Jana Majunka gewinnt Gold, Steffen Warias Silber und Matthias Schindler sowie Angelika Dreock-Käser fahren zu Bronze.
Jana Majunka gewinnt Gold, Angelika Dreock-Kaiser fährt zu Bronze
Sie wollten wohl einen draufsetzen: Nur kurz nach dem Doppelerfolg der Herren (s.u.) fuhren die beiden Damen Angelika Dreock-Käser und Jana Majunka am Nachmittag in Tokio gewissermaßen im Team auf das Podest. In einem mutigen Rennen der Dreiradfahrerinnen in der kombinierten Startklasse T1 und T2 gelang Majunka mit über einer halben Minute Vorsprung auf die zweitplatzierte Britin Carol Cooke der Gold-Coup. „Am Anstieg habe ich meine Konkurrentinnen überholt und vor allem dadurch am Ende gewonnen“, analysierte sie kurz und knapp das Rennen. Dreock-Käser verpasste indessen nur um 15 Sekunden die Silbermedaille. Vor allem für sie hat dieser Erfolg bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme eine ganz besondere Bedeutung. „Vor vier Wochen ist mein Mann gestorben, aber er hat es so sehr gewollt, dass ich hier Erfolg habe. Deshalb widme ich ihm diese Bronzemedaille.“
Dass die beiden Radrennfahrerinnen ein ganz besonderes Team innerhalb des Team D Paralympics darstellen, zeigte nicht zuletzt die unmittelbare Vorbereitung vor dem heutigen Start. Angelika Dreock-Käser hat ihrer Radkollegin noch dabei geholfen, die Kassette am Rad zu wechseln, damit Jana Majunke mit einer besseren Übersetzung die 12-prozentige Steigung besser bewältigen kann. Eine Maßnahme, die zum größten Erfolg der 31-Jährigen geführt hat. Nach dem vierten Platz bei den Paralympics in Rio de Janeiro krönte Majunke nun also ihre Karriere mit paralympischem Gold.
Steffen Warias und Matthias Schindler fahren zu Silber und Bronze
Mit Spannung blickte Steffen Warias nach seinem Zieleinlauf auf die Live-Zeiten. Würde es für eine Medaille reichen? Es reichte! Spätestens mit dem Überfahren der Ziellinie durch den letzten Fahrer seiner Startklasse C3 stand fest: Steffen Warias ist Silbermedaillen-Gewinner der Paralympics Tokio 2020. Nur dem Briten Benjamin Watson musste er schlussendlich den Vortritt lassen. Matthias Schindler wurde im gleichen Rennen hervorragender Dritter.
„Der war heute einfach nicht zu schlagen“, betonte Warias voller Anerkennung. Doch auch an seiner eigenen Leistung hatte er nicht das Geringste auszusetzen. Seine Vorbereitung, sein Plan, seine Taktik – alles ist voll aufgegangen. „Ich habe schon ein wenig auf das Zeitfahren geschielt, schon weil es ein schwerer Kurs ist. Die Strecke ist sehr unrhythmisch, und das kommt mir entgegen“, erklärte Warias. Er habe konkret auf einen solchen Kurs hintrainiert. Und ergänzte um Fassung ringend: „Auch wenn die Medaille das Minimalziel war, bin ich etwas überrascht, aber natürlich mega happy!“
Matthias Schindler war nicht minder zufrieden. Der Debütant war schier überwältigt von den vielen Eindrucken und dem großartigen Ergebnis. „Unbeschreiblich! Erste Spiele, erstes Rennen, erste Medaille – ich bin einfach dankbar und glücklich!“ Dass diese Leistung keine Selbstverständlichkeit war, kristallisierte sich besonders am allerletzten Anstieg heraus. „Der Anstieg ist für mich der Knackpunkt. Ich bin schwerer als die Jungs, die heute vor mir gelandet sind. Das kostet mich natürlich alles. Da können die letzten eineinhalb Kilometer richtig lang sein.“ Doch die Investition hat sich gelohnt. Es war ein Traum für ihn, dabei zu sein, die Medaille mitnehmen zu dürfen hingegen ein riesiges Geschenk. Genau das will er jetzt in vollen Zügen genießen.
Das Fazit des Bundestrainers Tobias Bachstaffel für diesen ersten Wettkampftag auf der Straße fiel äußerst positiv aus: „Ich bin sehr zufrieden, viel besser hätte es nicht laufen können. An der einen oder anderen Stelle hatten wir zwar ein bisschen Pech, aber insgesamt bin ich hochzufrieden.“ Soviel Edelmetall, Mannschaftsgeist und geballte Motivation steigert auf jeden Fall die Vorfreude auf die Straßenrennen der kommenden Tage.
Quelle: Heike Werner / Lukas Knöfler