Mit vier Siegen und einer Niederlage schließen die deutschen Herren ihre Vorrunde bei der Rollstuhlbasketball-EM ab. Das letzte Gruppenspiel war hat umkämpft, das Team von Trainer Jan Haller holte gegen Spanien zwischenzeitlich einen hohen Rückstand auf. Dennoch stand am Ende eine knappe 61:64 Niederlage auf der Anzeigetafel. Damit trifft Deutschland als Gruppenzweiter im Viertelfinale auf Frankreich. Mit einem Sieg könnte die DBS-Auswahl schon ihr WM-Ticket buchen.
Nach der knappen 61:64 (16:19, 27:39, 48:45)-Niederlage gegen stark aufspielende Spanier war die Enttäuschung bei den Spielern erstmal groß. Von ihren Fans wurden sie dennoch gefeiert – und das zurecht. Den wie im Spiel gegen die Türkei, das Böhme und seine Mitspieler nach einem starken Comeback nach hohem Rückstand in der Overtime gewinnen konnten, bewies das Team erneut große Moral und einen noch größeren Siegeswillen. Nur dass die furiose Aufholjagd diesmal nicht belohnt wurde.
Mit einem erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf brachte Thomas Böhme seine Farben in Front – es sollte allerdings für längere Zeit die einzige Führung für sein Team bleiben. Denn langsam, aber sicher setzte sich die spanische Offensive in Bewegung und traf bis zum Ende des Viertels mit hoher Präzision, auch weil die deutsche Abwehrreihe in dieser Phase den langen Centern zu oft zu viel Platz unter dem eigenen Korb ließ. Aus dem 19:15 zur Viertelpause machten Ignacio Ortega und vor allem Eduardo Pierto, der mit einer Trefferquote von 100 Prozent aus dem Feld glänzte, eine 39:27 Pausenführung.
Das Team von Jan Haller ließ sich durch den Rückstand jedoch nicht nervös machen und hatte nach der Halbzeitpause seine stärkste Phase. Gepusht von den eigenen Fans, die jeden erfolgreichen Korbwurf bejubelten und gestützt durch eine deutlich aggressivere Defense legten Güntner, Budde, Hell und Böhme einen 17:0-Lauf hin und holten sich beim Stand von 44:43 (28. Min.) durch Budde erstmals die Führung wieder zurück. Über sieben Minuten blieben die Spanier in dieser Zeit ohne Korberfolg, ehe Adrian Garcia zwei von lediglich sechs Punkten markieren konnte (46:45, 29.). Die Euphorie der Aufholjagd hielt allerdings nur bis zur Mitte des Schlussdrittels an, dann übernahmen die Spanier mit 54:53 wieder das Zepter und gaben den Sieg trotz aller Gegenwehr nicht mehr aus der Hand. Im deutschen Team punkteten Thomas Böhme (19) und Matthias Güntner (18) zweistellig. Aus spanischer Sicht waren es vor allem Eduardo Prieto (21 Punkte/1 Dreier) und Ignacio Ortega (18) die am Ende der Unterschied machten.
„Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir das Spiel gegen Spanien verloren haben. Trotzdem bin ich sehr stolz auf die Leistung der Mannschaft in der zweiten Halbzeit, wie sie sich zurückgekämpft hat. Die Jungs auf dem Feld und auch die, die auf der Bank saßen, haben alles gegeben, sind auch emotional voll im Spiel gewesen," betont Bundestrainer Jan Haller und ergänzt: „Am Ende waren es Kleinigkeiten, warum wir das Spiel nicht gewinnen konnten. Jetzt geht es darum, den Schalter schnell umzulegen. Die Vorrunde ist Geschichte und wir müssen jetzt den nächsten Job erledigen und der heißt Frankreich am Donnerstag. Unser ganzer Fokus liegt jetzt darauf, dafür bereit zu sein. Entsprechend werden wir uns intensiv auf das Spiel vorbereiten, werden noch eine Trainingseinheit absolvieren, um dann wieder alles zugeben."
Lukas Gloßner sagt: „Eine harte Niederlage, die gerade sehr weh tut. Es war ein sehr umkämpftes Spiel. Mal wieder ein Gegner, bei dem ein Spieler alles reinwirft in der ersten Halbzeit. Wir haben uns dann aber wieder gut zurückgearbeitet, waren in der Crunchtime auch da – hatten nur das Pech, dass beim Gegner der Ball reinfällt und bei uns eben nicht. Im Viertelfinale gegen Frankreich wollen wir unser Hauptziel, die WM-Quali, zumachen. Und danach schauen wir, wie weit es noch geht."
Mehr Informationen und alle Ergebnisse gibt es auf der Veranstaltungs-Website
Livestreams zu allen Spielen gibt es auf dem YouTube-Kanal IWBF Europe
Text: Gregor Pleßmann & DBS
Die Vorrunden-Ergebnisse der Herren bei der EM in Sarajevo:
Deutschland – Polen 95:59
Deutschland – Bosnien und Herzegowina 109:39
Deutschland – Türkei 88:82
Deutschland – Österreich 83:47
Deutschland – Spanien 61:65
Der Kader der Herren für die EM in Sarajevo:
Jens-Eike Albrecht (34 / Rotenburg / RSB Thuringia Bulls), Thomas Böhme (34 / Bayreuth / RSV Lahn-Dill), Alexander Budde (25 / Winsen / Hannover United), Nico Dreimüller (27 / Frankfurt am Main / Rhine River Rhinos), Lukas Gloßner (25 / Weißenburg / RSB Thuringia Bulls), Matthias Güntner (26 / Neuwied / RSV Lahn-Dill), Aliaksandr Halouski (38 / Minsk (Weißrussland) / RSB Thuringia Bulls), Tobias Hell (25 / Räckelwitz / Hannover United), Alexander Keiser (22 / Bergheim / Köln 99ers), Julian Lammering (21 / Stadtlohn / RSV Lahn-Dill), Maximilian Lammering (18 / Stadtlohn / BBC Münsterland), Thomas Reier (25 / Köln / RBC Köln 99ers)