Vom 2. bis zum 8. Oktober tritt die deutsche Rollstuhlfecht-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im italienischen Terni an. Bundestrainer Alexander Bondar setzt dabei auf ein junges und hungriges Team. Vier der insgesamt sieben Athlet*innen sind noch unter 25. Der Weg zu den Medaillen sowie den wichtigen Qualifikationspunkten für die Paralympics in Paris 2024 wird allerdings durch ein neues Turniersystem erschwert.
Die wohl größte Medaillenhoffnung im deutschen Kader ist der 24-jährige Maurice Schmidt. In seiner Kategorie A ist er mit dem Degen aktuell die Nummer vier und mit dem Säbel sogar die zwei der Welt. Beim Weltcup in Busan (Südkorea) sicherte er sich in diesem Monat zwei dritte Plätze. Dementsprechend positiv fällt die WM-Prognose von Bundestrainer Bondar aus: „Wenn man die Nummer zwei der Welt ist, dann darf man sicherlich von einer Medaille träumen.“ Ein weiterer Kandidat auf Edelmetall ist Julius Haupt. Bei der U23-WM, die Anfang September ebenfalls in Busan stattfand, krönte er sich mit dem Säbel und dem Florett zum Weltmeister – mit dem Degen gelang ihm der Vize-Titel. Sein ärgster Konkurrent mit dem Säbel war Teamkollege Felix Schrader, für den U23-Vize-Weltmeister ist es die WM-Premiere bei den Senioren, damit ist er einer von zwei Debütant*innen im Kader von Bondar. Außerdem bei den Herren nominiert sind Tim Widmaier und der erfahrene Neuntplatzierte der Paralympics 2016 in Rio, Balwinder Cheema.
Bei den Damen geht ein Duo aus der auf internationaler Bühne noch eher unbekannten Denise Hutter und der routinierten Sylvi Tauber ins Rennen. Der Bundestrainer traut seiner WM-Debütantin dennoch einiges zu: „Denise wird für die meisten bei der Weltmeisterschaft noch ein unbeschriebenes Blatt sein, wir kennen ihre Qualitäten dafür umso besser.“ Ihre Fähigkeiten auf der Planche hat Sylvi Tauber auf internationalem Niveau bereits bewiesen. Bei der letzten EM wurde sie mit dem Degen Dritte. Aktuell wird sie mit dieser Waffe in ihrer Kategorie B und dem Säbel jeweils als Nummer vier der Welt geführt. Demnach gehört sie bei der anstehenden WM zum Kreis der Medaillenkandidatinnen. Bondar glaubt allerdings nicht an einen Selbstläufer.
Das liegt vor allem am neuen Turniersystem. Ab diesem Jahr wird nicht mehr, wie bisher üblich, mit einer Vorrunde gestartet, stattdessen geht es im Setzlistenmodus sofort mit der K.o.-Phase los. Weil aber starke Rollstuhlfecht-Nationen, wie zum Beispiel China, in diesem Jahr mit ihren Athlet*innen nicht an vielen internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben, kann es sein, dass sie aktuell nicht zu den 32 Besten der Weltrangliste zählen und somit früher als geplant auf die deutschen Athlet*innen treffen. „Die großen Teilnehmerfelder und die direkte K.o.-Phase machen es natürlich von Anfang an zu einem Nervenspiel, indem man sich keine Fehler erlauben darf“, sagt Bondar und ergänzt: „Aber wir sind momentan in Topform.“ Deshalb sind die Ziele auch klar gesteckt, mindestens zwei Medaillen und vier Top-Acht-Platzierungen sollen am Ende zu Buche stehen, um das Qualipunkte-Konto im Hinblick auf die Paralympics weiter aufzustocken. Noch bis Mai nächsten Jahres können im Rollstuhlfechten wichtige Punkte für Paris 2024 gesammelt werden.
Text: Moritz Jonas / DBS
Das deutsche Aufgebot für die WM im Rollstuhlfechten:
Sylvi Tauber (43 / Berlin / TUS Makkabi Rostock), Julius Haupt (23 / Weimar / FC Tauberbischofsheim), Felix Schrader (20 / Esslingen / SV 1845 Esslingen), Denise Hutter (24 / Fürstenfeldbruck / Fecht Club Gröbenzell), Balwinder Cheema (44 / Mana-Talwandi (Indien) / TUS Makkabi Rostock), Maurice Schmidt (24 / Laichingen / SV Böblingen), Tim Widmaier (33 / Stuttgart / SV Böblingen)