500 Tage vor Beginn der Paralympischen Spiele in Tokio hat Elena Krawzow ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Die sehbehinderte Para Schwimmerin stellte beim Swim Cup im niederländischen Eindhoven gleich drei neue Weltrekorde über alle drei Brust-Strecken in der Startklasse SB12 auf, darunter auch über die paralympischen 100 Meter Brust.
„Drei Weltrekorde an einem Wochenende sind überragend. Ich bin natürlich sehr zufrieden“, sagt die 25-jährige Athletin vom Berliner Schwimmteam, die eigentlich ohne große Erwartungen zum Saisonauftakt nach Eindhoven gereist war. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und hatte eher gedacht, entspannt in die Saison zu starten. Jetzt habe ich an einem Wochenende alle Rekorde auf den Brust-Strecken geknackt und bin unfassbar happy“, betont Krawzow.
Los ging die Weltrekord-Jagd über 200 Meter Brust. Ihren eigenen Weltrekord aus dem Jahr 2018 verbesserte die Berlinerin bereits im Vorlauf und war im Finale noch einmal schneller: 2:41,54 Minuten. Einen Tag später folgte der Höhepunkt über ihre Paradestrecke 100 Meter Brust: Exakt 500 Tage vor der Eröffnung der Paralympics schwamm Elena Krawzow über eine Sekunde schneller als ihre bisherige persönliche Bestzeit aus dem Jahr 2016 – und 1:15,02 Minuten bedeuteten gleichzeitig Weltrekord. Dieser gehörte zuvor fast sechs Jahre der Zyprerin Karolina Pelendritou, die zudem bereits seit 2012 die weltweite Bestmarke über 50 Meter Brust hielt. Doch auch diesen Rekord schnappte sich Krawzow und unterbot die bisherige Top-Zeit um eine halbe Sekunde auf 34,67 Sekunden.
Doch wie ist diese herausragende Frühform in der WM-Saison zu erklären? „Wir haben im Training anhand neuer Erkenntnisse aus der Leistungsdiagnostik neue Reize gesetzt. Ich habe viel auch außerhalb des Wassers an der Technik und der Kraft gearbeitet. Das hat mir offensichtlich ordentlich Schwung gegeben und ich konnte die neue Technik im Wettkampf gut umsetzen“, erklärt die 25-Jährige, die nach einer schwierigen Phase, angefangen bei den Paralympics 2016 und auch in 2017, bereits im vergangenen Jahr mit drei EM-Titeln wieder aufhorchen ließ.
Zurücklehnen wird sich Krawzow nach ihrem Weltrekord-Hattrick jedoch nicht. „Ich genieße den Moment und bin auf einem guten Weg, allerdings habe ich leider auch erfahren müssen, wie schnell es im Sport wieder anders sein kann. Daraus habe ich gelernt. Jetzt bin ich die Gejagte – und ich werde weiter arbeiten und will mich weiter verbessern“, betont die Berlinerin. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt ihr nicht: Nach Ostern geht es zum Wettkampf nach Glasgow und anschließend für einen Monat erneut ins Höhentrainingslager nach Sierra Nevada, bevor in Berlin die Internationalen Deutschen Meisterschaften vom 6. bis 9. Juni stattfinden. Doch mit drei Weltrekorden im Rücken lassen sich die Strapazen sicherlich besser überstehen.
Ebenfalls Grund zum Jubeln hatte Verena Schott. Die querschnittgelähmte 30-Jährige aus Berlin glänzte in der Startklasse S6 mit einem Europarekord über 100 Meter Rücken in 1:24,10 Minuten. Die Freude darüber war groß – schließlich will Schott auf dieser Strecke auch bei den Paralympics in Tokio angreifen.