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„Vor heimischer Kulisse alles geben“

50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München finden auf der Regattastrecke in Oberschleißheim auch die Europameisterschaften der Kanutinnen und Kanuten mit Behinderung statt. Die Regatta wird im Rahmen der European Championships ausgetragen. Die Rennen beginnen am Donnerstag, 18.August, mit den Vorläufen, ehe am Freitag, Samstag und Sonntag die Endläufe stattfinden.
„Vor heimischer Kulisse alles geben“
Felicia Laberer Foto: © Florian Schwarzbach / DBS
16. August 2022

Die deutsche Para Kanu-Nationalmannschaft startet in der gleichen Besetzung wie bei der Weltmeisterschaft Anfang August im kanadischen Halifax. Bundestrainer André Brendel betont: „Unser Ziel ist es ganz klar, die vierten Plätze von Halifax in München in Podestplätze zu verwandeln.“ In Kanada hatten mit Edina Müller, Anja Adler und Katharina Bauernschmidt drei deutsche Damen das Podium als Vierte nur knapp verpasst.

Bronze hatte Felicia Laberer bei der WM errungen. Die 21-jährige Athletin vom SC Berlin-Grünau wird alles daransetzen, ihre Konkurrentin Nelia Barbosa aus Frankreich, so wie zuletzt bei den Europameisterschaften 2021 und beim Weltcup in Poznan 2022, zu bezwingen. Denn die Enttäuschung über Platz drei bei der WM saß zunächst tief. Laura Sugar aus Großbritannien gilt in der Startklasse KL 3 als klare Favoritin.

Die 31-jährige Anja Adler vom SV Halle wird in München in der Starklasse KL 2 als Titelverteidigerin starten. Die Studentin hat aktuell ein straffes Programm zu absolvieren, denn neben den internationalen Wettkämpfen schreibt sie an ihrer Abschlussarbeit in Meteorologie. „Nach der WM kommt jetzt gleich das nächste Highlight mit München. Ich freue mich sehr, dort in beiden Bootsklassen an den Start zu gehen. Natürlich will ich im Kajak erneut meine gute Form unter Beweis stellen und um eine Medaille mitfahren“, sagt Adler, die diesmal auch im Va´a der Startklasse VL 3 starten wird. Diese Bootsklasse hatte sie im Vorfeld der Paralympics vernachlässigt, da diese in Tokio nicht zum paralympischen Programm gehörte. Die VL 3 der Damen wird jedoch in Paris 2024 erstmals dabei sein, so dass bei der EM für Anja Adler eine Standortbestimmung ansteht. 2019 gewann sie im Va´a den EM-Titel. Sowohl im Kajak als auch im Va´a kommen die stärksten Konkurrentinnen aus Großbritannien.

Gleich zwei Starterinnen schickt der Deutsche Behindertensportverband in der Startklasse KL 1 ins Rennen. Zum einen die Titelverteidigerin und Paralympics-Siegerin Edina Müller vom Hamburger KC sowie zum anderen das erst 17-jährige Nachwuchstalent Johanna Pflügner vom Halleschen KC 54. Edina Müller freut sich sehr auf ihren Start in München: „Die European Games im eigenen Land und wir als Para Kanuten sind zum ersten Mal dabei – da bin ich sehr gespannt.“ Die 38-Jährige hatte bereits nach ihrem vierten Platz bei der WM inklusive Missgeschick während des Rennens angekündigt, in München wieder aufs Podest fahren zu wollen. Ihre stärkste Konkurrentin wird die Ukrainerin Maryna Mazhula sein. Johanna Pflügner hatte bei ihrer WM-Premiere Platz acht belegt und fiebert nun ihrer ersten Europameisterschaft entgegen: „Ich hoffe, dass die EM für mich ebenso erfolgreich wird wie die WM. Ich freue mich sehr darauf, erstmals in München starten zu können. Bis dahin regeneriere ich noch so gut wie möglich, um dann mit neuer Kraft und Energie alles geben zu können.“

Nach ihrem hervorragenden vierten Platz bei der WM will Katharina Bauernschmidt vom WSV Niederrhein Duisburg auch in München voll angreifen. Die Silbermedaillengewinnerin der EM 2021 hat vor allem große Konkurrenz aus Großbritannien in der Startklasse VL 2. Bundestrainer André Brendel sagt über die 32-Jährige: „Sie hat bei der WM ihr Potenzial gezeigt und wir hoffen nun natürlich auf einen Podiumsplatz.“

Die Weltmeisterin in der Startklasse VL 1 von Halifax, Lillemor Köper, hat ihre größte Kontrahentin im eigenen Verein. Esther Bode, Weltcup-Siegerin 2022 und Bronzemedaillen-Gewinnerin bei der WM, trainiert mit ihr zusammen beim Hamburger KC. Köper: „Ich will meine gute Form noch einmal bestätigen und freue mich sehr, bei den European Games dabei sein zu dürfen.“ Die Startklasse VL 1 ist noch nicht Bestandteil des paralympischen Programms, doch das soll sich möglichst bei den Spielen in Los Angeles 2028 ändern.

Der einzige männliche Athlet im deutschen Team wird Anas Al Khalifa sein. Der gebürtige Syrer, der 2017 nach Deutschland kam, gehörte bei den Paralympics in Tokio vor einem Jahr noch dem sogenannten Refugee-Team des Internationalen Paralympischen Komitees an. Bei der EM in München wird der 29-Jährige vom SV Halle sowohl im Kajak (KL 1) als auch im Va´a (VL 2) starten.

„Wir sind gut aufgestellt, alle werden vor heimischer Kulisse alles aus sich herausholen und ihr Bestes geben. Wir haben schon bei der WM gesehen, dass unser Team dank des intensiven und engagierten Trainings vorne mitmischen kann. Das wollen wir in München bestätigen“, betont Bundestrainer Brendel. Und Anja Adler fügt hinzu: „Vor heimischem Publikum starten zu können und zudem die ganze Familie dabei zu haben, wird für uns etwas ganz Besonderes.“

Informationen und Ergebnisse gibt es auf der Webseite der European Championships, Livestreams bieten ARD und ZDF.

Quelle: Christel Schlisio


Das deutsche Team für die Para Kanu-WM:
Anas Al Khalifa (29 / SV Halle), Anja Adler (33 / SV Halle / Halle (Saale)), Katharina Bauernschmidt (32 / WSV Niederrhein Duisburg / Herne), Esther Bode (31 / Hamburger KC / Lüneburg), Lillemor Köper (38 / Hamburger KC / Hamburg), Felicia Laberer (21 / SC Berlin-Grünau / Berlin), Edina Müller (39 / Hamburger KC / Bergisch Gladbach), Johanna Pflügner (17 / Hallescher KC / Halle (Saale)).