Was für eine Bilanz: Insgesamt 22 Medaillen hat die deutsche Para-Leichtathletik-Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in London abgeräumt – wohlgemerkt mit 21 Athletinnen und Athleten. Bundestrainer Gernemann und DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher blicken auf eine großartige WM zurück – doch die Euphorie über das zweitgrößte Event im Para-Sport wird durch die geringe TV-Berichterstattung im deutschen Fernsehen getrübt.
Durch den erfolgreichen Abschluss der 4x100 Meter Staffel ist das deutsche Team mit 22 Medaillen auf Rang acht im Medaillenspiegel gelandet. „Das ist eine außergewöhnlich gute Bilanz. Wir hatten keine Ausfälle und alle haben ihre Leistung gebracht“, lobte Bundestrainer Willi Gernemann. Besonders freuten ihn einige positive Überraschungen von Medaillengewinnern, die bei den Paralympics in Rio noch kein Edelmetall geholt hatten – wie Lindy Ave, Alhassane Baldé, Frederike Koleiski, Juliane Mogge oder Léon Schäfer. Ausruhen dürfe sich sein Team allerdings nicht. Gernemann: „Wir haben auch gesehen, dass Nationen wie Algerien, Tunesien oder die Ukraine im Medaillenspiegel an uns vorbeigezogen sind. Daher müssen wir weiter hart arbeiten und uns mit Blick Richtung Tokio 2020 gut aufstellen.“
Zufrieden mit dem Abschneiden war auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. „Unsere Leichtathletinnen und Leichtathleten haben mit ihren tollen Leistungen erneut bewiesen, dass sie zur Weltspitze gehören. Die vielen Titel, Medaillen und auch einige hervorragende vierte, fünfte, sechste Plätze bestätigen das eindrucksvoll, obwohl im Vergleich zur Rio-Mannschaft zahlreiche Sportler nicht mehr dabei waren wegen Verletzungen oder ihres Karriereendes.“ Doch Beucher fügte hinzu: „Wir haben in London sowohl hervorragende Erfolge gefeiert als auch die größte Sportveranstaltung im Para-Sport neben den Paralympics erlebt – nur leider hat es in Deutschland vor allem im TV kaum jemand mitbekommen. Das ist enttäuschend und ein Schlag ins Gesicht sowohl für unsere Mannschaft als auch für dieses großartige Event.“
Im Londoner Olympiastadion kämpften 1166 Athletinnen und Athleten aus 86 Nationen in 202 Entscheidungen um Medaillen. Über 305.000 Tickets sind verkauft worden, hinzu kamen annähernd 100.000 Schulkinder. Die Zuschauer sorgten während der zehn Wettkampftage für eine herausragende Atmosphäre und trieben die Sportler zu neuen Höchstleistungen: 32 Weltrekorde sind aufgestellt worden, hinzu kamen 102 WM-Rekorde. Kein Wunder, dass der Wunsch groß ist, bei der WM 2019 nach London zurückzukehren. „Hier finden wir genau die Bedingungen und das Flair, was es für so eine Veranstaltung braucht“, betonte Willi Gernemann. Diesen Rückenwind möchte das deutsche Team mitnehmen, gerade auch mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft in Berlin im August 2018. „Denn da wollen wir diesen großartigen Athletinnen und Athleten wieder eine würdige Bühne bieten“, sagte Friedhelm Julius Beucher.
Die deutschen Medaillen:
8x Gold: Johannes Floors (200m, 400m, Staffel; 21 / Bissendorf (Niedersachsen) / Bayer Leverkusen); Markus Rehm (Weitsprung, Staffel; 28 / Göppingen / Bayer Leverkusen), Irmgard Bensusan (400m, 26 / Wohnort: Leverkusen / Bayer Leverkusen), Sebastian Dietz (Kugelstoßen; 32 / Worms / BSG Bad Oeynhausen), Niko Kappel (Kugelstoßen; 22 / Schwäbisch-Gmünd / VfL Sindelfingen), Frederike Koleiski (Kugelstoßen; 29 / Wesel / Eintracht Duisburg), Léon Schäfer (Staffel; 20 / Hannover / Bayer Leverkusen), Tom-Sengua Malutedi (Staffel; 20 / Duisburg / Bayer Leverkusen).
7x Silber: Lindy Ave (200m; 19 / Neubrandenburg / HSG Uni Greifswald), Irmgard Bensusan (200m), Johannes Floors (100m), Juliane Mogge (Kugelstoßen; 27 / Kassel / TV Wattenscheid), Katrin Müller-Rottgardt (100m; 35 / Duisburg / TV Wattenscheid), Daniel Scheil (Kugelstoßen; 44 / Freiberg /BVS Weiden), Mathias Schulze (Kugelstoßen; 33 / Magdeburg / SC DHfK Leipzig).
7x Bronze: Lindy Ave (100m), Alhassane Baldé (1500m, 5000m; 31 / Wohnort: Bonn / SSF Bonn), Mathias Mester (Speerwurf; 30 / Münster / 1. FC Kaiserslautern), Léon Schäfer (Weitsprung), Frank Tinnemeier (Kugelstoßen; 44 / Lemgo / TSV Hillentrup), Martina Willing (Speerwurf; 57 / Pasewalk (MVP) / BPRSV Cottbus).