Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle gewinnen auch im zweiten Final-Anlauf Silber im paralympischen Teamwettbewerb (WK3) und sichern somit die fünfte Medaille für ihr Team.
Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle gewinnen auch im zweiten Final-Anlauf Silber im paralympischen Teamwettbewerb (WK3) und sichern somit die fünfte Medaille für ihr Team. Die deutschen Para Tischtennisspieler*innen erreichen in Tokio ein Edelmetall mehr als noch bei den Paralympics vor fünf Jahren. Der größte Erfolg ist das Einzel-Gold für Valentin Baus (WK5).
„Ich habe keine Erklärung für das, was passiert ist“, sagt Schmidberger kurz nach der Niederlage im dramatischen Finale der Wettkampfklasse 3 gegen das chinesische Duo um den Paralympicssieger im Einzel (WK3), Panfeng Feng: „Wir sind einfach enttäuscht und es tut mir sehr leid für meinen Partner, dass ich das entscheidende Einzel nicht gewinnen konnte.“ Auch sein Partner Thomas Brüchle war nach der verlorenen Revanche für das Finale 2016 in Rio enttäuscht. „Natürlich bin auch ich bitter traurig. Aber es gibt keine Vorwürfe. Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen“, so Brüchle. Nachdem das deutsche Duo in einem hochklassigen Doppel zum Auftakt knapp mit 3:2 (11:8/15:13/4:11/7:11/11:9) gegen die starken Chinesen gewinnen konnte, verlor Thomas Brüchle sein Einzel gegen den Paralympicssieger Feng nach einer couragierten Leistung in vier Sätzen mit 1:3 (13:11/3:11/8:11/9:11). Im dritten Match des Finals sollte dann die Stunde des deutschen Duos schlagen. Thomas Schmidberger aber verlor sein Einzel gegen Xiang Zhai, den er im Einzel-Halbfinale noch geschlagen hatte, nach 2:0 Satzführung noch mit 2:3 (11:7/12:10/4:11/4:11/4:11).
Baus-Gold überstrahlt alles
Der 25-jährige Valentin Baus ist der Mann der Stunde im deutschen Para Tischtennis-Team. In einem echten Krimi bezwang er den chinesischen Weltranglistenersten in fünf Sätzen und gewann so die paralympische Goldmedaille. Nach Silber in Rio vor fünf Jahren ist es für den Bochumer bereits das zweite Edelmetall bei Paralympischen Spielen. „Das Gefühl nach diesem Erfolg ist einfach unbegreiflich. Wir haben so lange hart dafür gearbeitet. Meine Trainingspartner, die Betreuer – alle haben einen großen Anteil an diesem Erfolg“, sagte Baus nach seiner Gold-Partie: „Ich kann es nicht in Worte fassen.“ Der Bundestrainer Volker Ziegler blickte auf die überragende Leistung seines Schützlings: „Valentins Weg vom hochtalentierten Spieler, der keiner Feier aus dem Weg gehen konnte, hin zu einem gestandenen Athleten ist bemerkenswert. Die Goldmedaille ist die Belohnung für diese Entwicklung. Er kann sehr stolz auf sich sein“, sagte Ziegler.
Neben Gold für Valentin Baus (WK 5) und der Silbermedaille im Teamwettbewerb durch Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle (WK3) gab es für die Mannschaft von Bundestrainer Ziegler in Tokio sowohl im Einzel-, als auch im Team-Wettbewerb weitere Medaillen-Erfolge zu bejubeln:
Thomas Schmidberger (WK3) sicherte sich Silber im Einzel. Er verlor in einem hochdramatischen Spiel gegen den zu diesem Zeitpunkt dreifachen amtierenden Paralympicssieger, Panfeng Feng aus China, nach fünf Sätzen 2:3 (9:11/ 4:11/ 11:8 / 11:4 / 9:11) und verpasste somit nur knapp den Traum von der paralympischen Goldmedaille. Stephanie Grebe (WK6) gewann trotz ihrer Halbfinal-Niederlage (10:12/6:11/ 6:11) gegen die Weltranglistendritte aus Russland, Maliak Alieva, die Bronzemedaille.
Zu den positiven Überraschungen im deutschen Team gehörte zweifellos das Duo Schnake/Rau. Der Paralympics-Debütant Björn Schnake (WK7) und Thomas Rau (WK6) sicherten sich nach der Niederlage im Halbfinale gegen China die Bronzemedaille im Teamwettbewerb der Klassen 6-7. Angesichts dessen, dass die beiden Deutschen sich in dieser Konstellation erstmals auf der internationalen Bühne präsentierten, ist der Medaillengewinn in Tokio ein beachtlicher Erfolg. „Die beiden haben in ihren Partien einen großen Kampf abgeliefert und sich ihre jeweils erste Paralympics-Medaille absolut verdient“, sagt der Bundestrainer. Auch im Einzelwettbewerb schnitten die beiden erfreulich ab. Rau schaffte es ins Achtelfinale der Spiele in Tokio. Für Schnake endete der Weg sogar erst im Viertelfinale.
Auch Sandra Mikolaschek überzeugte als an fünf gesetzte Spielerin der Wettkampfklasse 4. Die Spielerin von Borussia Düsseldorf spielte eine souveräne Vorrunde und schied erst im Viertelfinale gegen die chinesische Weltranglistendritte, Miao Zhang, aus. Über vier Sätze (2:11/ 8:11/ 11:5 / 9:11) lieferte sie eine sehr ansprechende Leistung ab, die ihr Auftrieb für die anstehenden Aufgaben geben sollte.
Neben viel Licht auch etwas Schatten
Neben zahlreichen Erfolgen, erlebte das deutsche Para Tischtennis-Team auch einige Enttäuschungen bei den diesjährigen Paralympics: Thomas Brüchle (WK4) und Juliane Wolf (WK8) schieden im Einzel unerwartet früh aus dem Turnier aus. Zudem schaffte es das ambitionierte Duo Grebe/Wolf nicht über das Viertelfinale hinaus.
Für Thomas Brüchle (WK3) war nach der Niederlage gegen den jungen US-Amerikaner, Jenson van Emburgh, bereits im Achtelfinale Schluss. „Ich konnte nicht das Tischtennis spielen, was ich fünf Jahre trainiert habe. Das ist brutal enttäuschend“, sagte er. Den größten Dämpfer in Tokio erwischte allerdings Juliane Wolf (WK8). Bereits nach der Auslosung der Vorrundengruppe wusste sie: Das Auftaktspiel gegen die Weltranglistenerste Jingdian Mao wird eine große Herausforderung. Gegen die Chinesin hatte sie keine Chance und verlor deutlich in drei Sätzen. Auch im anschließenden Spiel gegen die Japanerin Yuri Tomono fand Wolf kein Rezept und verlor 2:3 (11:5/11:7/4:11/7:11/5:11). Damit war das unerwartete Vorrundenaus der Weltranglistenvierten besiegelt. Entsprechend enttäuscht und ratlos klang die 33-Jährige nach ihrem Ausscheiden: „Ich dachte eigentlich, dass ich mir eine super Form erarbeitet habe. Aber ich konnte meine Leistungen aus dem Training hier einfach nicht auf den Tisch bringen.“ Auch im Teamwettbewerb (WK 6-8) scheiterte Wolf gemeinsam mit Stephanie Grebe frühzeitig. Im Viertelfinale unterlagen die beiden Spielerinnen dem chinesischen Team um Paralympicssiegerin Mao mit insgesamt 0:2. Stephanie Grebe sagte: „Wir hätten hier natürlich gerne noch mehr herausgeholt. Nichtsdestotrotz war es mit dieser Leistung ein versöhnlicher Abschluss.“
Mit dem Auftritt der deutschen Para Tischtennis-Nationalmannschaft war der Bundestrainer aufgrund vieler großartiger Auftritte seiner Schützlinge sehr zufrieden. „In diesen auch von den Rahmenbedingungen einmaligen Spielen haben wir die Bestätigung erhalten, dass wir während der Pandemie international nicht verloren, sondern teilweise sogar aufgeholt haben. Daher einen herzlichen Dank an das riesige Engagement von Athletinnen und Athleten, Betreuerinnen und Betreuern und dem ganzen Umfeld in den Landesverbänden und Vereinen“, sagte Ziegler zusammenfassend.
Quelle: Niklas Klütsch