Am neunten Wettkampf der Paralympics sicherten sich die deutschen Para Schwimmer*innen die Medaillen acht und neun für das ihr Team: Tanja Scholz schwamm auf den 50 Meter Freistil (S4) zu Silber, Josia Topf schlug, ebenfalls über die 50 Meter Freistil (S3), als Dritter im Ziel an. Während es für Scholz die zweite Medaille in Paris war, holte Topf bereits sein drittes Edelmetall.
Die ersten Paralympics für Tanja Scholz – und direkt Gold und Silber! "Wie geil ist das denn, ein absoluter Traum", freute sich die Elmshornerin, der in der Mixed Zone erst klar wurde, dass sie auch wirklich Silber gewonnen hatte: Die Brasilianerin Lidia Vieira da Cruz schlug zwar als Erste im Ziel an, doch die Südamerikanerin startete deutlich zu früh: Sie hatte den Startblock bereits verlassen und berührte das Wasser, ehe der Startschuss erklang. So wurde für Scholz aus Bronze doch noch Silber. "Ich kann das gar nicht glauben. Ja, ich freue mich über Silber. Aber ich finde es echt schade für Lidia, dass sie disqualifiziert wurde.
Durch die Disqualifikation landete die Australierin Rachael Watson auf dem Treppchen. Sie ist eine gute Freundin von Scholz, die beiden umarmten sich vor der Mixed Zone inniglich und beglückwünschten sich gegenseitig. Gold schnappte sich die US-Amerikanerin Leanne Smith in 40,03 Sekunden. Ich bin echt erkältet und wusste nicht, ob ich es überhaupt durchstehe. Dass es jetzt so geglückt ist. Die Bahn hätte keinen Meter länger sein dürfen. Ich dachte auf den letzten 15 Metern, dass die Bahn gar nicht mehr aufhört. Die Kraft fehlt einfach und doch ist es Silber geworden!", freute sich Scholz, die sich am Abend dann einfach nur ausruhen und genießen wollte.
Kompletter Medaillensatz für Topf
Drittes Rennen, dritte Medaille für Josia Topf: Der Erlanger, der in Paris bereits Gold über die 150 Meter Lagen (SM3) und Silber auf den 50 Meter Rücken (S3) gewonnen hatte, komplettierte am Freitagabend in der La Défense Arena seinen Medaillensatz und schwamm über die 50 Meter Freistil (S3) zu Bronze. Der Schwimmer vom BPRSV Cottbus schlug nach 45,61 Sekunden im Ziel an. Erster wurde der Türke Umut Unlu (44,83 Sekunden) vor Denys Ostapchenko (Ukraine, 45,14 Sekunden). Die beiden überholten Topf erst auf den letzten Metern des Rennens. "Das muss ich nochmal analysieren: Die ersten 30 Meter des Rennens habe ich mich ziemlich unschlagbar gefühlt. Ich hatte eine gute Pace und ordentlich Druck auf den Beinen", sagte Topf. Auf den letzten zehn Metern sei seine Hüfte nicht mehr richtig mitgegangen "und die letzten fünf habe ich meine Beine nicht mehr richtig nach vorne bekommen." Ich habe mich dann mit einem Klappmesser-artigen Bewegungsmuster an die Wand geballert."
Topf ist der erste Deutsche, der bei den Spielen von Paris bereits drei Medaillen gewinnen konnte. "Es ist eine riesige Ehre hier antreten zu dürfen und sich mit den Besten der Welt messen zu können. Dass ich mich jetzt drei Mal in so einer Form präsentieren konnte ist umso unglaublicher. Ich bin glücklich und zufrieden", bilanzierte Topf zu seinen ersten drei Starts in der La Défense Arena. Mit seiner Bestzeit über die 50 Meter Freistil (44,57 Sekunden) wäre am Freitag gar die zweite Goldmedaille für den Franken drin gewesen. "Ja, ärgern ist jetzt das falsche Wort. Ich bin glücklich, dass ich hier eine Medaille geschwommen bin." Vor Paris hatte Topf Corona, "es war also noch nicht ganz klar, in welcher Form ich hier auftreten werde." Dass es nun zu Gold, Silber und Bronze gereicht habe, sei "einfach unglaublich. Ich gratuliere Umut Unlu, der das heute sehr stark über die Bühne gebracht hat. Er hat meinen allergrößten Respekt."
Dann schob Topf noch eine Kampfansage an die Konkurrenz hinterher: "Ich bin ja noch jung, meine Karriere geht noch lange. Und ich werde noch genügend Möglichkeiten haben, um ihm die Medaille wieder abzujagen!" Am Samstag schwimmt Topf noch die 200 Meter Freistil (S3), dort will der Medaillensammler ins Finale einziehen.
Malte Braunschweig wird Sechster in starkem Feld
Nach seinem Finale über die 100 Meter Schmetterling (S9) musste sich der enttäuschte und traurige Malte Braunschweig in der Mixed Zone erst mal auf den Boden setzen. Mit einem weißen Handtuch wischte er sich die Tränen der Enttäuschung aus dem Gesicht. Bundestrainerin Ute Schinkitz und Co-Trainer Phillip Semechin setzten sich zum 24 Jahre alten Athleten des Berliner Schwimmteams und trösteten ihn: Braunschweig war auf seiner Paradedisziplin gerade Sechster geworden. Nach 1:01,29 Minuten schlug er als Sechster im Ziel an. "Wenn ich Bestzeit geschwommen wäre, hätte ich eine Medaille gehabt. Ich hab's aber leider nicht geschafft", sagte der Berliner, der die 100 Meter Schmetterling bereits in 1:00,60 Minuten geschwommen ist, im ZDF-Interview. Braunschweig erwischte den besten Start im Finale, war die ersten 20 Meter Erster und schlug bei der Wende als Dritter an. Lange sah es so aus, als ob er sich Bronze sichern könne. "Die letzten 15 Meter wurden ganz schön schwer. Ich habe aber trotzdem gedacht und gehofft, dass es reichen könnte. Hat es offensichtlich nicht, da muss ich draus lernen, dran arbeiten und besser machen", sagte der Berliner.
Vorneweg kam der Super-Schwimmer Simone Barlaam in Europarekord (57,99 Sekunden) als Erster ins Ziel, der Australier Timothy Hodge schlug nach 1:00,03 Minuten als Zweiter an. Zwischen dem Dritten Lewis Bischop (Australien, 1:01,08 Minuten) und Braunschweig auf Rang sechs lagen nur 21 Hundertstel – nur ein Belege dafür, wie eng es in der Startklasse 9 auf dieser Strecke zugeht. Der Schwimmer blickt aber optimistisch nach vorne: "Mein Ziel ist L.A., dort will ich eine Medaille gewinnen. Am liebsten will ich dort gewinnen – also Erster werden." Jetzt werde er aber erst mal Urlaub machen, will "den Kopf freikriegen."
Am zehnten und letzten Wettkampftag der Schwimmerinnen und Schwimmer gibt es noch vier deutsche Starts: Gina Böttcher und Tanja Scholz schwimmen die 50 Meter Rücken (S4), Verena Schott geht über die 100 Meter Rücken (S6) an den Start.