenerhalt sichern, sondern sich auch direkt für die paralympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina qualifizieren. Dafür ist mindestens Platz fünf erforderlich – ein Ergebnis, das zuletzt vor 17 Jahren einer deutschen Mannschaft bei einer A-WM gelang.

3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 20. Mai 2025

Die bislang letzte Paralympics-Teilnahme liegt noch weiter zurück: 2006 in Turin stand zuletzt eine deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft auf dem Eis. Mit der Rückkehr der Spiele nach Italien 20 Jahre später könnte sich ein Kreis schließen. Entsprechend klar ist das erklärte Ziel, wie Teammanager Michael Freitag betont: „Ich traue es uns absolut zu, und wir wollen die direkte Qualifikation über die WM schaffen.“

Die jüngsten Testspiele vor dem Turnier verliefen ergebnistechnisch allerdings alles andere als optimal. In sieben Partien gegen Norwegen und Italien musste das Team durchweg Niederlagen einstecken. Dennoch bleibt Freitag gelassen: „Wir haben diese Spiele vor allem genutzt, um viel zu testen und die Spielidee unseres neuen Trainers umzusetzen. Aber klar ist auch: Die Zeit des Testens ist spätestens jetzt vorbei.“

Cheftrainer Ole Sundstøl, der das Amt im Februar übernahm, wartet zwar noch auf seinen ersten Länderspielsieg mit dem Team, bringt jedoch reichlich internationale Erfahrung mit. Der 49-jährige Norweger war viele Jahre Teil des Trainerstabs der norwegischen Para Eishockey-Nationalmannschaft und trainierte zuletzt die Auswahl Thailands. Mit dem thailändischen Team gewann er bei der C-Pool-WM 2023 in Bangkok überraschend die Silbermedaille. In der Vorrunde überzeugte die Mannschaft mit drei Siegen und einem Torverhältnis von 40:0, ehe sie sich im Finale knapp Finnland mit 0:1 geschlagen geben musste. Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor war Thailand bei der C-WM noch sieglos mit einem Torverhältnis von 0:25 ausgeschieden.

Schwere Aufgaben in der Gruppenphase – Südkorea als Schlüsselspiel

In Buffalo warten nun jedoch ganz andere Kaliber auf das deutsche Team. Gleich zum Auftakt trifft die Mannschaft auf den amtierenden Weltmeister Kanada. Es folgt das Duell mit China, denen man bei der A-WM 2023 deutlich mit 0:7 unterlag. „In den ersten beiden Spielen sind wir klarer Außenseiter. Unser wichtigstes Spiel ist das abschließende Gruppenspiel gegen Südkorea – das müssen wir gewinnen, um gute Chance auf Platz fünf zu haben“, erklärt Freitag. Beim letzten WM-Duell 2017 unterlag Deutschland den Koreanern knapp mit 1:2. Heute sieht Freitag sein Team in der Entwicklung jedoch weiter vorne. Gelingt der Sieg im entscheidenden Gruppenspiel, könnte es im anschließenden Viertelfinale gegen Norwegen oder die Slowakei gehen – beides Gegner, die zuletzt bereits bezwungen werden konnten. Mit Norwegen hat man zudem noch eine offene Rechnung: Das Finale der B-WM 2023 ging knapp mit 2:3 verloren. Wäre Deutschland dort siegreich, bekäme das Team das entscheidende Spiel um Platz fünf. Sollte das angestrebte Ziel verfehlt werden, bliebe die Chance, das Paralympics-Ticket über ein Qualifikationsturnier zu lösen.

Der deutsche Kader besteht aus einer Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. 13 der 15 Akteure waren bereits bei der B-WM 2023 dabei. Das Gerüst der Mannschaft bildet der Serienmeister ERC Hannover mit Kapitän und Abwehrchef Malte Brelage, Torjäger Felix Schrader, Torhüter Simon Kunst sowie Routinier Jörg Wedde – der inzwischen 58-Jährige ist der letzte verbliebene Spieler aus dem Team der Paralympics 2006. Weitere erfahrene Kräfte wie Ingo Kuhli-Lauenstein, Frank Rennhack und Bernhard Hering bringen zusätzliche Stabilität. Ergänzt wird das Team durch junge Spieler wie Leopold Reimann, Jano Bussmann und Marcel Malchin. Der 26-Jährige feiert sein WM-Debüt und wechselte von der Para Leichtathletik zum Para Eishockey. „Marcel war bei den letzten Lehrgängen immer dabei, hat einen Raketenstart hingelegt und sich die Nominierung redlich verdient“, sagt Freitag. „Aber auch insgesamt ist unser Kader durch die jungen Spieler in der Breite deutlich besser aufgestellt als in den vergangenen Jahren.“

Text: Moritz Jonas / DBS

Das deutsche Aufgebot für die WM in Buffalo

Simon Kunst (38 / ERC Hannover Ice Lions), Veit Mühlhans (28 / ESV Dachau), Malte Brelage (26 / ERC Hannover Ice Lions), Sven Stumpe (49 / Barbarians Karmen), Hugo Rädler (47 / ESV Dachau), Ingo Kuhli-Lauenstein (33 / TuS Wiehl Penguins), Bernhard Hering (33 / Eissportclub Dresden), Felix Schrader (28 / ERC Hannover Ice Lions), Frank Rennhack (35 / Eissportclub Dresden), Jano Bussmann (18 / TuS Wiehl Penguins), Jörg Wedde (58 / ERC Hannover Ice Lions), Leopold Reimann (28 / PEC Berlin), Christian Pilz (42 / Eissportclub Dresden), Marcel Malchin (27 / TuS Wiehl Penguins), Bas Disveld (49 / Bremer Eishockey Club)

Der Spielplan

Samstag, 24. Mai, 23 Uhr dt. Zeit, Kanada – Deutschland
Sonntag 25. Mai, 2.30 Uhr dt. Zeit, China – Deutschland
Dienstag 27. Mai, 2.30 Uhr dt. Zeit, Deutschland – Südkorea

Hier gibt es weitere Informationen zur WM in den USA