Auf die Para Radsportler*innen des Deutschen Behindertensportverbandes wartet im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer August. Zunächst steigen vom 3. bis 13. August im schottischen Glasgow die Weltmeisterschaften sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße im Rahmen eines großen, inklusiven Radsport-Events. Wenige Tage später geht’s zu den Europameisterschaften nach Rotterdam (Niederlande). Der Fokus von Bundestrainer Gregor Lang liegt aber aus einem ganz bestimmten Grund mehr auf der anstehenden Weltmeisterschaft. Das beweist auch der 22-köpfige Kader.
„Die WM hat für uns einen sehr hohen Stellenwert, weil wir dort noch Punkte für die Paralympics-Qualifikation sammeln können“, erklärt Lang. Während der Weltcup-Saison wurde dafür bereits ein guter Grundstein gelegt. Bei den drei Rennen in Italien, Belgien und den USA fuhren die deutschen Athlet*innen insgesamt 37 Podiumsplätze ein. Mit Vico Merklein und Annika Zeyen gab es gleich zwei deutsche Gesamt-Weltcup-Sieger*innen. Dazu gesellt sich weitere geballte Erfahrung, etwa mit Dauerbrenner Michael Teuber. Dem Zeitfahrspezialisten traut der Bundestrainer auch dieses Mal wieder eine Medaille zu: „Damit ist bei Michael erfreulicherweise immer zu rechnen.“ Bei den Damen ist mit der amtierenden Weltmeisterin im Zeitfahren in der Startklasse C5, Kerstin Brachtendorf, Maike Hausberger als Doppel-Weltmeisterin in der Klasse C2 und Andrea Eskau ebenfalls reichlich Routine vertreten. Gerade für Eskau dürfte es eine ganz besondere Weltmeisterschaft werden, denn nach fast zwei Jahren Verletzungspause gab die 52-jährige Handbikerin erst im Mai beim Weltcup in Ostende (Belgien) ihr Comeback und fuhr gleich zu Gold im Straßenrennen. Beim Weltcup-Finale im amerikanischen Huntsville-Alabama gelang ihr dann sogar der Doppelsieg in Zeitfahren und Straßenrennen.
Neben den arrivierten Kräften sind wieder junge Fahrer*innen mit dabei, für die eine WM allerdings kein Neuland mehr ist. So ist es für Maximilian Jäger bereits die dritte Teilnahme. Der 23-Jährige ist aktueller Europameister in der Dreirad-Klasse T2. Trotzdem ist Lang überzeugt davon, dass sein Schützling sein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft hat: „Maximilian gehört zwar jetzt schon zu den Besten in seiner Klasse. Doch ich bin mir sicher, dass er noch dazu lernen kann und noch stärker wird.“ Eine, für die das ebenso gilt, ist Vanessa Laws. Die 19-Jährige vom BPRSV in Cottbus krönte sich bei der vergangenen EM sogar zur Siegerin im Zeitfahren und im Straßenrennen. Bei der WM wird sie darüber hinaus auch auf der Bahn starten. Sie ist eine von vier Athlet*innen, die sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße an den Start gehen wird. Gleiches gilt für Maike Hausberger, Pierre Senska und Thomas Schäfer.
Auf die Wettkämpfe auf der Bahn möchte der seit acht Monaten im Amt befindliche Bundestrainer ohnehin ein besonderes Augenmerk legen: „Hier haben wir in den vergangenen Jahren leider einiges versäumt, das gilt es nun mittelfristig aufzuarbeiten“, erklärt Lang. Um diese Vorhaben voranzutreiben, wurden die Qualifikationsleistungen deutlich angehoben. „Bisher war es so, dass wir die Zeit des Achtplatzierten der letzten Paralympics als Qualifikationszeit genommen haben. Das war mir aber zu weit weg von den Medaillenrängen, weshalb wir inzwischen die durchschnittliche Zeit zwischen Platz drei und acht nehmen.“ Diese erhöhten Anforderungen haben neben den bereits genannten Fabian Döring, Jakob Klinge, Manuel Korber und Thomas Ulbricht geschafft.
Mit Johannes Herter und Manuel Scheichl haben außerdem zwei Debütanten den Weg in den Kader gefunden. Beide machten als Independent-Fahrer während der Weltcups auf sich aufmerksam und wurden nun mit einer Nominierung für Glasgow belohnt.
Der deutsche Kader für die Para Radsport-WM:
Straße:
Kerstin Brachtendorf (51 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (56 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (47 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Johannes Herter (39 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (23 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Jana Majunke (32 / Cottbus / BPRSV Cottbus), Vico Merklein (45 / Berlin / GC Nendorf), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Manuel Scheichl (41 / Rottenmünster / BVS München), Matthias Schindler (41 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Benno Schmidt (57 / Gießen / TSV Bayer 04 Leverkusen), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Michael Teuber (55 / Tegernsee / BSV München), Steffen Warias (38 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (38 / Hennef / SSF Bonn)
Bahn:
Fabian Döring (37 / Freiburg / RV Concordia Reute), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Jakob Klinge (26 / Erlangen / RC Herpersdorf), Manuel Korber (34 / Mallersdorf / BSV München), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Thomas Ulbricht (38 / Salzwedel / PSC Berlin)
Text: Moritz Jonas / DBS