Eine Silbermedaille, die nicht mal die Athletin selbst auf dem Schirm hatte, Disqualifikations-Stress, schnelle Sprinter auf Prothesen und starke Nachwuchstalente: Der dritte Para Leichtathletik-Tag im Tokioter Olympiastadion hatte es aus deutscher Sicht in sich.
„Ich habe mich mit dem Thema Siegerehrung ehrlich gesagt gar nicht auseinandergesetzt, weder, wann die ist, noch was ich einpacken muss“, sagte Francés Herrmann nach ihrem Coup: „Wir hatten zwar immer gesagt, dass zwischen Platz drei und fünf alles möglich ist, aber auf dem Papier war ich eben die Nummer vier.“
18 Meter hatte sich die 32-Jährige vom BPRSV Cottbus vorgenommen, aber da auch die Konkurrenz – bis auf die Siegerin Lijuan Zou aus China, die Weltrekord warf – nicht so richtig in den Wettkampf fand, war Herrmann hochzufrieden: „Die Finnin und ich duellieren uns ja immer, bei der EM hat sie gewonnen und ich war Vize, jetzt bin ich eins vor ihr.“ Erst vor anderthalb Jahren war Herrmann Mutter geworden, ihr Sohn ist in Tokio nicht dabei: „Es war keine einfache Vorbereitung. Die Medaille legitimiert ein bisschen, dass ich ihn alleine zuhause gelassen habe. Man ist immer ein bisschen hin- und hergerissen, aber jetzt habe ich gezeigt, dass ich es auch als Mutter kann und ich werde daran weiterarbeiten. Ich möchte, dass mein Sohn damit aufwächst und sieht, dass das eine tolle Sache ist. Ich werde jetzt erstmal meinen Trainer und mein Handy suchen und zuhause anrufen, weil meine Mutti gesagt hat, wenn ich eine Medaille gewinne, geht sie in den See baden. Zuhause sind es 16 Grad, in diesem Sinne.“
Quelle: Nico Feißt