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Para Schwimmen und Rollstuhlbasketballer räumen die Titel ab

2024 war ein historisches Jahr für den Para Sport, die Paralympics in Paris ein Meilenstein. In die Geschichte der Ehrung der Para Sportler*innen des Jahres gehen allen voran die Para Schwimmer*innen und die Rollstuhlbasketballer ein. Bei der Gala des Deutschen Behindertensportverbandes im Telekom Forum in Bonn sind Elena Semechin und Taliso Engel sowie die Rollstuhlbasketball-Herren als Para Sportlerin, Para Sportler und Para Team des Jahres ausgezeichnet worden. Der DBS-Nachwuchspreis geht an Para Schwimmerin Gina Böttcher, während der ehemalige Rollstuhlbasketball-Bundestrainer Michael Engel als Trainer des Jahres gewählt wurde.

6 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 12. April 2025

Der tosende Lärm in der Pariser Arena „La Défense“ hat die deutschen Para Schwimmer*innen zu Höchstleistungen angetrieben. Das Team von Bundestrainerin Ute Schinkitz hat zehn Medaillen aus dem Wasser gefischt und war damit die stärkste Teilmannschaft im Team Deutschland Paralympics. Da wundert es nicht, dass die Para Schwimmer*innen auch bei der Ehrung der Para Sportler*innen des Jahres drei von fünf Kategorien abgeräumt haben. Dabei war die Konkurrenz groß: Bei den Sportlerinnen und Sportlern standen ausschließlich die deutschen Paralympics-Sieger*innen zur Wahl.

Der goldene Glanz der Spiele in Paris strahlte noch einmal richtig hell im Telekom Forum in Bonn, wo der Festakt erstmals stattfand. Es war ein rauschender Rückblick auf die größten und reichweitenstärksten Paralympics aller Zeiten, die die öffentliche Wahrnehmung des Para Sports auf eine neue Stufe gehoben haben. Auch die Wahl hat alle Rekorde gebrochen. Bei der Online-Wahl gab es im Vergleich zu 2023 einen Stimmenzuwachs von über 75 Prozent. Zusätzlich flossen die Wertungen eines neunköpfigen Expert*innen-Gremiums zu gleichen Teilen in das Ergebnis mit ein.

„Was wir in Frankreichs Hauptstadt vor gut sieben Monaten erleben durften, war ein großartiges Fest des Sports und viel mehr als ein Spätsommer-Märchen. Die Stadt der Liebe hat uns mit Emotionen nur so überhäuft und der Paralympischen Bewegung einen mächtigen Schub gegeben. Nie zuvor hat das größte Sportereignis von Menschen mit Behinderung so viel Aufmerksamkeit erhalten wie diesmal“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher in seinem Grußwort und fügte hinzu: „Der Sport von Menschen mit Behinderung hat dank der Spiele in Paris einen großen Schritt in Richtung Mitte der Gesellschaft gemacht – und da gehört er auch einfach hin.“

Durch den Abend führte das Duo Florian Zschiedrich und Denise Schindler, das bereits im ZDF-Studio in Paris hervorragend miteinander harmonierte. Mit Schindler moderierte erstmals eine ehemalige Para Sportlerin die Preisverleihung des DBS. Rund 300 Gäste, darunter Vertreter*innen aus Sport, Medien und Politik, waren der Einladung gefolgt. Neben den Para Schwimmer*innen hatten besonders die Rollstuhlbasketball-Herren Grund zum Jubeln – die erste paralympische Medaille seit 32 Jahren wurde veredelt mit dem Titel als Para Team des Jahres. Zudem wurde Michael Engel Para Trainer des Jahres.

Die Geehrten freuten sich über die Trophäen und mehr: Die Plätze eins bis drei aller Kategorien erhalten Prämien in Höhe von insgesamt 30.000 Euro von den Award Partnern McDonald’s (Para Sportlerin), Deloitte (Para Sportler), Telekom (Para Team), Allianz (Para Nachwuchs) und Adidas (Para Trainer*in), wobei die ausgezeichneten Trainer*innen ihre Prämien selbst gewählten sportlichen Stiftungen oder Vereinen zur Verfügung stellen. „Als Deutscher Behindertensportverband bedanken wir uns bei allen Partnern und Sponsoren sowie der Landesregierung Nordrhein-Westfalens und der Stadt Bonn, die die Ehrung der Para Sportler*innen in diesem Jahr erneut ermöglicht haben. Herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung – wir hoffen sehr, in der Bundesstadt Bonn eine neue Heimat für die Gala gefunden zu haben“, betonte DBS-Generalsekretär Stefan Kiefer.
 

Para Sportlerin: Elena Semechin (31, Berliner Schwimmteam, Para Schwimmen)

2024 war das Jahr ihres großen Comebacks auf der paralympischen Bühne: Wenige Wochen nach den Paralympics in Tokio 2021 wurde bei Elena Semechin ein Gehirntumor diagnostiziert. Sie kämpfte sich durch die Operationen und die kräftezehrende Chemotherapie. Nur drei Jahre später verteidigte sie ihren Titel über 100 Meter Brust bei den Paralympics in Paris – mit Weltrekord. Semechin schnappt sich nach 2021 damit zum zweiten Mal den Titel als Para Sportlerin des Jahres. Auf Rang zwei landet Sandra Mikolaschek, die in Frankreich furios aufspielte und über ihre erste Goldmedaille im Einzel jubelte. Die Para Tischtennisspielerin dominierte im Endspiel sogar die serbische Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic. Auf Rang drei folgt eine nun dreifache Paralympics-Siegerin: Nach ihrem Triumph 2021 in Tokio lieferte Natascha Hiltrop auch in Paris ab und gewann gleich zwei Goldmedaillen (Kleinkaliber liegend/Anschlag und Kleinkaliber Dreistellung). Auf den Plätzen vier und fünf folgen Maike Hausberger (Para Radsport), die in Paris Gold und Bronze gewann, sowie Para Schwimmerin Tanja Scholz, mit Gold und Silber ebenfalls zweifache Medaillengewinnerin bei den Paralympics.
 

  1. Elena Semechin (Para Schwimmen / 27,0 %)
  2. Sandra Mikolaschek (Para Tischtennis / 20,6 %)
  3. Natascha Hiltrop (Para Sportschießen / 17,9 %)
  4. Maike Hausberger (Para Radsport / 17,8 %)
  5. Tanja Scholz (Para Schwimmen / 16,6 %)

 

Para Sportler des Jahres 2024: Taliso Engel (22, TSV Bayer 04 Leverkusen, Para Schwimmen)

Über seine Paradestrecke 100 Meter Brust ist und bleibt er der absolute Dominator: Taliso Engel wiederholte in Paris nicht nur den Gewinn der Goldmedaille bei den Paralympics, sondern verbesserte im vergangenen Jahr gleich mehrfach seinen eigenen Weltrekord. Der Lohn: Para Sportler des Jahres 2024. Auf dem zweiten Platz folgt ebenfalls ein Schwimmer: Josia Topf. Der 21-Jährige sammelte bei seinen zweiten Paralympischen Spielen gleich einen kompletten Medaillensatz. Über 150 Meter Lagen wurde er Paralympics-Sieger, über 50 Meter Rücken gewann er Silber, die 50 Meter Freistil beendete er auf dem dritten Rang. Maurice Schmidt krönte sein fabelhaftes paralympisches Säbel-Turnier mit der Goldmedaille. Der Rollstuhlfechter ließ seinem britischen Konkurrenten im Finale nicht den Hauch einer Chance und wurde Dritter bei der Wahl zum Para Sportler des Jahres 2024. Auf Rang vier folgt Para Leichtathlet Markus Rehm, der im Stade de France über sein viertes Weitsprung-Gold bei den Paralympics in Folge jubeln durfte.
 

  1. Taliso Engel (Para Schwimmen / 39,2 %)
  2. Josia Topf (Para Schwimmen / 29,3 %)
  3. Maurice Schmidt (Rollstuhlfechten / 18,9 %)
  4. Markus Rehm (Para Leichtathletik / 12,5 %)

 

Para Team des Jahres 2024: Rollstuhlbasketball-Herren

32 Jahre musste die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren auf paralympisches Edelmetall warten. In Paris wurde die Sehnsucht nach einer Medaille schließlich gestillt. Mit einer beachtlichen Mannschaftsleistung sicherte sich das Team um Top-Scorer Thomas Böhme die Bronzemedaille – und erstmals den Titel als Para Team des Jahres. Den zweiten Platz verdient sich ein nervenstarkes Doppel: Valentin Baus und Thomas Schmidberger standen im paralympischen Viertelfinale schon kurz vor dem Aus, zogen den Kopf aber rechtzeitig aus der Schlinge und stürmten noch bis ins Finale vor. Im Spiel um Gold war das chinesische Team zwar eine Nummer zu groß, die Silbermedaille für Baus und Schmidberger dennoch ein Erfolg. Für Furore sorgte vor den Toren von Schloss Versailles auch die Para Dressursport-Equipe um Anna-Lena Niehues, Regine Mispelkamp und Heidemarie Dresing mit der Bronzemedaille im Team-Event – Rang drei erreicht das Trio auch bei der Wahl zum Para Team des Jahres. Auf Platz vier folgt der Doppelzweier im Para Rudern: Hermine Krumbein und Jan Helmich wurden bei den Paralympics Dritte. Das Para Tischtennis-Doppel Stephanie Grebe und Juliane Wolf, in Paris mit Silber dekoriert, landet auf Rang fünf.
 

  1. Rollstuhlbasketball-Herren (31,9 %)
  2. Para Tischtennis-Doppel Baus/Schmidberger (20,7 %)
  3. Para Dressursport-Equipe (18,6 %)
  4. Para Rudern-Doppelzweier Krumbein/Helmich (16,7 %)
  5. Para Tischtennis-Doppel Wolf/Grebe (12,1 %)

 

Para Nachwuchssportler*in des Jahres 2024: Gina Böttcher (24, SC Potsdam, Para Schwimmen)

Was für ein Jahr für Gina Böttcher: Erst wurde die 24-Jährige dreifache Europameisterin, nur wenige Monate später folgte Edelmetall auf der ganz großen Bühne: Böttcher gewann die Silbermedaille über 50 Meter Rücken. Dass die Wahl zur Para Nachwuchssportler*in knapper hätte kaum sein können, zeigt ein Blick auf Rang zwei: Nele Moos landet nur hauchdünn mit 0,2 Prozent hinter Böttcher. Die Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen sprang bei den Paralympics überraschend zu Silber – inklusive persönlicher Bestleistung. Auf Rang drei folgt ein Paralympics-Sieger: Maurice Schmidt kämpfte sich im Rollstuhlfechten mit dem Säbel zur Goldmedaille. Zwei weitere Medaillengewinner*innen aus Paris folgen auf den Plätzen. Lennart Sass (Para Judo) jubelte bei seiner Paralympics-Premiere ebenso wie Hermine Krumbein über Bronze.
 

  1. Gina Böttcher (Para Schwimmen / 26,9 %)
  2. Nele Moos (Para Leichtathletik / 26,7 %)
  3. Maurice Schmidt (Rollstuhlfechten / 20,3 %)
  4. Lennart Sass (Para Judo / 14,7 %)
  5. Hermine Krumbein (Para Rudern / 11,5 %)

 

Para Trainer*in des Jahres 2024: Michael Engel

Es war eine kurze, aber von Erfolg gekrönte Zusammenarbeit: Im November 2023 startete Michael Engel seine Mission, die deutschen Rollstuhlbasketballer zu den Paralympics zu führen. Die Qualifikation gelang – und noch viel mehr: Engel gewann mit seiner Mannschaft nur zehn Monate später die Bronzemedaille und damit das erste Edelmetall seit mehr als drei Jahrzehnten, bevor er auf eigenen Wunsch als Bundestrainer zurücktrat. Auf Platz zwei folgt Ute Schinkitz, die Erfolgstrainerin der Para Schwimmer*innen. In Paris jubelte sie mit ihrem Team insgesamt über vier Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen – die beste deutsche Bilanz. Eine überraschende Goldmedaille feierte Alexander Bondar mit seinem Schützling Maurice Schmidt im Rollstuhlfechten. Bei der Wahl zum Para Trainer des Jahres landet er auf dem dritten Platz. Auf den Rängen vier und fünf folgen Silke Fütterer-Sommer (Para Dressursport) und Rudi Krenn (Para Sportschießen).
 

  1. Michael Engel (Rollstuhlbasketball Herren / 25,6 %)
  2. Ute Schinkitz (Para Schwimmen / 23,9 %)
  3. Alexander Bondar (Rollstuhlfechten / 20,8 %)
  4. Silke Fütterer-Sommer (Para Dressursport / 15,2 %)
  5. Rudi Krenn (Para Sportschießen / 14,6 %)