Lise Petersen, Nele Moos, Jule Roß und Kim Vaske knien gemeinsam vor einem Miniatur-Eifelturm
Paralympics

Sechs Monate bis zu den Paralympics: Das deutsche Team für Paris 2024 wächst – und die Vorfreude

Lise Petersen, Nele Moos, Jule Roß und Kim Vaske

Mit dem Start ins paralympische Jahr 2024 hat auch die heiße Qualifikationsphase für das sportliche Highlight in diesem Sommer begonnen. Ein halbes Jahr vor der Eröffnungsfeier am 28. August 2024 haben 62 Athlet*innen bereits einen Qualifikationsplatz für das Team Deutschland Paralympics gesichert, viele andere kämpfen in den kommenden Wochen noch um die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in Paris. Gleich vier deutsche Mannschaften können sich zudem noch qualifizieren.

6 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 27. Februar 2024

Fest steht, dass DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher das deutsche Team zum achten Mal als Delegationsleiter anführt. DBS-Vizepräsident Leistungssport Dr. Karl Quade wird bereits zum 15. Mal die Rolle als Chef de Mission übernehmen. Mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender hat sich hoher Besuch bei den Paralympics im Nachbarland angekündigt, die den Athlet*innen des Team D Paralympics vor Ort fest die Daumen drücken werden.

„Die Vorfreude auf diese Spiele, die nach zwölf Jahren wieder in Europa und noch dazu endlich wieder ohne Einschränkungen stattfinden, ist riesengroß. Wir erwarten viele Fans aus Deutschland, die unsere Mannschaft unterstützen und die Faszination der Paralympics erleben möchten. Die Nachfrage ist so groß wie seit London 2012 nicht mehr. Wir im DBS werden alles dafür tun, damit die Paralympics ein weiterer Meilenstein für den Para Sport werden“, betont Friedhelm Julius Beucher, der überzeugt davon ist, dass Paris noch einmal zu einer Steigerung des öffentlichen Interesses und der Wahrnehmung führen kann. „Das ist eine große Chance für die Paralympische Bewegung und den Stellenwert des Sports für Menschen mit Behinderungen insgesamt.“

Nach zwei Spielen ohne Deutsches Haus infolge der Corona-Pandemie dürfen sich Sportler*innen und Gäste in Paris auf ein „Deutsches Stadion“ freuen – und damit auf das größte Deutsche Haus aller Zeiten. Beheimatet ist es im Rugbystadion Stade Jean-Bouin. Wer als Zuschauer die besondere Atmosphäre hautnah erleben möchte, kann sich schon jetzt seine Eintrittskarte sichern. Auch für die Wettkämpfe gibt es noch zahlreiche Tickets.

In Paris werden insgesamt 4.400 Athlet*innen aus rund 170 Nationen an elf Wettkampftagen gegeneinander antreten. Die voraussichtliche Größe der deutschen Delegation liegt bei 210 bis 230 Personen – darunter vermutlich 110 bis 130 Athlet*innen, wobei die Mannschaftsgröße noch stark von der Qualifikation in den Teamsportarten abhängt. Sicher dabei sind bereits die Sitzvolleyballer und die deutsche Equipe im Para Dressursport – darüber hinaus haben deutsche Athlet*innen bereits in neun verschiedenen Individualsportarten sogenannte Slots geholt. Die meisten Startplätze gibt es derzeit in der Para Leichtathletik (13), Para Schwimmen (12) und Para Rudern (8). Die beiden Rollstuhlbasketballteams (Männer und Frauen), die Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft sowie die Sitzvolleyballerinnen wollen sich im März bzw. April noch ihren Traum von den Paralympics erfüllen. Keine Chance mehr auf eine Qualifikation haben die beiden Goalball-Nationalmannschaften sowie die Blindenfußballer.

Die finale Nominierung für die Teilnahme an den Paralympischen Spielen durch den DBS wird am 19. Juli 2024 verkündet.

Viele wichtigen Fragen rund um die Paralympics werden in der Rubrik FAQ Paris beantwortet.

Hier geht’s zu den wichtigsten Terminen auf der #RoadtoParis.
 

Die Qualifikation im Überblick (Stand: 27. Februar 2024):

In einigen Sportarten werden die Quotenplätze erst am Ende des jeweiligen Qualifikationszeitraumes vergeben und richten sich nach der Weltrangliste oder einer Paralympics-Rangliste. Hier ein Überblick über den aktuellen Stand der Qualifikation, beginnend mit den Mannschaftssportarten und gefolgt von den Individualsportarten.

Rollstuhlbasketball:
Für die beiden deutschen Teams führt der Weg nach Paris über die Qualifikationsturniere. Vier Plätze werden jeweils vergeben. Für die Herren geht es vom 12. bis 15. April in Antibes (Frankreich) um die letzte Chance, sich für den Saisonhöhepunkt zu qualifizieren. Die Frauen spielen zwischen dem 17. und 20. April in Osaka (Japan).

Rollstuhlrugby:
Nachdem die deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft das Paris-Ticket mit Platz vier bei der vergangenen EM nur knapp verpasst hat, ist das Qualifikationsturnier vom 20. bis 24. März in Wellington (Neuseeland) die letzte Chance, um noch auf den Zug für die Paralympics aufzuspringen. Unter den insgesamt acht teilnehmenden Nationen werden die drei verbliebenen Startplätze vergeben.

Sitzvolleyball:
Während die Männer als erste deutsche Mannschaft für die Paralympics in Paris qualifiziert sind, kämpfen die deutschen Sitzvolleyballerinnen vom 3. bis 10. April im chinesischen Dali um den letzten Startplatz. Die Ausgangsposition ist klar: Wer zu den Paralympics möchte, muss das Qualifikationsturnier gewinnen. Lediglich der Sieger ist in Frankreich dabei.


Individualsportarten:

Para Badminton:
Die Quotenplätze sind offiziell noch nicht vergeben, das Rollstuhl-Doppel Rick Hellmann und Thomas Wandschneider hat aber bereits so viele Punkte gesammelt, dass ihnen der Startplatz für Paris nicht mehr zu nehmen ist. Gleiches gilt für Marcel Adam, der kürzlich mit dem Erreichen des WM-Achtelfinals in Thailand und aufgrund seiner bisherigen Saisonleistungen das dritte und vermutlich letzte deutsche Paralympics-Ticket sicherte.

Para Boccia:
Deutschland hat im Ringen um die Startplätze zwei heiße Eisen im Feuer. Boris Nicolai gewann in seiner Klasse BC4 beim letzten Saison-Weltcup in Portugal Bronze und qualifizierte sich überdies im Doppel mit seiner Partnerin Anita Raguwaran für das Qualifikationsturnier im März. Das Ziel dort: zwei Tickets für Paris.

Para Bogensport:
Ein Quotenplatz ist in der Sportart Para Bogensport sicher.

Para Dressursport:
Die deutsche Para Dressursport-Nationalmannschaft ist bereits seit der WM im vergangenen Jahr für die Paralympics 2024 in Paris qualifiziert – es waren die ersten erkämpften Startplätze für das Team D Paralympics. Das Team zählt vier Startplätze.

Para Judo:
Bis zum Ende des Qualifikations-Zeitraums am 24. Juni haben die Sportler*innen die Möglichkeit, über die Weltrangliste Quotenplätze zu sichern. Durch seinen Sieg beim Grand Prix in Heidelberg ist Lennart Sass bereits sicher unter den besten Acht der Welt. Ein deutscher Startplatz ist damit fest, weitere sollen folgen.

Para Kanu:
Im Para Kanu wurden bei der Heim-WM in Duisburg im August 2023 bereits vier Startplätze erreicht. Nächste Qualifikationsmöglichkeit ist die Weltmeisterschaft vom 9. bis 11. Mai in Szeged (Ungarn).

Para Leichtathletik:
Die Para Leichtathlet*innen haben bereits 13 Quotenplätze sicher, weitere Paris-Tickets sollen folgen. Eine gute Gelegenheit bietet die nachgeholte Weltmeisterschaft vom 17. bis 25. Mai im japanischen Kobe. Die Qualifikationsphase endet am 16. Juni 2024.

Para Radsport:
Auf der Bahn wie auch auf der Straße geht’s noch um wichtige Qualifikations-Punkte. Einige Athlet*innen starten bei der Weltmeisterschaft auf der Bahn Mitte März in Rio de Janeiro (21. bis 24. März), es folgen im Mai die nächsten Weltcup-Stationen in Belgien und Italien. Der vom internationalen Fachverband festgelegte Qualifikations-Zeitraum endet am 30. Juni 2024.Bis dahin gilt es möglichst viele Punkte zu sammeln, anhand derer den Nationen die Startplätze zugeteilt werden. Derzeit erscheinen rund zehn Startplätze im Rahmen des Möglichen.

Para Rudern:
Acht Quotenplätze (mindestens vier Boote) haben die deutschen Para Ruderer bereits sicher. Bei der Europameisterschaft im ungarischen Szeged (23. bis 29. April) könnten weitere dazukommen.

Para Schwimmen:
Die Para Schwimmer*innen haben bei den Weltmeisterschaften 2023 in Manchester sechs Startplätze errungen. Weitere sechs wurden dem deutschen Team durch die Vergabe von World Para Swimming zum Ende des Qualifikationszeitraums am 31. Januar 2024 zugeteilt.

Para Sportschießen:
Die Para Sportschütz*innen haben bereits vier Startplätze erzielt. Bei den Europameisterschaften vom 30. Mai bis 7. Juni im spanischen Granada sollen weitere folgen.

Para Taekwondo:
Der Qualifikationszeitraum endet im April. Ein deutscher Quotenplatz – und damit die deutsche Paralympics-Premiere in dieser noch jungen paralympischen Sportart – wäre eine Überraschung.

Para Tischtennis:
Deutschland hat im Para Tischtennis bereits zwei Quotenplätze sicher. Die Chancen stehen gut, dass in den kommenden Wochen noch einige Startplätze über die Weltrangliste hinzukommen. Letzte Qualifikationsmöglichkeit ist schließlich ein Turnier in Thailand (23. bis 25. Mai), ehe der Qualifikationszeitraum am 25. Mai endet.

Para Triathlon:
Die Quotenplätze sind offiziell noch nicht vergeben und orientieren sich an der Weltrangliste. Weltmeister Martin Schulz und Vize-Weltmeister Max Gelhaar haben durch ihre internationalen Erfolge bereits entsprechend viele Punkte gesammelt.

Rollstuhlfechten:
Obwohl die Quotenplätze offiziell erst Ende Mai über die Weltrangliste vergeben werden, ist Maurice Schmidt der Platz bei den Paralympics bereits jetzt nicht mehr zu nehmen. Um sich in der Weltrangliste weit oben zu platzieren, sind die Europameisterschaften vom 5. bis 10. März in Paris die nächste wichtige Standortbestimmung für die übrigen Athlet*innen. Auch das Herrenteam hat aussichtsreiche Chancen auf eine Qualifikation.

Rollstuhltennis:
Bis Mitte Juli ist das Qualifikationsfenster geöffnet. Das Doppel Britta Wend und Katharina Krüger hat Chancen, sich einen Startplatz zu sichern. Auch ein weiterer Einzelstartplatz bei den Herren könnte noch möglich sein.


Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS

(Stand: 27. Februar 2024)