Mit einer Medaille kehren die deutschen Para Judoka von den Weltmeisterschaften aus Birmingham zurück. Lennart Sass gewann Bronze in der Klasse J1 bis 73 Kilogramm. Der Rendsburger (Schleswig-Holstein), der inzwischen in Heidelberg wohnt, gewann das Duell um Platz drei gegen Djibrilo Iafa (Portugal). Weitere Medaillen holte das deutsche Team nicht, dafür gab es jedoch einige Punkte für die Paralympics-Qualifikation.
Wichtige Weltranglistenpunkte sammelte allen voran Lennart Sass. Bei der WM und bei allen weiteren Turnieren bis zu den Paralympics im kommenden Jahr zählen die Punkte doppelt. Es ist davon auszugehen, dass Sass mindestens Weltranglisten-Achter sein muss, um einen Startplatz für die Paralympics zu ergattern. Aktuell zählt er zu den Top-3 seiner Klasse. Nach seinen Kämpfen erklärt Sass: „Ich bin stolz und demütig zugleich.“ Bei dem hochkarätigen Turnier habe er eine Menge dazu gelernt. „Die erneute Top-Platzierung gibt mir weiteren Rückenwind, um bis zu den Paralympics in Paris unter den Top-Acht der Weltrangliste zu bleiben“, sagt Sass, der wenige Tage zuvor bei den European Para Championships in Rotterdam Silber holte. Vor der WM war Sass an Weltranglistenplatz zwei gelistet – hinter dem späteren Weltmeister Florin Bologa (Rumänien) und vor Yergali Shamey (Kasachstan), der Silber holte. Bruckmann ist optimistisch: „Lennart ist auf einem sehr guten Weg für das Paris-Ticket.“
Nach der Halbfinalniederlage gegen Yergali Shamey (Kasachstan) setzte sich der deutsche Judoka im Bronze-Match gegen den Portugiesen Djibrilo Iafa durch. „Ich konnte ihn binnen einer Minute besiegen“, ist Sass stolz und schildert, wie er den Kampf erlebt hat: „Erst brachte ich ihn mit einer halben Wertung zu Boden, sicherte mir dann den Haltegriff, ehe er noch vor Ablauf der Haltezeit aufgab.“
Auf der Judomatte überzeugt hat auch Ramona Brussig, die in der Klasse J1 bis 57 Kilogramm WM-Fünfte geworden ist. Bundestrainerin Carmen Bruckmann hat eine „starke Leistung“ ihrer Athletin gesehen. „Das wird Ramona in der Qualifikationsrangliste für Paris wieder gut voranbringen“, betont Brückmann. Zuletzt kämpfte Brussig mit Verletzungen, jetzt will sie wieder in der Weltspitze angreifen.
Der mehrjährige Weltranglisten-Dominator Nikolai Kornhaß (Klasse J1 bis 73 kg) wurde bei seinem Comeback Neunter. Eine Schulterverletzung zwang den Judoka zuletzt zu einer längeren Zwangspause. „Er ist erst seit zwei Wochen wieder voll im Training. Es war für ihn wichtig zu wissen, dass die Schulter hält“, sagt Bruckmann über ihren Schützling, der unter anderem den Silbermedaillen-Gewinner von Tokio 2020 geschlagen hat. „Am Ende fehlte einfach die Kraft, aber mit Blick auf die Paralympics hat er eine gute Perspektive“, meint Bruckmann.
Daniel Goral (J2 bis 90 kg) schied in der Trostrunde aus. Goral sei selbst nicht zufrieden gewesen mit seiner Leistung. „Er hat sich mehr erhofft, aber im Kampf leider einen ärgerlichen Fehler gemacht.“ Tabea Müller (Klasse J1 bis 48 kg) und Isabell Thal (J2 bis 48 kg) verloren ihre beiden WM-Kämpfe. „Isabell hat gegen ihre zwei Weltklassegegnerinnen starke Leistungen gezeigt. Es war ihr erster WM-Einsatz. Für die Zukunft sieht das gut aus.“ Spätestens bei den Paralympics 2028 in Los Angeles sollen Müller, Thal sowie Vanessa Wagner (verlor ebenfalls beide Kämpfe) auf höchstem Niveau kämpfen, da alle drei Athletinnen noch sehr jung seien.
Die gezeigten Leistungen und die Medaillenausbeute der Judoka seien „völlig okay“ gewesen. Bruckmann: „Wir gucken jetzt vermehrt auf die Qualifikationsturniere und dafür war es bei vielen ein Schritt in die richtige Richtung.“ Bis zu den Spielen in Paris im kommenden Jahr stehen insgesamt noch fünf Qualifikationsturniere an, am Ende werden zudem nur die besten fünf Qualifikationsturniere gewertet. Mit dem Grand Prix in Baku (Aserbaidschan, 26. und 27. September) steht das nächste Großevent bald vor der Tür. Hier wollen die deutschen Para Judoka groß auftrumpfen, um viele Punkte für die Weltrangliste zu sammeln und dem Paralympics-Ticket einen Schritt näher zu kommen.
Text: Jonas Bargmann / DBS