Bei den Para Ski nordisch-Weltmeisterschaften in Östersund (Schweden) gewinnt die 16-Jährige den Klassik-Langlauf über 18 Kilometer vor ihrer Teamkollegin Leonie Walter. Auch Anja Wicker holt bei knackigen Bedingungen mit Temperaturen um die minus 14 Grad Celsius Silber. Die Para Ski alpin-Nationalmannschaft muss hingegen aufgrund des starken Windes weiterhin auf die ersten Wettkämpfe warten.
Früh am Sonntagnachmittag war klar, dass Linn Kazmaier (mit Guide Florian Baumann) und Leonie Walter (mit Pirmin Strecker) Gold und Silber bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung unter sich ausmachen würden. Nataliia Tkachenko konnte nicht an den Start gehen, ihre ukrainische Landsfrau Oksana Shyshkova hatte schon auf den ersten Kilometern zu kämpfen. Die Jüngste im deutschen Team führte von Anfang an, baute ihren Vorsprung kontinuierlich aus und schnappte sich ihren ersten WM-Titel. „Ich habe versucht, technisch mein Ding durchzuziehen und das abzurufen, was ich kann“, sagte sie und verriet, dass es eventuell sogar noch ein bisschen schneller gegangen wäre. „Flo musste mich immer wieder bremsen.“
Leonie Walter erkannte einen Tag nach ihrem ersten WM-Titel im Biathlon-Sprint die Überlegenheit ihrer Teamkollegin an. „Ich habe mir irgendwann gesagt: Warum sollte ich mich hier im zweiten Rennen blau laufen, wenn ich noch mehrere Rennen vor mir habe.“ Für die dritte deutsche Medaille des Tages sorgte Anja Wicker, die sich im Ziel angesichts der Kälte erstmal die Nase warmrubbeln musste. „Mein Körper war zum Glück von Anfang an auf Betriebstemperatur“, sagte sie. Nach den ersten der sechs Runden betrug der Abstand zur späteren Siegerin Kendall Gretsch (USA) noch 1,2 Sekunden, dann wuchs er kontinuierlich an. Anja Wicker hielt es wie später Leonie Walter: „Am Ende ging es mir nur noch darum, Silber abzusichern.“ Das gelang. Auf Bronze lief die Brasilianerin Aline dos Santos Rocha.
Die zweite Deutsche bei den Frauen sitzend, Merle Menje, wurde Fünfte, genau wie Alexander Ehler bei den Männern stehend, der nicht erst seit dem Biathlon-Sprint gestern auf diesen Rang gebucht zu sein scheint. „Der fünfte Platz ist meiner“, sagte er lachend. Im Ziel zierte das Gesicht des 53-Jährigen eine prächtige Eisschicht. „Es war sehr kalt. Vor der WM habe ich gesagt, ich will hier nicht sterben und ich will genießen. Heute wäre ich fast gestorben, ab sofort kann ich genießen.“
Insgesamt steht das deutsche Team bei der WM nach dem zweiten von sieben Wettkampftagen bei drei Gold-, vier Silber- und drei Bronze-Medaillen. Am Montag ist in Östersund Ruhetag. Weiter geht es am Dienstag mit dem Langlauf-Sprint, für den bis auf Sebastian Marburger alle Deutschen vorgesehen sind.
Para Ski alpin-WM: Zu viel Wind - Geduldsprobe geht weiter
Die Para Ski alpin-Weltmeisterschaft im katalanischen Espot (Spanien) wird für das deutsche Team hingegen zur Geduldsprobe: Nach der Anreise am Dienstag war das freie Skifahren am Mittwoch, die Abfahrtstrainings am Donnerstag und Freitag sowie die ersten beiden Renntage zu viel Neuschnee und heftiger Sturmböen zum Opfer gefallen. Sogar von Rollstühlen, die es aus dem Sessellift hob, berichteten Trainer.
Die Folge: Die Athletinnen und Athleten hielten sich mit Fitnesstraining und Spikeball-Duellen im Hotel fit und bei Laune. Am Sonntag konnte dann bei strahlendem Sonnenschein zumindest ein Slalomtraining stattfinden. „Irre“, findet das Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster: „Das ist schon speziell, dass wir hier fünf Tage warten, dass überhaupt mal was geht. Das habe ich noch nie erlebt.“
Nun soll nach neuem Plan am Montag der Super-G oder Kombi-Slalom stattfinden, am Dienstag die Super-Kombination, am Mittwoch die Abfahrt, am Donnerstag und Freitag die Riesenslalom- sowie am Samstag und Sonntag die Slalom-Entscheidungen. Der ursprünglich für 29. Januar angedachte Parallel-Slalom wurde durch die Verschiebungen aus dem Programm gestrichen.
Quelle: Ben Schieler / DBS
Der deutsche Kader für die Para Ski nordisch-WM in Östersund (Schweden):
Frauen mit Sehbeeinträchtigung: Linn Kazmaier (16 / Nürtingen / SZ Römerstein, Guide: Florian Baumann / 21 / Nürtingen / SZ Uhingen), Johanna Recktenwald (21 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide: Lutz Klausmann / 30 / Titisee-Neustadt/ SV St. Georgen), Leonie Walter (19 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Pirmin Strecker / 20 / Freiburg / SV Kirchzarten)
Frauen sitzend: Andrea Eskau (51 / Apolda / USC Magdeburg), Merle Menje (18 / Mainz / St TV Singen), Anja Wicker (31 / Stuttgart / MTV Stuttgart)
Männer mit Sehbeeinträchtigung: Nico Messinger (28 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle / 24 / Freiburg / SC Todtnau)
Männer stehend: Alexander Ehler (53 / Leninogorsk (KAZ) / SV Kirchzarten), Steffen Lehmker (34 / Uelzen / WSV Clausthal-Zellerfeld), Marco Maier (23 / Oberstdorf / SV Kirchzarten), Sebastian Marburger (25 / Frankenberg (Eder) / SK Wunderthausen)
Der weitere Zeitplan:
Dienstag, 24. Januar, 12:30 bis 17:30 Uhr: Langlauf-Sprint freier Stil (0,8 km für sitzende Klasse, 1,2 km für stehende Klassen)
Mittwoch 25. Januar, 9:30 bis 15 Uhr: Biathlon Mitteldistanz (10 km)
Freitag, 27. Januar, 10 bis 15:15 Uhr: Biathlon Einzelrennen (12,5 km)
Samstag, 28. Januar, 12 bis 16:05 Uhr: Langlauf Mitteldistanz freier Stil (10 km)
Sonntag, 29. Januar, 10 bis 12:35 Uhr: Langlauf-Staffeln Mixed und Offen (4x2,5 km)
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