Erfolgreiches Saisonfinale für die deutsche Para Ski alpin Nationalmannschaft: Im italienischen Sella Nevea gibt es zum Abschluss drei Siege für Anna-Lena Forster, drei zweite Plätze für Anna-Maria Rieder und einen dritten Rang für Christoph Glötzner. Dazu kommen reichlich Kristallkugeln für die Gesamt- und Disziplinenwertungen und die Nationenwertung bei den Frauen. Bundestrainer Justus Wolf zieht ein zufriedenes Fazit.
Wenngleich es in dieser Saison keinen Höhepunkt gab – für die mehrfache Paralympicssiegerin und Weltmeisterin Anna-Lena Forster liest sich die Bilanz besser als je zuvor. 22 Starts, 22 Siege: Besser geht es nicht. Dass sie ausgerechnet im letzten Rennen der Saison krankheitsbedingt fehlte, schmälert das Resultat nicht, zumal die Monoskifahrerin in den Julischen Alpen zwischen Italien und Slowenien bereits zwei Riesenslalom- und ein Slalom-Rennen gewonnen hatte. Die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup-Sieg und vier kleine in den Disziplinenwertungen – Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom – waren ihr bei ihrer ausnahmslos goldenen Ausbeute logischerweise auch nicht mehr zu nehmen. „Wir hatten ein paar spannende Rennen, zum Beispiel, als in Cortina beim Slalom die Chinesinnen dabei waren und das macht dann schon Spaß“, sagte Forster, deren Konkurrenz oft überschaubar blieb: „Generell macht es mir einfach total Spaß – das Skifahren, Rennen fahren, mit dem Team unterwegs zu sein.“
Lob gab es auch vom Bundestrainer. „Anna-Lena war maximal erfolgreich und wichtig ist, dass wir weitergekommen sind, auch in den Speed-Disziplinen, was das Thema Zuversicht angeht“, sagt Justus Wolf und verweist mit Blick auf die Test-Events vor den Paralympics 2026 in Cortina d’Ampezzo: „Cortina war gut bei Anna-Lena. Generell wird das Hauptaugenmerk darauf liegen, dass wir uns weiter der Trainingsperformance annähern, weil die doch noch etwas höher ist als im Rennen.“
Rieder und der Frühjahrsschnee
Anna-Maria Rieder, wie Forster in dieser Saison eine zuverlässige Podiumsfahrerin, präsentierte sich beim Saisonfinale in starker Form. Mit drei zweiten Plätzen im Riesenslalom – im einzigen Slalom schied sie aus – ließ sie die jahrelange Dominatorin Marie Bochet aus Frankreich immer hinter sich. „Anna-Maria hat hinten raus gute Leistungen gezeigt und ist mit dem Frühjahrsschnee gut klargekommen“, lobt Wolf und ergänzte: „Sie hat auch immer mehr an die Schwedin Ebba Årsjö herangefunden, die diese Saison immer vorne war.“ Der Lohn für Abfahrts-Weltmeisterin Rieder: Rang drei im Gesamtweltcup der stehenden Frauen, Zweite in der Riesenslalom-Wertung und Dritte im Slalom- und Abfahrts-Weltcup.
Sein überhaupt erst zweites Weltcup-Stockerl bejubelte Christoph „Grisu“ Glötzner für das deutsche Team: Nachdem der einbeinige Skifahrer im japanischen Sapporo Mitte Februar sein Podiums-Debüt mit Rang drei im Riesenslalom gegeben und den ersten Podestplatz eines deutschen stehenden Skifahrers seit 2010 bejubelt hatte und zuvor schon in Cortina d’Ampezzo im Slalom nur um eine Hundertstelsekunde an Rang drei vorbeigeschrammt war, gab es in Sella Nevea im Slalom erneut Platz drei – nur fünf Hundertstelsekunden hinter dem Zweiten. „Grisu ist der Aufsteiger der Saison“, freut sich Bundestrainer Wolf: „Und das, obwohl er nicht im kompletten Umfang mittrainieren konnte, weil er in sein Medizin-Studium reinfinden wollte, um in den kommenden beiden Saisons mit WM und Paralympics mehr Gas geben zu können.“
Deutschland holt auch Nationenwertung der Frauen
Mit Alexander Rauen, der die Slalom- und Riesenslalom-Saison ebenso wie den Gesamtweltcup auf Rang fünf mit seinem Guide Jeremias Wilke beendete und in Sapporo, Veysonnaz und Wildschönau je einmal auf dem Podest landete diese Saison, zeigte sich Wolf ebenfalls sehr zufrieden: „Er war im Herbst verletzt und konnte erst im Dezember auf den Schnee, deshalb ist er vielleicht etwas hinter seinen eigenen Erwartungen zurückgeblieben, aber wenn man das verpasste Training betrachtet, war das gut.“
Leander Kress, der sein bestes Resultat mit einem siebten Platz im Slalom im österreichischen Wildschönau einfuhr, bescheinigt Wolf „einige Lichtblicke“ wie in Cortina d’Ampezzo mit Rang elf im Slalom, sagt aber auch: „Er war vom Pech verfolgt und ist oft ausgeschieden, da müssen wir an der Konstanz arbeiten, es fehlt am Durchkommen.“
Andrea Rothfuss, die es in Sapporo immerhin einmal auf Rang drei geschafft hatte, musste die Saison früher beenden. „Ihre gesundheitlichen Probleme, die im Sommer ein geregeltes Training unmöglich gemacht hatten, ließen ihr Energie- und Konditionslevel zunehmend schwinden, was auch dem fehlenden Kondi-Training zuzuschreiben war“, sagt Wolf, der auch erwähnt, dass Noemi Ristau mittlerweile ihre Karriere aufgrund von anhaltenden Verletzungsproblemen beendet hat.
Viele Rennabsagen schmerzen Wolf
Ansonsten fällt das Fazit von Wolf, dessen Team auch die Nationenwertung der Frauen holen konnte, durchweg positiv aus. „Mit der neuen Co-Trainerin Monica Hübner hat es sehr gut gepasst, da kam viel guter Input“, sagt Wolf über die ehemalige Weltcup-Fahrerin. Lediglich der Rennkalender lässt Wünsche offen. „Wir haben mit vielen Rennabsagen gekämpft. Wenn du vor Ort bist und das Rennen abgesagt wird, tut es weh, weil du viel Geld in die Hand nimmst und dann gibt es keine Ersatz-Events“, bedauert Wolf: „Da wünsche ich mir einen verlässlicheren Kalender, auch dass man die Rennen cleverer plant mit dem Wetter zusammen. Sella Nevea wie jetzt zum Beispiel nicht im März, weil es da immer zu warm ist.“
Im kommenden Jahr steht die WM im Fokus, einen definitiven Austragungsort gibt es noch nicht. 2026 warten dann die Paralympics in Cortina d’Ampezzo. „Das war dieses Jahr ein guter Test, das lag mir auch im Magen, ob die Speed-Strecke safe ist. Es bleibt dennoch die Unbekannte, dass wir jetzt im Januar da waren und bei den Paralympics im März fahren, wenn es wärmer ist – aber eins nach dem anderen“, sagt Wolf: „Jetzt schauen wir erstmal auf die WM, danach auf die Paralympics.“
Text: Nico Feißt / DBS