Thomas Ulbricht und sein Guide Robert Förstemann haben bei den Paralympics 2024 in Paris im 1000-Meter-Zeitfahren die Bronzemedaille gewonnen. Nach deutschem Rekord in der Qualifikation musste sich das Duo im Finale in 59,862 Sekunden lediglich zwei britischen Teams geschlagen geben.
Pure Emotionen gab es im Saint-Quentin-en-Yvelines Velodrome vor ausverkaufter Kulisse zu sehen und zu spüren. Ulbricht und Förstemann drehten, sichtlich bewegt, mehrere Ehrenrunden mit der deutschen Fahne in der Hand und ließen sich minutenlang vom Publikum feiern. „Unglaublich, was Robert heute geleistet hat“, schwärmte Para Athlet Ulbricht. „Wir sind zweimal unter einer Minute geblieben und haben zwei Top-Rennen abgeliefert. Damit können wir zufrieden sein und sind stolz auf die Bronzemedaille.“ Paralympics-Sieger wurde das britische Tandem James Ball/Steffan Lloyd (58,964 Sekunden) vor den Landsleuten Neil Fachie/Matt Rotherham (59,312 Sekunden).
„Das ist gerade sehr emotional für mich. Nach Bronze bei Olympischen Spielen hier mit Thomas noch eine Medaille zu holen, ist einfach schön“, sagte Pilot Förstemann. „Wir sitzen zusammen auf dem Rad. Und ich kann das Kompliment nur zurückgeben. Thomas fährt erst seit drei Jahren Rad und rast hier heute mit 70 km/h über die Bahn, das ist einfach fantastisch." Der 38-Jährige hatte zudem eine persönliche Rechnung offen: Bei den Paralympics in Tokio verpasste er das Podium mit seinem damaligen Partner Kai Kruse noch hauchdünn. Nur acht Hundertstel fehlten vor drei Jahren zur ersehnten Medaille. „Wir hätten hier durchaus um Gold mitfahren können, da war sogar noch etwas mehr drin. Trotzdem ist das gerade ein sehr besonderer Moment“, betont Förstemann.
Dass es diesmal besser laufen würde, hatte sich bereits am Sonntagmorgen angekündigt. In der Qualifikation hatten sich die beiden Athleten mit der schnellsten Zeit an die Spitze des Tableaus gesetzt und sich mit einem neuen deutschen Rekord (59,480 Sekunden) für den Finallauf qualifiziert. Das erste Ausrufezeichen war damit gesetzt und das ersehnte Zwischenziel, erstmals unter 60 Sekunden zu bleiben, erreicht. „Heute haben wir nicht mehr groß taktiert, die Jungs sollten in beide Rennen alles reinlegen. Hier geht es auch darum, Signale an die Konkurrenz zu senden“, sagte Markus Wähner, Disziplintrainer Bahn, vor dem Wettkampf. Die Weichen für den Erfolg stellten Ulbricht und Förstemann in den vergangenen Monaten, Schritt für Schritt. Bei der Bahn-WM 2024 in Rio de Janeiro gab es die Bronzemedaille und eine neue persönliche Bestzeit. Das Team hat, gemeinsam mit den Athleten, an den Rennanzügen gefeilt, das Rad rund drei Kilo leichter und damit effizienter gemacht und sich für die Paradedisziplin bei den Paralympics noch eine Besonderheit einfallen lassen: Das deutsche Tandem ging erstmals mit einem 62er-Kettenblatt auf die Bahn. „Das sind alles Puzzleteile, die uns jetzt genau dahingebracht haben, wo wir sein wollen“, sagte Förstemann.
Die Bahn-Wettbewerbe gehen damit erfolgreich zu Ende. Nach zwei vierten Plätzen von Pierre Senska und Maike Hausberger über 3000 Meter und Hausbergers Bronzemedaille im 500-Meter-Einzelzeitfahren darf das Team ein positives Fazit ziehen. Weiter geht es für das deutsche Para Radsport-Nationalteam auf der Straße. Die Wettkämpfe im Zeitfahren starten am Mittwoch, 4. September.
Text: Jessica Balleer / DBS