News

Para Ski nordisch: Der Läufer aus dem Wald

Max Weidner ist der neue Mann im Nordic Paraski Team Deutschland. Sein Potenzial hat der 29-Jährige vom WSV-DJK Rastbüchl schon nach wenigen Monaten unter Beweis gestellt. Seine im Dezember beginnende Premierensaison hält einen Höhepunkt bereit: den Heim-Weltcup in Finsterau.

Autor: Ben Schieler
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 05. Dezember 2019

Der Wettergott hat es gut gemeint mit dem Nordic Paraski Team Deutschland. Pünktlich zum Start des finalen Vorbereitungslehrgangs im norditalienischen Livigno öffnete der Himmel seine Schleusen und sendete reichlich Schnee hinab. Die Mannschaft, die sich in der zweiten Novemberhälfte fit machen will für die am 12. Dezember im norwegischen Lillehammer beginnende Weltcup-Saison 2019/2020, fand in Livigno ideale Bedingungen vor.

Wenn an jenem Donnerstagvormittag des 12. Dezembers am Ort der Paralympischen und Olympischen Spiele des Jahres 1994 der Para-Skilanglauf über die Mitteldistanz im klassischen Stil über die Bühne geht, soll ein Mann sein Debüt feiern: Max Weidner aus Neureichenau im Bayerischen Wald. Weidner trainiert seit diesem Jahr unter dem Bundestrainer Ralf Rombach und genießt – obwohl erst wenige Monate dabei – bereits eine hohe Anerkennung. „Er besitzt ein hohes Potenzial und ist nicht nur deswegen eine totale Bereicherung für uns“, sagt Rombach.

Erste Schritte schon als Knirps

Motiviert durch seine Eltern schnallte das Kind des Bayerischen Waldes schon als Knirps erstmals seine Langlaufskier an. Als Schüler absolvierte er im Dress seines Heimatvereins WSV-DJK Rastbüchl, dem er seitdem treu geblieben ist, regionale Rennen. Später trieb es ihn zu den längeren Distanzen, etwa zum König-Ludwig-Lauf in den Ammergauer Alpen und zum Engadin Skimarathon. Talent und Leidenschaft bewies Weidner auch als aktiver Radsportler.

Nach einem Unfall im familiären Sägewerk mussten ihm 2018 die Langfinger der rechten Hand amputiert werden. Der Neureichenauer Sporthändler Ernstl Süß, der Weidner seit 15 Jahren unterstützt, machte ihn aufs Para Ski nordisch aufmerksam. Der 16-fache Paralympicssieger im Para Ski Alpin, Gerd Schönfelder, stellte den Kontakt her. Max Weidner klopfte an und fand im Nationalkader rasch Anschluss. Bei den internationalen deutschen Meisterschaften im Oktober 2019 in der Oberhofer Skihalle landete er im Langlauf hinter Alexander Ehler und vor Marco Maier (beide SV Kirchzarten) auf Platz zwei.

„Man merkt, dass Max eine sehr gute technische Ausbildung genossen und den Langlauf von klein auf gelernt hat“, sagt Bundestrainer Rombach. Vor allem in den Weltcup-Rennen im klassischen Stil soll Weidner seiner Hoffnung nach angreifen – langfristig gesehen. Rombach warnt vor vorschnellen hohen Erwartungen: „Es ist nicht ohne, nur mit einem Arm und Stock zu laufen. Die Wettkampfspezifik wird erst durch Erfahrung stärker.“

Rennen vor der eigenen Haustür

Das ändert freilich nichts daran, dass der Neue im Team heiß ist – heiß auf sein Debüt und heiß auf die komplette Saison. Da Max Weidner im Para Biathlon nicht starten wird, ist die dortige Weltmeisterschaft Mitte März in Östersund zwar kein Thema für ihn. Ein großes Bonbon wird seine Premierensaison dennoch bereithalten: den Weltcup vom 1. bis 8. Februar in Finsterau im Bayerischen Wald, gewissermaßen vor seiner eigenen Haustür. „Dort oben habe ich schon früher immer meine Runde gedreht“, sagt er.

Auch Ralf Rombach freut sich, dass „unser toller Partner für die Ausrichtungen von Weltmeisterschaften und Weltcups SV Finsterau 1957“ diesmal einen echten Lokalmatador präsentieren kann. Anlass zu feiern werden der Bundestrainer und sein Schützling aber bereits in Lillehammer haben, zumindest eine Sache: Max Weidners 30. Geburtstag am 15. Dezember. Und vielleicht auch mehr? Auf dem Terminplan des Weltcups stehen an diesem Tag die Langlauf-Staffeln.