Para Radsport-WM: Pierre Senska sorgt mit seinem vierten WM-Titel im Straßenrennen in Folge am letzten Tag der Para Radsport-WM in Maniago für einen goldenen Abschluss – Schindler holt erneut Silber
Mit seiner dritten WM-Titelverteidigung im Straßenrennen in Folge hat Pierre Senska bei der Para Radsport-WM im italienischen Maniago für ein weiteres Highlight des deutschen Teams gesorgt. Der 30-Jährige ließ der Konkurrenz keine Chance und überquerte die Ziellinie souverän mit einem 70-Meter-Vorsprung als Erster. Denise Schindler wurde hingegen auf den letzten Metern noch abgefangen, freute sich aber dennoch über ihre zweite Silbermedaille. Mit dreimal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze sowie zahlreichen Top 10-Platzierungen, darunter sieben vierte Ränge, erzielten die deutschen Para Radsportler ein starkes Mannschaftsergebnis.
Zum Mann des Tages hat sich am Abschlusstag der Para Radsport-WM in Maniago Pierre Senska gekrönt. Der Berliner ließ sich von dem großen Druck, der aufgrund seiner bisherigen Erfolge in WM-Straßenrennen auf seinen Schultern lastete, nicht aus der Ruhe bringen und fuhr ein engagiertes Rennen. Spurlos ging die enorme Erwartungshaltung jedoch nicht an ihm vorbei: „Zum vierten Mal in Folge diesen Titel einfahren zu wollen – da hat eine Menge Druck auf mir gelegen. Das war dieses Jahr mental wirklich nicht einfach für mich.“ Doch er hat es wieder allen gezeigt. Dementsprechend ausgelassen freut sich der Seriensieger: „Ich bin natürlich mehr als erleichtert, dieses wunderschöne Trikot des Weltmeisters weiterhin tragen zu dürfen. Der erneute Erfolg ist eine Riesensache für mich und eine große Ehre.“ Das zunächst taktisch geprägte Rennen entwickelte sich zum Ende hin ideal für den starken Sprinter. „Michael Teuber ist mir den Schlusssprint super angefahren. Auf der Zielgeraden über das Kopfsteinpflaster habe ich dann alles herausgeholt, was in mir steckt. Ich bin einfach super glücklich, jetzt kann gefeiert werden.“ Und wer vier WM-Titel in Serie einfährt, hat sich das auch mehr als verdient. Teuber wurde am Ende Vierter.
Eine kürzere Zielgerade hätte sich Denise Schindler gewünscht. Dann hätte sie eine aus ihrer Sicht erfolgreiche WM sogar vergolden können. Allerdings musste sich die 33-Jährige, die in diesem Jahr schon Bahnrad-Weltmeisterin wurde, auf den letzten Metern Titelverteidigerin Anna Beck (Schweden) geschlagen geben. „Ich habe während des Rennens immer wieder versucht auszureißen, habe es aber leider nicht geschafft. Auf der Zielgerade bin ich den Sprint von vorne angefahren und erst auf den letzten Metern eingeholt worden“, berichtet Schindler, fügt jedoch an: „Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit meinem Rennen, habe alles versucht und die anderen starken Konkurrentinnen hinter mir gelassen. Mehr war nicht drin.“ Mit der zweiten Silbermedaille bei der Straßen-WM rundet Schindler ein für sie sehr erfolgreiches Jahr ab.
Zufrieden zeigte sich auch Bundestrainer Patrick Kromer schon vor dem Tandem-Rennen und dem abschließenden Team-Wettbewerb mit insgesamt zehn Medaillen. Das ist zwar nur die Hälfte der Ausbeute bei der letztjährigen Gala-WM, bei der so ziemlich alles aufgegangen war, doch die Gründe dafür sind schnell gefunden: Angesichts von sieben vierten Plätzen fehlte bei einigen knappen Entscheidungen das nötige Quäntchen Glück, zudem blieben die letztjährigen Doppel-Weltmeister Hans-Peter Durst und Christiane Reppe diesmal ohne Edelmetall. Durst fiel mit gesundheitlichen Problemen kurzfristig aus, Reppe wurde im Zeitfahren Vierte und schied im Straßenrennen nach einem Sturz aus.
„Wir haben viele sehr gute Ergebnisse geholt und können auch mit der Punkteausbeute für die Paralympics in Tokio 2020 sehr zufrieden sein, abgesehen vom Ausfall von Hans-Peter und vom Sturz von Christiane“, resümiert Bundestrainer Patrick Kromer. Hier und da sei sicherlich noch manche Medaille mehr drin gewesen. „Dadurch sind wir nicht ganz an die Ausbeute aus dem Vorjahr herangekommen. Es war dennoch wieder eine erfolgreiche WM für uns.“ Ein großes Highlight sei neben den WM-Titeln für Michael Teuber, Andrea Eskau und Pierre Senska besonders auch die Medaillenpremiere für Matthias Schindler gewesen, der Silber im Zeitfahren gewann.
Insgesamt holte die Mannschaft von Bundestrainer Patrick Kromer dreimal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze. Mit Tobias Vetter (36 / Gera / BSV München) und Christiane Reppe (30 / Dresden / GC Nendorf) im Zeitfahren, Michael Teuber (50 / Tegernsee / BSV München) im Straßenrennen und Steffen Warias (33 / Tübingen / BSV München) sowie Kerstin Brachtendorf (46 / Mendig / BPRSV Cottbus) sogar in beiden Wettkämpfen verpassten die deutschen Para Athletinnen und Athleten gleich siebenmal das Podium mit jeweils Platz vier nur knapp – Spitzenleistungen, die die Klasse des deutschen Teams zeigen und für die Zukunft zuversichtlich machen.