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Generationenwechsel auf flugtauglichen Pferden

„Man hat im Vorfeld so viel Negatives über Rio gehört, über das Dorf und so. Aber ich finde, es ist gar nicht so schlimm. Nur dass ich so lange von zu Hause weg bin, ist nicht so schön“, sagt Carolin Schnarre. Die 24-jährige Osnabrückerin ist das Nesthäkchen im Team der deutschen Dressurreiter. Und ihre Worte verdeutlichen etwas, was sich aktuell durch viele Nationen zu ziehen scheint: einen Generationenwechsel. Nicht zuletzt seit Goldhoffnung Hannelore Brenner wenige Tag vor der geplanten Abreise von ihrer angestrebten fünften Paralympics-Teilnahme wegen einer Verletzung ihres Pferdes Kawango zurücktreten musste, liegen die Hoffnungen auf dem Nachwuchs. Schließlich ist nun mit Steffen Zeibig nur noch ein Reiter mit Paralympics-Erfahrung dabei.

Autor: Wilhelm Seibert
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 06. September 2016

„Natürlich schmerzt es, dass Hanne nicht dabei sein kann. Sie fehlt vor allem wegen ihrer Erfahrung. Jetzt kämpfen wir eben um Silber und Bronze“, sagt Teammanagerin Britta Bando und wirkt dabei durchaus zuversichtlich. Schließlich sind die Bedingungen gut, Konkurrenz motiviert und am Ende müssen alle Nationen erst einmal in der Lage sein, ihre Leistungen abzurufen. Und selbst, wenn insbesondere im Team-Event nicht gleich am ersten Tag alles hundertprozentig sitzen sollte, werden alle die Ruhe bewahren. „Am ersten Tag reiten wir meist auf Sicherheit – schon, damit die Pferde nicht unruhig werden. Am zweiten Tag greifen wir dann an“, erläutert Bando. Die Briten seien im Prinzip uneinholbar, aber für Carolin Schnarre (Grade IV) sind auch die Belgierin Michèle George und der Holländer Frank Hosmar die größten Konkurrenten. Aber am wichtigsten ist ohnehin nur die Konzentration jedes Einzelnen auf sich selbst und das Trainingsgerät Pferd.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass auf dem Trainingsgelände direkt neben dem Reiterstadion in Deodoro eine fast humorvolle und lockere Stimmung herrscht, was nicht zuletzt daran liegt, dass bisher alles so reibungslos geklappt hat. „Den Flug haben die Pferde gut verkraftet – fast so, als würden sie das ständig machen“, erzählt Tierärztin Bernadette Unkrüer. Unruhig würden sie nun in Deodoro lediglich, wenn das Futter nicht zur gewohnten – deutschen – Zeit „auf den Tisch“ kommt. Von Jetlag könne man aber nicht sprechen. Pferde schlafen schließlich auch im Stehen – da können sie nach Bedarf und bei Gelegenheit einfach mal ein kurzes Nickerchen einlegen. Und wenn es auch die Reiter schaffen, sich in den kommenden zwei Wochen gut zu verstehen, kann eigentlich nichts schiefgehen. Carolin Schnarre wünscht sich vor allem eins: „Dass das Pferd und ich das hier alles gut meistern.“

Los geht es für die Equipe am 10. September. Dann nämlich steht zwischen 10.00 und 11.35 Uhr der Pferde Check an, die sogenannte Horse Inspection, die bereits zum Wettkampf gehört. Wenn hier alles glatt geht und die Pferde „fit for competition“ sind, kann es einen Tag später dann ins Viereck gehen.